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Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Mädchen mit geistiger Behinderung

Viele nationale wie internationale Studien belegen, dass Mädchen und Frauen mit geistiger Behinderung im Schnitt drei bis vier Mal häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als die Allgemeinbevölkerung. Einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zufolge erlebt etwa jedes vierte Mädchen mit geistiger Behinderung bereits vor seinem 18. Geburtstag sexuelle Übergriffe und sexualisierte Gewalt.

Das Programm „EMMA unantastbar!“


Das Projekt-Maskottchen „Emma“

© Universität Rostock

Erhöhtes Risiko für Mädchen mit geistiger Behinderung

Viele nationale wie internationale Studien belegen, dass Mädchen und Frauen mit geistiger Behinderung im Schnitt drei bis vier Mal häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als die Allgemeinbevölkerung. Einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zufolge erlebt etwa jedes vierte Mädchen mit geistiger Behinderung bereits vor seinem 18. Geburtstag sexuelle Übergriffe und sexualisierte Gewalt. Das am Universitätsklinikum Rostock entwickelte Programm  EMMA unantastbar!“  will durch frühe Präventionsmaßnahmen das Risiko für Mädchen mit geistiger Behinderung, Opfer von sexualisierter Gewalt zu werden, senken und ihr Selbstbewusstsein stärken. „EMMA unantastbar!“ wurde im September 2012 von der Universität Rostock in Kooperation mit dem Heckscher Klinikum München und Wildwasser München e. V. ins Leben gerufen. Studienleiter in Rostock ist Prof. Dr. med. Frank Häßler von der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter.

Das „EMMA-Programm“

Im Rahmen von „EMMA unantastbar!“ erhalten bis 2015 insgesamt 146 Mädchen zwischen 8 und 12 Jahren mit leichter geistiger Behinderung ein Präventionstraining, das speziell auf sie zugeschnitten ist. Durch das Training sollen die Mädchen lernen, Grenzverletzungen und potentiell gefährliche Situationen zu erkennen, und passende Handlungskompetenzen zu entwickeln. Das so genannte „EMMA-Programm“ umfasst insgesamt zehn Sitzungen von 90 Minuten Dauer, die in den Schulalltag integriert sind. „Wir wollen, dass die Mädchen in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und ihnen der Transfer des Gelernten auf den Alltag leichter fällt“, berichtet Projektmanagerin Wencke Chodan. In den ersten vier Sitzungen wollen die Psychologinnen und Pädagoginnen die Mädchen zunächst kennenlernen und sprechen über „Ärgersituationen“ im Alltag wie beispielsweise Konflikte mit anderen Kindern auf dem Spielplatz. „Wir beginnen damit, was eigentlich negative Emotionen wie Ärger, Trauer oder Frust sind, und wie die Mädchen darauf reagieren können“, erklärt Chodan. Das sind Situationen wie „Du bist traurig, weil deine Freundin dein Geheimnis verraten hat - wie gehst du jetzt damit um?“ Oder „Du hast Angst, weil dich jemand vom Spielgerüst wegschubsen will – was kannst du jetzt tun?“ Die Mädchen sollen unter anderem lernen • auf ihre Gefühle zu achten und sie ernst zu nehmen, • potentiell gefährliche Situationen einzuschätzen, • „Nein“ zu sagen, d. h. eigene Grenzen wahrzunehmen und zu verteidigen, • aus einer bedrohlichen Situation wegzugehen und • über einen Vorfall einer Person ihres Vertrauens zu berichten. In der fünften Sitzung werden zum ersten Mal offen die Themen Sexualität und Missbrauch aufgegriffen. „Wir reden dann zum Beispiel darüber, wie die einzelnen Körperteile heißen und an welchen Körperstellen ich von wem berührt werden möchte“, so Chodan. „Wir unterscheiden verschiedene Nähergrade. Ich mag vielleicht irgendwo von der Mutti gestreichelt werden, wo ich aber von der Lehrerin nicht gestreichelt werden möchte.“

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