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03.03.2017

Amokläufe an Schulen verhindern

Psychologen suchen nach Ursachen und Präventionsstrategien


Psychosoziale Krisen können ein Auslöser für Amokläufe sein

© Africa Studio, fotolia

 

Wenn ein Schüler zur Schusswaffe greift und damit Lehrer und Mitschüler attackiert, ruft das Entsetzen und Verunsicherung in der Gesellschaft hervor. Doch was geht in den Köpfen der Einzeltäter vor? Welche Gründe haben zu der Tat geführt? Einfache Erklärungen greifen hier meist zu kurz. Psychologen achten vor allem auf das Verhalten und die Äußerungen eines Täters in seinem sozialen Umfeld.

Komplexe Ursachenforschung

Im bayerischen Freising erschießt ein Schüler am 19. Februar 2002 nach seinem Rauswurf aus der Wirtschaftsschule drei Menschen und tötet sich danach selbst. Am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt tötet im April 2002 ein 19-jähriger ehemaliger Schüler 16 Menschen und bringt sich anschließend ebenfalls um. Am 11. März 2009 erschießt ein 17-jähriger Schüler an der Albertville-Realschule im baden-württembergischen Winnenden zehn Schüler und drei Lehrerinnen. Die Gründe für solche schockierenden Vorfälle sind komplex. „Alkohol, Drogen oder Kriminalität spielen bei den Täterprofilen meist keine besondere Rolle. Auch das familiäre Umfeld ist meist auffällig unauffällig“, erklärt Mirko Allwinn, Psychologe und Mitarbeiter am Institut für Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt. Allerdings würden viele potenzielle Täter ihre Intention im Vorfeld kommunizieren: „In nahezu allen bisherigen Fällen hat das nähere Umfeld des Täters etwas mitbekommen.“ Die Forscher bezeichnen ein solches Verhalten auch als „Leakage“. Die Äußerungen oder das Verhalten einer Person geben dem sozialen Umfeld entscheidende Hinweise, die im Ernstfall die Chance zum präventiven Eingreifen geben.

Mirko Allwinn

Institut Psychologie und Bedrohungsmanagement Darmstadt, © privat

Auffälliges Verhalten

Psychosoziale Krisen können ein Auslöser für eine Gewalttat sein, etwa der Verlust eines nahen Verwandten oder auch Mobbing auf dem Schulhof. „Rückblickend hat es meist eine psychosoziale Krise gegeben, die den Jugendlichen überfordert hat. Dabei steht nicht so sehr die Schwere der persönlichen Krise im Vordergrund, sondern wie der Betroffene die Situation empfunden hat“, so Allwinn. Gefährlich wird es, wenn sich Jugendliche im Internet mit Amokläufen und Gewalttaten beschäftigen und sich mit den Tätern identifizieren. Im Fall des 15-jährigen Schülers am Robert-Bosch-Gymnasium in Gerlingen, der 2016 möglicherweise einen Amoklauf vorbereitet hatte, aber vorher gestoppt werden konnte, fand die Polizei Patronen, Messer und Dolche sowie einen Fluchtplan der Schule. Außerdem stand der Jugendliche im Chat-Kontakt mit dem Amokläufer, der später am Münchener Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen tötete. In seinem Fall war einem anonymen Instagram-Nutzer das mutmaßliche Profil des Jugendlichen aufgefallen, in dem er Fotos von Waffen, selbst gebastelten Bomben und Amokläufern hochgeladen hatte. Hinsehen und Eingreifen kann Amoktaten verhindern.

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