Sehen und gesehen werden
Soziale Netzwerke werden immer beliebter
94 Prozent der Jugendlichen nutzen regelmäßig WhatsApp
© Andrey Popov
Instant-Messaging-Dienste erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Mittlerweile tauschen sich 94 Prozent der Jugendlichen in Deutschland regelmäßig über WhatsApp aus. Instagram und Snapchat liegen ebenfalls vorne. TikTok verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr den rasantesten Anstieg.
Instant Messenger liegen vorne
In der Studie JIM (Jugend, Information, (Multi-) Media) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest wurde eine Stichprobe von 1.200 deutschen Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren über ihr Mediennutzungsverhalten erhoben. Mit 99 Prozent haben, wie schon in den Vorjahren, fast alle Jugendlichen Zugang zum Internet. Die meisten Jugendlichen gehen mittlerweile über das Smartphone ins Netz. Die mit Abstand wichtigsten Anwendungen sind Instant Messenger. Mit solchen Diensten tauschen die Nutzer via Internet kurze Text-, Sprach- und sogar Audio- und Videobotschaften aus. Absoluter Spitzenreiter bei Jugendlichen ist WhatsApp. Der aufgrund mangelnder Datenschutzrichtlinien umstrittene Dienst wird von 94 Prozent aller Jugendlichen täglich oder mehrmals in der Woche genutzt. Mit 87 Prozent haben aktuell deutlich mehr Schülerinnen und Schüler eine WhatsApp-Gruppe mit ihrer Klasse. Ein naheliegender Grund sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Auf dem zweiten Platz liegt Instagram mit 72 Prozent, 51 Prozent nutzten Snapchat. Im Vergleich zum Vorjahr hat vor allem die Nutzung von TikTok rasant zugenommen. Im Jahr 2019 waren noch 14 Prozent regelmäßig auf der internationalen Videoplattform, aktuell sind es 33 Prozent der deutschen Jugendlichen.
Die Relevanz hängt vom Alter ab
Wo sich Jugendliche beim Surfen am liebsten aufhalten, hängt auch vom Geschlecht und ihrer Altersgruppe ab. Mädchen nutzen im Vergleich zum Vorjahr verstärkt Instagram, Snapchat, TikTok, Pinterest und Facetime. Jungen halten sich hingegen mehr auf Twitch und Twitter auf. Bei den anderen Diensten gibt es kaum Unterschiede. Welchen Dienst die Jugendlichen beim Surfen auswählen, hängt auch von ihrem Alter ab. Es wird deutlich, dass Instagram und Twitter mit steigendem Alter der Jugendlichen an Bedeutung gewinnen. So verwenden etwas mehr als die Hälfte der 12- bis 13-Jährigen regelmäßig Instagram. Bei den 14- bis 15-Jährigen steigt der Wert bereits auf 68 Prozent. Gut vier von fünf Jugendlichen über 16 Jahren nutzen Instagram mindestens mehrmals pro Woche. Twitter wird zwar insgesamt weniger genutzt, zeigt aber ebenfalls eine Steigerung mit dem zunehmenden Alter der Jugendlichen. Umgekehrt verhält es sich mit der App TikTok, die immer unattraktiver für die älter werdenden Jugendlichen wird. Die Onlinezeit im von Corona geprägten Jahr 2020 ist auf täglich 258 Minuten gestiegen (2019: 205 Minuten). Das zeigt, dass der Alltag von deutschen Jugendlichen immer mehr digital geprägt ist: 89 Prozent der Jugendlichen sind täglich online. 94 Prozent der Jugendlichen haben ein Smartphone und fast alle von ihnen haben zuhause Zugriff auf ein WLAN. Die meisten Jugendlichen nutzen das Internet für Unterhaltung (34 Prozent), gefolgt von Kommunikation (27 Prozent) und Spielen (28 Prozent). Auf die Informationssuche entfallen elf Prozent der täglichen Nutzungszeit. 57 Prozent der Jugendlichen schauen sich bei YouTube regelmäßig Videos an, um sich über ein interessantes Thema zu informieren.
Die Publikation „JIM-Studie 2020 – Jugend, Information, (Multi-) Media“ kann von der Webseite des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) kostenfrei heruntergeladen werden.
Mobbing bleibt ein Problem
Die Studie untersuchte auch, ob die Jugendlichen in sozialen Netzwerken bereits Erfahrungen mit Mobbing gemacht haben. In der Altersgruppe der zwölf bis 19-Jährigen geben 38 Prozent an, dass in seinem Bekanntenkreis schon einmal jemand im Internet oder über das Handy fertiggemacht wurde. Elf Prozent geben an, selbst bereits Opfer von Mobbing gewesen zu sein. Mädchen sind hierbei stärker betroffen als Jungen. 29 Prozent der Jugendlichen haben erlebt, dass peinliche oder beleidigende Fotos oder Videos über sie im Netz verbreitet wurden. Bei allen Erfahrungen mit Cybermobbing zeigt sich eine Zunahme mit steigendem Alter der Befragten. Insgesamt konnte im Jahr 2020 in vielen Bereichen eine Veränderung im Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen festgestellt werden. Inwieweit die Entwicklungen eine Besonderheit aufgrund der Pandemie darstellen und ob sie sich langfristig auf die Mediennutzung auswirken, bleibt abzuwarten.
SB / AL (22.03.2021)
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