Geliebtes Nervengift
Tatort Gehirn
Im Gehirn angekommen, manipuliert Alkohol rasch das Nervensystem. Seine Moleküle beeinflussen die Impulsübertragungen zwischen den Nervenzellen so, dass die Gehirnleistung mit zunehmender Alkoholmenge immer weiter abnimmt. Dafür werden im Gegenzug – zumindest bei kleineren Alkoholmengen – verstärkt Botenstoffe freigesetzt, die beim Konsumenten eine euphorische Stimmung hervorrufen: Dopamin, Serotonin und Endorphine. Die Ausschüttung dieser Glückshormone kann sich in verstärktem Tatendrang oder gesteigerter Redseligkeit bemerkbar machen. Die Produktion der Glücklichmacher wird allerdings mit zunehmender Alkoholkonzentration zurückgefahren. Da das Gehirn fast alle Körperfunktionen maßgeblich beeinflusst, resultieren aus seiner Beeinträchtigung viele andere körperliche Einschränkungen. Das Sehfeld wird eingeengt und die realistische Abschätzung von Distanzen unmöglich. Weil außerdem auch die Reaktionsfähigkeit stark nachlässt, können alkoholisierte Menschen beispielsweise nicht mehr sicher am Straßenverkehr teilnehmen. Ein Blutalkoholwert von 0,8 Promille verlängert die Reaktionszeit gegenüber dem nüchternen Zustand um 30 bis 50 Prozent. Zusätzlich treten häufig Koordinations-, Gleichgewichts- und Sprachstörungen auf. Alkohol hat auch eine enthemmende Wirkung: Gedanken und Meinungen werden freier geäußert und die Aggressivität nimmt zu.
2,5 Promille können tödlich sein
Die akute Wirkung von Alkohol auf den Konsumenten hängt auch von der momentanen Verfassung der jeweiligen Person ab. Eine euphorische Stimmung setzt in der Regel ab einem Blutalkoholwert von 0,5 Promille ein. Ab einem solchen Anteil zeigen sich mit zunehmender Menge Verhaltensänderungen und körperliche Beeinträchtigungen. Von einem Rauschzustand spricht man, wenn der Blutalkoholwert über 1,0 Promille liegt. Fehlendes Gleichgewicht, Orientierungslosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sind typische Symptome. Im Bereich von 2,0 bis 3,0 Promille setzt dann das Betäubungsstadium ein: Die Störungen allgemeiner Funktionen sind sehr ausgeprägt, ein Reaktionsvermögen ist praktisch nicht mehr vorhanden. Ab einem Blutalkoholwert von 3,0 bis 5,0 Promille kann eine erwachsene Person bewusstlos werden und ins Koma fallen. Die Körpertemperatur ist dann bereits deutlich gesunken, die Atmung schwach, und es kann zu Atemnot bis hin zu Atemlähmung kommen. Schon eine Blutalkoholkonzentration von 2,5 Promille kann für eine erwachsene Person bereits tödliche Folgen haben; für Kinder und Jugendliche sind schon geringere Blutalkoholkonzentrationen lebensgefährlich.
Eine Frage des Alters
Das mit dem Alkoholkonsum verbundene Risiko hängt auch vom Alter ab. Gerade Kinder und Jugendliche vertragen Alkohol wesentlich schlechter als Erwachsene und sind insbesondere hinsichtlich langfristiger Schäden stärker bedroht. Eine Ursache dafür ist die Körpergröße: Je kleiner ein Mensch ist, desto geringer ist die Wassermenge in seinem Körper. Dadurch wird die Wirkung alkoholischer Getränke verstärkt. Zudem haben Kinder und Jugendliche nicht die gleiche Anzahl von Enzymen zum Abbau von Alkohol wie Erwachsene. Die Folge: Alkoholkonsum im Jugendalter kann körperliche Entwicklungsprozesse wie das Knochenwachstum oder die Muskel- und Gehirnentwicklung beeinträchtigen. In klinischen Untersuchungen konnten Effekte von Alkohol auf das Gehirn im Bereich der Lernfähigkeit und der Entscheidungsfindung nachgewiesen werden. Je jünger Jugendliche mit dem Konsum von Alkohol beginnen, desto größer ist zudem die Wahrscheinlichkeit, später eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Ältere Erwachsene vertragen Alkohol ebenfalls weniger gut, da der Anteil Körperwasser pro Kilogramm Körpergewicht mit dem Alter wieder abnimmt. Der Körper braucht im Alter auch länger für den Abbau von Alkohol.
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