< Autoposer: Hauptsache laut und auffällig

„Jede Form von Antisemitismus bekämpfen“

Im Jahr 2017 wurden 1.453 antisemitische Straftaten bei der Polizei registriert. Viele Angriffe bleiben jedoch unterhalb der Sichtbarkeitsgrenze. Um der Judenfeindlichkeit in der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen, hat die Bunderegierung zum 1. Mai 2018 den Botschafter Dr. Felix Klein zum Bundesbeauftragten für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus berufen. Seine Ziele: Das Dunkelfeld erhellen, präventive Aufklärungsarbeit leisten und Vorurteile gegen Juden in der Gesellschaft abbauen.

Ihre Aufgabe ist es, Maßnahmen der Bundesregierung, die Antisemitismus bekämpfen sollen, zu koordinieren. Was sind das für Maßnahmen?

Mein erstes Projekt ist der Aufbau eines Meldesystems für antisemitische Vorfälle, auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Es soll einheitlich für alle Bundesländer gestaltet sein, weshalb wir einen zivilgesellschaftlich organisierten Bundesverband gründen, der durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend mitfinanziert wird. Über das System können judenfeindliche Angriffe gemeldet werden. Dabei ist es übrigens gleichgültig, ob die Geschädigten jüdisch sind oder nicht. Der Kippa-Träger, der im April 2018 in Berlin angegriffen wurde, war ja zum Beispiel gar kein Jude, sondern arabischer Israeli. Bei dem Projekt orientieren wir uns an der Arbeit der Berliner Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus, kurz RIAS, die im engen Austausch mit der Polizei steht. Das ist wichtig, um Fallzahlen abzugleichen, aber auch um dem Opfer eine sinnvolle Beratung zu vermitteln. Abgesehen davon möchte ich die bereits bestehenden Maßnahmen gegen Antisemitismus auf Bundes- und Länderebene bündeln und dadurch effizienter machen. Da eine Vielzahl von Maßnahmen, die bei der Bekämpfung des Antisemitismus in Frage kommen, in der Zuständigkeit der Länder liegen, werde ich die Gründung einer entsprechenden Bund-Länder-Kommission vorantreiben.

Dr. Felix Klein

Bundebeauftragter für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, © BMI

Was ist Ihr langfristiges Ziel?

Mein Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Antisemitismus ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, das uns alle angeht und zu dessen Bekämpfung wir alle beitragen müssen. Hierzu gehört, dass wir eine Kultur der Zivilcourage und des beherzten Eingreifens entwickeln und Menschen sofort einschreiten, wo sie Antisemitismus wahrnehmen.

Sind Sie der Meinung, dass die Bevölkerung zu wenig über das Judentum weiß?

Viele antisemitische Vorurteile entstehen durch Unwissenheit oder falsche Informationen. Wir sollten über den jüdischen Glauben aufklären, beispielsweise durch Synagogenbesuche. Wir sollten Begegnungsmöglichkeiten mit Juden schaffen und Berührungsängste abbauen. Der Zentralrat der Juden hat beispielsweise das Programm Likrat ins Leben gerufen. Hier gehen jüdische Jugendliche in Schulen. Sie erzählen, wie sie ihren Glauben leben. Was ich außerdem wichtig finde, ist zu vermitteln, dass die Juden unsere Gesellschaft weitergebracht haben. Sie haben maßgeblich zur Stärke Deutschlands etwa in Wirtschaft, Wissenschaft und Kulturlandschaft beigetragen. Albert Einstein, ein deutscher Jude, hat mit seiner Relativitätstheorie die Welt verändert. Es sollte stärker ins Bewusstsein treten, was die Nationalsozialisten unserem Land angetan haben, indem sie Juden vertrieben und ermordet haben.

Wie sollte man Polizistinnen und Polizisten zu dem Thema schulen?

Wenn es um die politisch motivierte Kriminalität in der Polizeiausbildung geht, sollte das Thema Antisemitismus fester Bestandteil sein. Im Jahr 2017 hat die Bundesregierung eine Definition von Antisemitismus beschlossen. Diese sollten Polizisten überall in Deutschland kennen. Dann sind sie auch in der Lage zu erkennen, wann sie etwa bei Demonstrationen einschreiten müssen. Es ist aber auch wichtig, über die Rolle der Polizei im Nationalsozialismus aufzuklären und den Anwärterinnen und Anwärtern anhand von Beispielen aus der Vergangenheit klarzumachen, welche Verantwortung sie dahingehend haben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Es ist eine politische Daueraufgabe, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten, ohne den nachfolgenden Generationen Schuldgefühle einzureden. Es geht um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Vergangenheit. Wir können stolz sein, dass Deutschland eine Erinnerungskultur pflegt, die nichts beschönigt. Gleichzeitig finde ich es wichtig, dass es nicht nur um den Kampf gegen Antisemitismus geht, sondern auch darum, das jüdische Leben in Deutschland wieder zu stärken. Es kommen immer mehr Juden – ob für einen kurzen oder langen Zeitraum – zu uns. Darüber kann man sich wirklich freuen.

MW (26.10.2018)

Seite: << zurück12

Kurztipps

5 Tipps für...
...den sicheren Campingurlaub

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihren nächsten Urlaub mit dem...

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten im Stau

So verhalten Sie sich bei einem Stau richtig.

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten bei einer Autopanne

Darauf sollten Sie achten, wenn Ihr Wagen auf der Autobahn oder...

5 Tipps für...
...das Radfahren im Winter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie in der kalten Jahreszeit trotz...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Wildunfällen

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie im Herbst und Winter in...

5 Tipps für...
...das Autofahren im Alter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie als älterer Mensch Auto fahren.

5 Tipps für...
...die sichere Fahrt mit dem E-Auto

Darauf sollten Sie am Steuer eines Elektroautos achten.

5 Tipps für...
...die Ladungssicherung im Transporter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie einen Transporter (z. B. als...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Autodieben

So können Sie das Risiko für einen Pkw-Diebstahl deutlich reduzieren.

5 Tipps für...
...das Carsharing

Darauf sollten Sie vor der Fahrt mit einem Gemeinschaftsauto achten.

5 Tipps für...
...den Kauf von Souvenirs

Das sollten Sie beachten, wenn Sie Urlaubsandenken erwerben.

5 Tipps für...
...die Verkehrssicherheit im Winter

So können Autofahrer das Unfallrisiko reduzieren.

5 Tipps für...
...die Mietwagenbuchung

Im Voraus einen umfassenden...

5 Tipps für...
...den sicheren Schulweg

So kommen Kinder sicher zum Unterricht.

5 Tipps für...
...die sichere Beladung des Pkw

So verstauen Sie das Gepäck oder die Einkäufe richtig.

5 Tipps für...
...ein winterfestes Auto

Vor dem Winter sollte das Auto für die kalte Jahreszeit gewappnet...

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten im Notfall

Was Sie tun sollten, wenn Sie einer verletzten Person helfen wollen.

Weitere Infos für Autofahrer

Manipulationsversuche nehmen deutlich zu

Den Führerschein für das Auto oder das Motorrad zu erlangen, markiert...[mehr erfahren]

„Hinter jedes Steuer gehört ein klarer Kopf“

Jedes Jahr verunglücken auf deutschen Straßen Menschen, weil sie...[mehr erfahren]

Mehr Sicherheit durch Fahrerassistenzsysteme

Mit Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrat

Immer mehr Autos verfügen über moderne Fahrerassistenzsysteme. Wie...[mehr erfahren]

Mehr Sicherheit für Fahrzeuge

Diese Systeme sind ab 2022 Pflicht

Die EU will den Straßenverkehr sicherer machen. Dabei sollen neue...[mehr erfahren]

Das Sitzen, Bremsen und Abstandhalten sind die größten Schwächen

Gutscheine für Fahrsicherheitstrainings sind ein beliebtes Geschenk,...[mehr erfahren]

Auf welche Warnsignale ältere Autofahrer achten sollten

Im Alter verändert sich der Körper. Das hat Auswirkungen auf die...[mehr erfahren]

Wie sinnvoll ist der Vorschlag des Deutschen Verkehrsgerichtstags?

Alkohol oder Drogen sollten im Straßenverkehr keinen Platz haben. Die...[mehr erfahren]

Schutzplanken können Leben retten

Von Bäumen gesäumte Landstraßen sehen zwar schön aus, bergen für...[mehr erfahren]

Frachtdiebstahl aus Lastkraftwagen

Laptops, Baumaterial, Werkzeuge, Haushaltsgeräte, Möbel oder...[mehr erfahren]

Per Einbruch zum Pkw-Schlüssel

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit steigen erfahrungsgemäß auch wieder...[mehr erfahren]