Archiv

< Hassrede im Netz
28.07.2019

Die Anastasia-Bewegung in Deutschland

Anastasia-Bewegung

Braune Ideologie auf grünem Grund


Die Gründung von Familienlandsitzen ist Ziel der Anastasia-Bewegung

© ValentinValkov/stock.adobe.com

 

Sie propagieren ein Leben abseits der Gesellschaft inmitten der Natur. Ihr vermeintliches Ziel: sich als Selbstversorger aufs Land zurückzuziehen und dort frei und unabhängig zu leben. Doch die so genannte „Anastasia-Bewegung“ ist nicht so harmlos, wie sie sich auf den ersten Blick gibt. Denn unter dem Deckmantel einer esoterischen Natur-Romantik werden verschwörungstheoretische, rechtsextremistische und antisemitische Ideologien verbreitet. Dr. Matthias Pöhlmann ist der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Er erklärt, wie die Anastasia-Bewegung einzuschätzen ist.

Familienlandsitze als Allheilmittel

Die Anastasia-Bewegung stützt sich auf eine zehnbändige Buchreihe des russischen Autors Wladimir Megre. In diesen Büchern schildert Megre die Begegnung mit einer jungen Frau aus der russischen Taiga namens Anastasia, die allein in der Natur lebt. Er beschreibt ihre übersinnlichen Fähigkeiten, sie ist etwa allwissend, kann heilen, mit Tieren kommunizieren und alle Sprachen sprechen. Außerdem offenbart sie ihm die vermeintlich wahren Hintergründe des Weltgeschehens. Die Grundidee, die dabei unter anderem vermittelt wird: Jede Familie soll auf einem eigenen Familienlandsitz leben und sich dort selbst versorgen, um „Reinheit“ zu erlangen. Basierend auf dieser Ideologie hat sich in den 1990er Jahren die Anastasia-Bewegung in Russland formiert – seit einigen Jahren versuchen die Anhänger auch in Deutschland Fuß zu fassen. „Das Problematische ist, dass die Bücher neben der Natur-Romantik auch eindeutig rechtsextremistische und antisemitische Vorstellungen enthalten. Die Anhänger sprechen etwa von der Überlegenheit der slawischen Rasse. Demokratie wird zudem als „Dämonkratie“ bezeichnet“, erklärt Dr. Matthias Pöhlmann.

Dr. Matthias Pöhlmann

Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, © ELKB McKee

Verschwörungstheorien als Grundsatz

Die Bücher geben zudem Verschwörungstheorien viel Raum: Die Welt würde beherrscht von jüdischen Priestern, die alles dafür tun, um die Gesellschaft unwissend zu halten. Dazu bedienten sie sich auch der modernen Medien. „Die Anastasia-Bewegung bietet mit ihren Theorien für viele Personen Anknüpfungspunkte – etwa für Reichsbürger, die Identitäre Bewegung oder auch Holocaust-Leugner. Es scheint für jeden etwas dabei zu sein. Und das macht die Gruppe so gefährlich“, betont Pöhlmann. Dass die Anhänger der Bewegung alles andere als harmlos sind, zeigte auch die zweijährige Undercover-Recherche zweier Reporter der rbb-Sendung „Kontraste“: Nach außen geben sich die Anhänger als harmlose Öko-Aussteiger, als naturliebende Siedler, die Singabende und Volksfeste veranstalten. Sind sie aber unter sich, zeigen sie ein anderes Gesicht: rassistisch, antisemitisch und homophob. Verdeckte Aufnahmen zeigen etwa einen der Anhänger in einem Tagungshaus eines bekannten Reichsbürgers in Bayern. Er sagt: „Homosexualität zeigt, dass im Stamm was nicht stimmt, da gehört der Stamm korrigiert. Zuerst werden kranke Kinder geboren, dazu zähle ich auch Homosexuelle, und im zweiten Schritt werden keine Kinder mehr geboren.“

Seite: 12weiter >>

Weitere archivierte Kurznachrichten

19.11.2019

Neuer Stiftung-Warentest-Ratgeber gibt nützliche Tipps[mehr erfahren]

19.11.2019

Fahrradhelm-Aktion des BMVI und DVR prämiert[mehr erfahren]

19.11.2019

Streckenradar-Kontrollsystem für zulässig erklärt[mehr erfahren]

05.11.2019

Das bedeutet der „Brexit“ für Verbraucher[mehr erfahren]

05.11.2019

BKA veröffentlicht Bundeslagebild 2018[mehr erfahren]

05.11.2019

Neue Folgen der Videoreihe online[mehr erfahren]

22.10.2019

GdP-Chef begrüßt Maßnahmen von Bund und Ländern[mehr erfahren]

22.10.2019

Unterrichtsmaterial zu Risiken im Straßenverkehr[mehr erfahren]

22.10.2019

Neues Bundesinvestitionsprogramm gestartet[mehr erfahren]

08.10.2019

Wenn Radfahrende mit Autotüren kollidieren[mehr erfahren]

08.10.2019

Neue Videoreihe für Pädagoginnen und Pädagogen[mehr erfahren]

08.10.2019

Winterreifen-Regelungen in Europa[mehr erfahren]

17.09.2019

Nicht verboten, aber sehr gefährlich[mehr erfahren]

17.09.2019

Abstimmen beim Zivilcourage-Wettbewerb[mehr erfahren]

17.09.2019

Aktionsmonat zum sicheren und altersgerechten Surfen[mehr erfahren]

02.09.2019

Neuer klicksafe-Onlinekurs verfügbar[mehr erfahren]