Die Medienlandschaft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Durch die sozialen Netzwerke wird öffentliche Kommunikation viel kürzer und direkter. Auch Polizeidienststellen nutzen Soziale Medien wie Facebook und Twitter, um live über Einsätze zu informieren, nach Tatverdächtigen zu suchen oder in Echtzeit mit Bürgerinnen und Bürgern zu kommunizieren. Wie dieser zeitgemäße Kommunikationsstil ankommt und welche Regeln man beim Kommentieren und Posten beachten sollte, verrät Kriminalhauptkommissar Tobias Greve vom Social-Media-Team der Polizei Hamburg.
Social Media ist ein Vollzeitjob
Als im Juli 2017 der G20-Gipfel in Hamburg stattfand, war auch das Social-Media-Team der Polizei Hamburg vor Ort, um live über die komplexe Einsatzlage zu berichten. Rund 31.000 Polizeikräfte wurden zum Schutz des Gipfels in der Stadt eingesetzt. „Viele Medien beriefen sich auf unsere Tweets, weil wir direkt vom Ort des Geschehens berichteten. Das war natürlich eine sehr große Verantwortung und eine enorme Herausforderung“, erinnert sich Tobias Greve. In sozialen Netzwerken finden sich hunderte Accounts, die von Polizeidienststellen betrieben werden. Die Polizei zeigt dort Bürgernähe, kann eine große Zahl von Menschen praktisch in Echtzeit erreichen und mit ihnen ins Gespräch kommen. „Das ist ein Vollzeitjob“, sagt Tobias Greve: „Wir sind an Wochentagen täglich von 8 bis 18 Uhr auf unseren Kanälen aktiv, um regelmäßig Beiträge zu erstellen, alle Kommentare zu lesen und um auf Fragen zu antworten.“
Crossmedial und vielseitig
Um sprachlich keine unnötige Distanz zu schaffen, duzt das Social-Media-Team der Polizei Hamburg die Community. Aus Respekt vor jedem Einzelnen siezt das Team aber, sobald eine Nutzerin oder ein Nutzer persönlich angesprochen wird. Tobias Greve und seine Kolleginnen und Kollegen erhalten in den Kommentaren viel Lob, etwa für Ermittlungserfolge oder besonders gelungene Einsätze. Manchmal wird der Ton etwas rauer. Dann schauen sie sich die Kommentare genau an und schalten sich hin und wieder aktiv in die laufende Debatte ein: „Da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Wird es beleidigend, bitten wir die Nutzerinnen und Nutzer um einen höflicheren Umgang. Sind Kommentare rassistisch, sexistisch oder diffamierend, können wir sie im Einzelfall löschen. Wer sich wiederholt nicht an die Regeln hält, wird temporär gesperrt“, erklärt Tobias Greve. Dabei hält sich das Social-Media-Team an ein paar Grundregeln, die sie in einer Netiquette festgehalten haben.
Mit der Zeit hat die Polizei Hamburg ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken immer weiter ausgebaut. „Unsere ersten Accounts waren auf Facebook und Twitter, später kamen Youtube und Instagram hinzu“, erzählt Greve. Die Berichterstattung ist vielfältig. Neben Presseberichten postet und twittert das Hamburger Team über Verkehrskontrollen, Präventionstipps, Karrieremöglichkeiten und sogar Zeugenaufrufe und Öffentlichkeitsfahndungen. „Wir erreichen mit einem einzelnen Facebook-Beitrag im Schnitt ca. 40.000 Menschen. So eine Reichweite kann die Chancen für einen Ermittlungserfolg erheblich steigern, deshalb suchen wir in sozialen Medien auch nach Zeugen oder stellen Fahndungsaufrufe ein“, erklärt Tobias Greve. Je mehr Menschen online die Beiträge der Polizei teilen, desto höher wird die Reichweite. „In sozialen Netzwerken bringen emotionale Themen die meiste Aufmerksamkeit, aber wir als Polizei versuchen natürlich sachlich und möglichst neutral zu kommunizieren“, sagt Greve. Umso mehr freut sich das Team, wenn ein Beitrag „viral“ geht und sich sehr weit verbreitet. „Wir haben die Autofahrerinnen und Autofahrer in einem Facebook-Post daran erinnert, dass bald die Schule wieder anfängt und viele Kinder auf der Straße sind. Dieser Beitrag hat über eine Millionen Menschen erreicht“, so der Polizist.
Erst denken, dann posten
Was Tobias Greve zunehmend ärgert, sind Beiträge von Nutzerinnen und Nutzern, die im Netz falsche Behauptungen streuen: „Wer einen Einsatz der Polizei mit dem Smartphone filmt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er oder sie meist nicht alle Hintergründe kennt“, betont Greve. Er erlebt immer häufiger, dass in Sozialen Medien Fotos oder Videos von Polizeieinsätzen kursieren, die der Polizei ein rechtswidriges Vorgehen unterstellen. „So wird die Polizei mit Behauptungen und Anschuldigungen konfrontiert, die womöglich gar nicht den Tatsachen entsprechen. Wenn einem das Vorgehen der Polizei komisch vorkommt, kann man uns gerne ansprechen und nachfragen“, sagt der Polizist. Grundsätzlich sind es Tobias Greve und seine Kolleginnen und Kollegen gewohnt, dass Menschen sie bei der Arbeit filmen oder Fotos machen. „Man sollte als Unbeteiligter nur darauf achten, den Einsatzkräften nicht im Weg zu stehen“, so Greve. Außerdem dürfen Gespräche am Einsatzort nicht aufgezeichnet werden, das stellt laut Paragraph 201 StGB eine Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes und somit eine Straftat dar. „Auch Porträtaufnahmen von einzelnen Polizeibediensteten haben im Netz nichts verloren, weil sie die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen verletzen“, erläutert Greve.
AL (Stand: 26.03.2021)