Kritische Medienkompetenz entwickeln
Markus Gerstmann
Leiter des ServiceBureau Jugendinformation Bremen und Koordinator des Projekts #denk_net, © privat
Vorbildfunktion der Eltern
Im Rahmen des Projekts besucht das Team um Markus Gerstmann seit Februar 2018 weiterführende Schulen, um den Workshop gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der achten bis zehnten Klasse durchzuführen. Auch für die Eltern wird vorab eine Informationsveranstaltung angeboten. Gerstmann schreibt Eltern bei der Mediennutzung eine wichtige Vorbildfunktion zu. „Kinder lernen über die Art, wie sich ihre Eltern in Konfliktsituationen und in der Mediennutzung verhalten, wie sie selbst damit umgehen. Gerade hier ist es wichtig, dass Kinder lernen, Dinge differenziert zu sehen und nicht immer mit einer Plattitüde zu reagieren“, erklärt er. Natürlich sei klar, dass nicht alle Eltern diesen kritischen Diskurs erfüllen können: „Einige Eltern haben es nicht anders gelernt, andere haben keine Kapazitäten dafür. Genau deswegen brauchen Kinder ein zusätzliches Bildungsangebot, um sich mit dem Thema Fake News und Hass im Internet auseinanderzusetzen.“
Politisches Framing
Der Begriff geht auf die Sprachforscherin Elisabeth Wehling zurück. Framing beschreibt, wie über Sprache Assoziationen geweckt, Meinungen gelenkt und Handlungen bestimmt werden können: Die Abgabe von Steuern als Grundlage staatlichen Gemeinwohlhandelns kann beispielsweise mit den Begriffen Steuerlast und Steueroase sehr unterschiedlich behaftet und wahrgenommen werden.
Die Wirkung von Worten
Weil Falschmeldungen oder Hetzkampagnen sich rasant verbreiten und dadurch viele Menschen erreichen, will Gerstmann, dass die Kinder und Jugendlichen sich mit der Wirkung von Worten auseinandersetzen. Um ein Gefühl für die tägliche Nachrichten- und Berichterstattung zu bekommen, gibt Gerstmann den Schülerinnen und Schülern im Anschluss an den Workshop die Aufgabe, von 18 bis 20 Uhr die Nachrichten im Fernsehen zu gucken und dabei zu reflektieren, welche Themen behandelt werden, was davon interessant und nützlich ist, oder was nur dem Entertainment dient. „Es ist wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen ein Gefühl dafür bekommen, was Politik und wie alles organisiert ist. Dabei ist auch die Wortwahl und das politische Framing wichtig“, erklärt er.
Fake News der Zukunft?
Da sich das Internet rasant weiterentwickelt, werden Fake News wohl auch künftig ein Thema bleiben. „Ich denke sogar, dass es noch komplizierter wird, sie zu erkennen. Aktuell wird nur die Verschriftlichung verändert, wenn falsche Informationen erstellt werden. Inzwischen gibt es aber auch die ersten Tools, um Bilder und Videos so zu verändern, dass der Laie das kaum noch überprüfen kann. Damit können ganze Videos mit dem Gesicht eines Politikers manipuliert werden“, so Gerstmann. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, werden auch künftig Angebote wie das Projekt #denk_net gefragt sein, um jungen Menschen die Kompetenz zur Medienkritik zu vermitteln. Weitere Informationen und Materialien zum Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Fake News bietet die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“sowie die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz „klicksafe.de“. FL (25.05.2018)
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