Bloßstellung durch Doxing
Persönliche Daten als Waffe
Bloßstellung über das Internet
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Das Internet ist eine riesige Unterhaltungs-, Wissens- und Nachrichtenbörse. Doch alle persönlichen oder privaten Informationen, die über Menschen im Web verfügbar sind, können auch gegen diese verwendet werden. Beim sogenannten Doxing werden diese Informationen dafür eingesetzt, um Nutzer und Nutzerinnen zu bedrohen, zu erniedrigen oder bloßzustellen.
Je prominenter, desto gefährdeter
Seinen ersten großen Doxing-Skandal hatte Deutschland im Jahr 2018. Damals wurden private Telefonnummern, Anschriften, E-Mail-Adressen, Dokumente, Bilder und Chatverläufe von fast 1.000 deutschen Politikerinnen und Politikern, von Prominenten und YouTubern ins Netz gestellt. Die Daten wurden zwischen dem 1. und 28. Dezember 2018 parallel über eine Reihe verschiedener Online-Plattformen, unter anderem den Blogging-Dienst Twitter, in Form eines „Adventskalenders“ publiziert. Die Ermittlungsbehörden wurden erst darauf aufmerksam, nachdem die Medien ausführlich über diese Veröffentlichungen berichtet hatten. Durch eine enge Zusammenarbeit der Nachrichtendienste des Bundes, des Bundeskriminalamtes und des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums konnte der 20jährige Täter innerhalb weniger Tage ermittelt werden. Als Motiv gab er „Verärgerung über Politiker“ an. Zwei Jahre später wurde er wegen Ausspähens von Daten, Vortäuschens einer Straftat, versuchter Erpressung und Datenhehlerei zu neun Monaten Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt. Das Phänomen, das Menschen internetbasierte personenbezogene Daten zusammentragen, um sie dann in böser Absicht zu veröffentlichen, gibt es bereits seit Jahren. Doch in dieser Größenordnung war es hier zum ersten Mal aufgetreten. Der Begriff Doxing kommt aus dem englischen (dox) und ist dort eine Abkürzung für „documents“ (Dokumente). Gemeint ist das internetbasierte Zusammentragen von Informationen zu einer Person, um diese dann – meist in den sozialen Netzwerken – zu veröffentlichen. Die Absichten dahinter sind meist bösartig, denn das Motiv ist Rache oder Verbitterung über einen empfundenen Missstand, für den man Personen oder Gruppen, beispielsweise Politiker, verantwortlich macht. Das Doxing wird hier zu einer Form der Selbstjustiz: Die Person oder die Personengruppen sollen zur Rechenschaft gezogen werden, indem sie öffentlich bloßgestellt werden. Durch das Veröffentlichen persönlicher Kontaktdaten wie Adresse, Telefonnummer oder Mailaccounts wollen die Täter erreichen, dass andere Internetnutzer und -nutzerinnen sich an der Aktion beteiligen und die bloßgestellten Personen ebenfalls attackieren.
Das Internet als Recherchequelle
Die Informationen gewinnen die Täter auf vielfältige Weise. Dies reicht von der Recherche in öffentlich zugänglichen Datenbanken, wie etwa Telefon- oder Adressverzeichnissen, Angaben auf Webseiten oder in Mitgliederlisten. Auch die sozialen Medien sind eine gute Möglichkeit, an Informationen über Menschen heranzukommen. Dabei machen sich die Täter zunutze, dass die meisten Menschen ihre Internet-Alias-Namen auf verschiedenen Plattformen und Diensten parallel nutzen. Kennt man die wahre Identität einer Person hinter einem Aliasnamen, etwa auf Facebook, so sucht man einfach im Internet nach einer weiteren Verwendung dieses Namens, etwa in Erotikportalen oder Partnerschaftsbörsen. Wenn man dann auf weitere Übereinstimmungen trifft, etwa identische Fotos oder Ortsangaben, kann man so auf die reale Person schließen und diese bloßstellen. Eine andere Methode ist das Social Engineering. Dabei nimmt der Täter oder die Täterin direkt Kontakt mit dem Opfer auf. Dabei wird meist eine falsche Identität vorgetäuscht, etwa indem man sich als Vertreter einer Behörde oder gar der Polizei ausgibt, um dem Opfer persönliche Informationen zu entlocken. Manchmal ist der Täter aber auch im direkten Umfeld des Opfers zu suchen. Etwa ein rachsüchtiger und verbitterter Beziehungs- oder Geschäftspartner, der versucht, sein Opfer mit intimen oder privaten Informationen an den Internetpranger zu stellen.
Prinzip Datensparsamkeit
Um das Risiko zu verringern, dass man selber Opfer einer Doxing-Attacke wird, sollte man immer das Prinzip der Datensparsamkeit befolgen. Zwar kann man bei Nutzung des Internets nicht verhindern, dass persönliche Informationen im Netz auffindbar sind. Das reicht vom Profil im Mitarbeiterbereich auf der Webseite des Unternehmens, für das man tätig ist, über berufliche Netzwerke wie Xing oder LinkedIn hin zu Sozialen Medien wie Facebook oder TikTok, die eher privat genutzt werden. Doch man sollte immer schauen, welche Information man selbst über sich preisgibt beziehungsweise für andere zugänglich macht. So sollten Social Media Kontakte möglichst so privat wie möglich gehalten und Freundschaftsanfragen von unbekannten Personen abgelehnt werden. Nutzen Sie möglichst bei jedem Internet-Service einen anderen Benutzernamen und ein anderes Passwort. Bei Internet-Angeboten, die nicht mit Ihrem realen Namen in Verbindung gebracht werden sollen, sollten Sie Wegwerf-Mailadressen für die Registrierung nutzen. Falls Sie selber Opfer eines Doxing-Angriffes werden sollten, suchen Sie sich Hilfe bei einer polizeilichen Beratungsstelle oder einem Anwalt. Bei Beleidigungen oder Drohungen kann Anzeige erstattet werden. Recherchieren Sie, woher der Angreifer die Informationen über Sie erhalten haben könnte. Machen Sie Screenshots von den Beleidigungen, Drohungen und Hasskommentaren, die in einer juristischen Auseinandersetzung als Beweismittel genutzt werden können, und fordern Sie schließlich die Betreiber der Plattformen auf, die Beiträge und Veröffentlichungen über Sie zu löschen.
TE (25.11.2022)
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