Femizid

Femizid

Abgrenzung zum Mord

Eingeführt wurde der Begriff „Femizid“ in den 1970er Jahren von Soziologin Diana Russel beim ersten internationalen Tribunal zu Gewalt gegen Frauen in Brüssel. Sie definierte Femizide als „von Männern begangene Tötungen von Frauen, weil sie weiblich sind.“ Russell versuchte, den Begriff vor allem politisch zu nutzen. So wollte sie auf die Frauenfeindlichkeit aufmerksam machen, die ihrer Ansicht nach diesen Gewalttaten zu Grunde liegt. Im Zusammenhang mit solchen Taten seien gender-neutrale Begriffe wie „Mord“, „Beziehungsdrama“ oder „Familientragödie“ nicht sinnvoll. Vielmehr seien Femizide „tödlich wirkende Hassverbrechen, eine extreme Manifestation von männlicher Dominanz und Sexismus“. Laut der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet sich ein Femizid von einem Mord in einer spezifischen Weise: So werden die meisten Femizide von Partnern oder Ex-Partnern begangen, sie gehen oft mit häuslicher Gewalt einher, mit Drohungen und Einschüchterungen, sexueller Gewalt oder Situationen, in denen Frauen weniger Macht und Ressourcen haben.

Kein eigener Straftatbereich

Laut dem Europäischen Institut für Gendergerechtigkeit (EIGE) wurde der Begriff Femizid (femicidio) insbesondere in Lateinamerika als hilfreiches Instrument begrüßt, um auf die alarmierende Eskalation äußerst brutaler Morde an Frauen und Mädchen reagieren zu können. Unter dem Motto „NiUnaMenos“ (zu Deutsch: „Nicht eine weniger“) vernetzten sich dort im Jahr 2015 Tausende Menschen zum Protest gegen Frauenmorde. Sie erzielten damit, dass in einigen südamerikanischen Ländern inzwischen ein eigener Straftatbestand für Femizide geschaffen wurde. Auch wenn ein eigenständiger Straftatbestand in Deutschland bislang fehlt, setzt sich der Begriff auch hierzulande immer mehr durch.

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