„Das kann kein Ghetto sein!“
Quartiersmanagement in Berlin-Kreuzberg als Erfolgsmodell
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Häuserfassaden in Berlin-Kreuzberg
© Quartiersmanagement Zentrum Kreuzberg, Oranienstraße
Quartiersmanagement soll dabei helfen, einzelne Stadtteile bedarfsgerecht zu fördern. Ein Modell, das sich in Berlin-Kreuzberg bereits bewährt hat.
Rückzugsort und Drehscheibe für Aktivitäten
Kurz vor sechs am Nachmittag in der Kohlfurterstraße am Kottbusser Tor: Vor dem Jugendcafé „Sanduhr“ warten die ersten Jugendliche mit in die Hosentaschen gegrabenen Händen auf Einlass. Der Luftzug ist kühl, es nieselt und als die Tür endlich aufgeht, kann es für die Jungen und Mädchen gar nicht schnell genug gehen, hineinzukommen. Drinnen ist es warm und man kann dort prima „abhängen“. Das vom Trägerverein Loyal e. V. betriebene Café ist ein besonderer Ort. Hier treffen sich die Jugendlichen nicht nur regelmäßig, sie haben auch dabei geholfen, die Räume zu renovieren und auszustatten. Die Aussicht auf einen eigenen Rückzugsort und neue Freizeitaktivitäten hat sie besonders motiviert, denn bis dahin waren die Möglichkeiten in dieser Gegend mager.
Projekte auf lokaler Ebene anstoßen
Die vielfältigen Angebote des Jugendcafés sind ein Element in einer Reihe unterschiedlicher Ansätze, der sozialen Spaltung innerhalb der Stadt entgegenzutreten. Die „Sanduhr“ hat aber auch aus einem anderen Grund eine ganz besondere Bedeutung. „Das Beispiel des Jugendcafés zeigt, dass es gelingen kann, durch eine gezielte Förderung auf lokaler Ebene kleinteilige soziale Projekte dauerhaft zu etablieren“, sagt Dr. Thomas Werner. Als Mitarbeiter des Quartiersmanagements Zentrum Kreuzberg arbeitet er daran mit, das Förderprogramm „Soziale Stadt“ umzusetzen. Dabei können in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf soziale Projekte durch Mittel von Bund, Ländern und EU angeschoben werden. Dazu gehörte 2008 auch das Jugendcafé „Sanduhr“. Das Quartier „Zentrum Kreuzberg“ hat die höchste Förderstufe. Die Gründe dafür sind vielfältig: Ein Mangel an Bildungs- und Freizeitangeboten sowie ein unterdurchschnittliches Gesundheitsniveau zählen ebenso dazu wie die niedrige Kaufkraft der Bewohner und die Problematik der sozialen und interkulturellen Integration: „Sehr viele Menschen sprechen hier nur sehr schlechtes Deutsch“, weiß Quartiersmanager Werner.
Türken gegen Araber
Nur wenige Meter entfernt von Werners Büro versinnbildlicht das Neue Kreuzberger Zentrum (NKZ) alle Probleme des Quartiers. In den 1970er Jahren als Projekt des Stadterneuerungsprogramms aus dem Boden gestampft, wurde der Hochhauskomplex schnell zur Heimat vieler Migranten, die bezahlbaren Wohnraum suchten. Die Bemühungen zur gesellschaftlichen Integration der Bewohner und zur sozialen Ausgestaltung der Umgebung von Seiten der Stadt waren nicht ausreichend. Über die Jahre entwickelte sich rund um das zunehmend verwahrlosende NKZ ein sozialer Brennpunkt. Gelegentlich kommt es im Quartier zu Auseinandersetzungen türkischer und arabischer Jugendlichen. Es geht um Stolz, um Ehre und um Feindbilder, die in den historischen Konflikten beider Völker begründet liegen.
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