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Wenn Eltern süchtig sind, leiden die Kinder

Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass es in Deutschland 2,65 Millionen Kinder alkoholkranker Eltern gibt. 40.000 bis 50.000 Kinder haben Eltern, die von illegalen Drogen abhängig sind. Dazu kommen ungefähr 6 Millionen erwachsene Menschen, die in ihrer Kindheit mit Sucht im Elternhaus konfrontiert waren. Das ergibt eine Anzahl von 8 Millionen.

Henning Mielke, selbst Kind suchtkranker Eltern, gründete einen Verein für Kinder aus Suchtfamilien.

© privat

Unausgesprochene Regeln in einer Suchtfamilie

Die Metapher zeigt: Das Problem der Suchterkrankung eines oder beider Elternteile wird von allen Familienmitgliedern wahrgenommen. Es beeinflusst den Alltag, aber keiner redet darüber und somit tut auch niemand etwas dagegen. In einer Familie mit alkohol-, tabletten- oder drogenabhängigen Eltern dominieren somit drei große Gebote, nach denen sich das Verhalten der Kinder ausrichtet:

Don’t talk (Rede nicht!)

Don’t trust (Vertraue nicht!)

Don’t feel (Fühle nicht!)

Das Kind bekommt von seinen Eltern signalisiert, dass es über die Sucht und die Probleme nicht reden darf, weder innerhalb noch außerhalb der Familie. Das trägt zu einer sozialen Isolierung des Kindes bei. Außerdem lernt das Kind, dass es seiner eigenen Wahrnehmung nicht trauen kann, da es von seinen Eltern permanent belogen wird. Sie vermitteln dem Kind, dass das, was das Kind wahrgenommen hat, nicht stimmt. Diese Situation verwirrt das Kind und es bekommt das Gefühl, dass etwas mit ihm selbst nicht in Ordnung ist. Des Weiteren bewirkt die Unberechenbarkeit der nahestehenden Personen, dass das Kind lernt, dass auf niemanden Verlass ist. Das dritte Gebot: Fühle nicht! verbietet dem Kind Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer seinen Eltern gegenüber zu zeigen. Denn es würde ja bedeuten, dass in der Familie etwas nicht stimmt. Es gibt also keinen Raum für die eigenen Empfindungen. Weil das Kind seine Gefühle ständig unterdrücken muss, verliert es den Kontakt zu seinen eigenen Emotionen und lernt seine eigenen Bedürfnisse nicht kennen. Das aus diesen Regeln resultierende Verhalten der Kinder innerhalb der Suchtfamilie beschreibt Henning Mielke so: „Die Kinder sind zu Hause wie ein kleiner Seismograph und fragen sich: Wo droht hier die nächste Gefahr, wo muss ich eventuell einspringen um Schlimmeres zu verhüten?“ Sie bekommen ganz früh und oft auf einer nonverbalen Ebene von den Eltern vermittelt: Nur nichts nach draußen tragen. Was in der Familie vor sich geht, darf keiner erfahren – ob nun im Kindergarten oder in der Schule. Die Kinder werden zu „Geheimnisträgern“. Damit sind sie natürlich auch in einer emotionalen Falle, weil sie sich für ihre Eltern, die sie doch eigentlich lieben, zutiefst schämen. Die Kinder spüren – selbst wenn sie nicht genau wissen, dass es Sucht ist – dass etwas bei ihnen zu Hause anders ist und dass darüber nicht gesprochen werden darf. „Dadurch sind sie gegenüber anderen Kindern und auch gegenüber ihren Lehrern und Erziehern nicht mehr unbefangen: Sie rennen wie Falschgeld durch die Gegend mit dem Gefühl: Ich habe etwas zu verbergen. Das ist natürlich auch eine ganz schwere Bürde für die Kinder.“ Diese Belastung hat schwere Folgen für ihre eigene psychische Entwicklung.

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