„Wir brauchen mehr Pippi Langstrumpfs!“
Wenig Selbstbewusstsein durch zu viel Anpassung
Erfolgreiche Mädchenfiguren im Fernsehen passen sich an die Anforderungen, die von außen an sie gestellt werden, möglichst gut an. Sie tun das, was von ihnen erwartet wird. „Das Bild der frechen Pippi Langstrumpf gibt es unter den modernen Kinderfiguren einfach nicht mehr. Dass eine Figur wirklich wild ist und sich auch mal gegen die gängigen Strukturen auflehnt, ist heute sehr selten. Die meisten Charaktere sind durch und durch Mädchen, wie etwa Barbie oder Prinzessin Lillifee.“ Dies steigere sich immer weiter und ließe sich auch an Sendungen wie „Germanys Next Topmodel“ nachvollziehen, die auch sehr auf Anpassung und körperliche Disziplinierung abzielten. „Den Mädchen wird durch diese einseitige Darstellung suggeriert: Du bist nur gut, wenn du dich anpasst, du wirst nur geliebt, wenn du alles schaffst – und natürlich sexy aussiehst“, erklärt die Medienforscherin.
Mehr freche Mädchen fürs Fernsehen
Um Mädchen über die Medien selbstbewusstes und „starkes“ Verhalten zu vermitteln, benötigt man vor allem mehr selbstbewusste Mädchenfiguren, die nicht einem hypersexualisiertem und stereotypen Schönheitsideal entsprechen, sondern die Vielfältigkeit des menschlichen Körpers abbilden. „Auch Mädchen sollten lernen, dass sie sich nicht immer an alles anpassen und nicht immer die beste Leistung bringen müssen. Mädchen erfassen sehr schnell, was von ihnen verlangt wird und versuchen oft alles, um dem auch gerecht zu werden. Das bringt sie zwar oft zu besseren Noten, führt aber leider auch dazu, dass sie viele Teile ihrer Identität nicht ausleben und immer an sich selbst zweifeln. Da ist immer dieses Gefühl: Ich reiche nicht. Mein Körper reicht nicht. Ich bin nicht gut genug“, so Götz. Einige Figuren, die frech und selbstbewusst auftreten, gibt es aber schon – man muss sie nur finden. Dazu gehören etwa die „Biene Maja“ oder auch „Wicki und die starken Männer“. „Ein Viertel der bis neunjährigen Mädchen sieht Wicki als Mädchen an, obwohl es sich eigentlich um einen Jungen handelt. Das ist aber nicht schlimm, im Gegenteil, es fördert das selbstbewusste Auftreten von Mädchen“, so die Medienpädagogin. Des Weiteren zählen „Katrin und die Welt der Tiere“, „Paula und die Tiere“, „Tupu – das wilde Mädchen aus dem Central Park“ und „Jane und der Drache“ zu den stärkeren Figuren. „Wenn Eltern und Pädagogen sich dies bewusst machen, ist schon viel gewonnen. Denn dann kann man sich eher die frecheren Figuren heraussuchen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Vielfältigkeit des Lebens dargestellt wird und nicht alles so einseitig und perfekt erscheint. Die idealen Add-On-Figuren müssen aufgeweicht werden“, so Götz. „Wir brauchen einfach wieder mehr Pippi Langstrumpfs.“ (SW)
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