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Missbrauch per Kleinanzeige

Pädokriminelle Täter nutzen Partnerschaftsbörsen, Online-Marktplätze und Kleinanzeigenplattformen, um sich an Eltern, insbesondere an alleinerziehende Mütter heranzumachen. Nach Recherchen des SWR-Investigativformats VOLLBILD werden die Frauen gezielt angesprochen, um später ihre Kinder sexuell zu missbrauchen. Das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigt die Recherchen.

Strategien von Pädokriminellen aufgedeckt


Alleinerziehende stehen im Fokus von Pädokriminellen

© yavdat/stock.adobe.com

 

Pädokriminelle Täter nutzen Partnerschaftsbörsen, Online-Marktplätze und Kleinanzeigenplattformen, um sich an Eltern, insbesondere an alleinerziehende Mütter heranzumachen. Nach Recherchen des SWR-Investigativformats VOLLBILD werden die Frauen gezielt angesprochen, um später ihre Kinder sexuell zu missbrauchen. Das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigt die Recherchen.

 

Manche Mütter unterstützen den Missbrauch sogar

Über Kleinanzeigenplattformen wie „Quoka“ und markt.de versuchen die Pädokriminelle, Kontakt zu Eltern und vor allem zu alleinerziehenden Müttern aufzunehmen. Mal werden günstig Spielzeug oder Kinderkleidung angeboten, andere offerieren ihre die Dienste als freundlicher und kinderliebender Babysitter. Doch auch Kontaktanzeigen für Partnerschaft oder erotische Abenteuer dienen als Lockmittel. Immer geht es darum, den persönlichen Kontakt zu Eltern oder einer Mutter herzustellen, Vertrauen aufzubauen, um so schließlich an deren Kinder heranzukommen. Gerade alleinerziehende Mütter scheinen für die Avancen empfänglich zu sein. So bestätigt das BKA diese Vorgehensweise: „Bei der Kontaktaufnahme wird die unter Umständen schwierige (auch finanzielle) Situation, in der sich Alleinerziehende teilweise befinden können, gezielt ausgenutzt und die Betreffenden entsprechend manipuliert.“ Die SWR-Investigativredaktion fand auf den Anzeigenportalen rund ein Dutzend fragwürdiger Anzeigen. Zum Schein nahmen sie den Kontakt mit den potenziellen Pädokriminellen auf.

Dabei überraschte, wie schnell ihre Chatpartner die Kommunikation auf einen privaten Messengerdienst verlegen wollten, um dann das Gespräch in eine erotische oder eindeutig sexuelle Richtung zu lenken. So, als ob sie austesten wollten, wie weit die vermeintliche Mutter zu gehen bereit ist. Dass sie mit dieser Methode Erfolg haben, beweist unter anderem der Fall einer fünffachen Mutter aus Lünen. Sie hatte einen einschlägig vorbestraften Mann über das Internet kennengelernt. Im Verlauf ihrer Beziehung zu dem Pädophilen soll sie diesem ihren elfjährigen Sohn überlassen haben, damit er sich sexuell an dem Jungen vergehen kann. Sie selbst sowie ihre anderen Kinder sollen bei dem Missbrauch anwesend gewesen sein. Im Darknet finden sich englischsprachige „Handbücher für Pädophile“. Sie empfehlen die Kontaktanbahnung zu alleinerziehenden Single-Müttern, da diese häufig finanzielle Probleme hätten, wodurch sich leicht ein Abhängigkeitsverhältnis aufbauen ließe. Außerdem sind sie etwa im Falle einer Berufstätigkeit auch zeitlich sehr stark unter Druck, so dass sie offen und dankbar sind, wenn ein neuer Partner Fürsorgeverpflichtungen gegenüber den Kindern übernehmen will. Sind die Männer dann mit den Kindern allein, kommt es zum Missbrauch.

Pädokriminelle bevorzugen in der Kommunikation Messengerdienste

© Emre Akkoyun/stock.adobe.com

Pädokriminelle Babysitter schalten Kleinanzeigen

Doch Pädokriminelle nutzen das Internet nicht nur als Partnerbörse. Eine andere Masche ist es beispielsweise, seine Dienste als Babysitter auf Onlinemarktplätzen anzubieten. Im Missbrauchskomplex von Wermelskirchen kam ein Fall ans Tageslicht, bei dem ein Täter sich auch als Babysitter in Familien eingeschlichen hatte und dort die Kinder missbrauchte. Der damals Mitte zwanzigjährige Sönke G. offerierte seine Dienste auch über einen Online-Service, der angab, nur mit geprüften Babysittern zusammen zu arbeiten. Zum Beispiel erschlich sich Sönke G. bei einer Familie aus Berlin das Vertrauen und missbrauchte die beiden ein bzw. zwei Jahre alten Söhne der Familie, als er sie abends beaufsichtigte. Der Kontakt mit dieser Familie kam über eBay-Kleinanzeigen zustande. Sönke G. konnte die Eltern der Kleinkinder schnell durch seine nette Art überzeugen, den Zuschlag für das Babysitten zu erlangen.

Er sei ein Sunnyboy, aufgeschlossen und kommunikativ und konnte beste Referenzen vorweisen, berichtete der betroffene Familienvater. Der Pädosexuelle wurde sogar von Berliner Bezirksämtern zur Arbeit in Kindertagesstätten eingesetzt. Aufgrund eines anonymen Hinweises wurde die Berliner Polizei 2021 in diesem Fall tätig und nahm Sönke G. fest. Auf seinem Rechner fand sie große Mengen an kinderpornographischem Material. Der mittlerweile 28-jährige Pädophile wurde wegen Missbrauchs von 26 Jungen zu 12 Jahren Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Die Kleinanzeigenplattform „markt.de“ teilte auf Anfrage des SWR mit, dass sie bereits gegen den Missbrauch ihrer Online-Dienste vorgehen würden. So hätte das Unternehmen eine eigene Abteilung, die sich mit Pädokriminalität beschäftigen würde. Man setze beispielsweise KI-basierte Systeme ein, um verdächtige Anzeigen aufzufinden. Auch mit den Ermittlungsbehörden würde man eng zusammenarbeiten.

TE (28.04.2023)

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