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Die Intensität der Gewalt macht sprachlos
Silvesterausschreitungen in Berlin aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei
Oderberger Straße in Berlin-Prenzlauer Berg in der Sylvesternacht
© Tobias Seeliger/stock.adobe.com
Die Ausschreitungen an Silvester in Berlin und anderen Orten Deutschlands haben eine große Medienaufmerksamkeit erzielt. Dabei konzentrierte sich die Diskussion vor allem auf die Täterinnen und Täter, ihre Motive und die Hintergründe. Die Situation der Einsatzkräfte wurde darüber fast vergessen. Fast 1.300 zusätzliche Beamtinnen und Beamte waren an Silvester im Einsatz – und wurden zum Teil mit extremen Situationen konfrontiert. 41 Einsatzkräfte wurden verletzt. Die Intensität der Angriffe war laut Polizeibericht stärker als in den Vorjahren. Sybille Krause aus dem Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei beschreibt im Interview, wie die Krawalle aus Polizeisicht wahrgenommen und verarbeitet wurden.
Frau Krause, wie haben die Polizistinnen und Polizisten, die bei den Sylvester-Ausschreitungen in Berlin im Einsatz waren, diesen erlebt?
Es war ja deutschlandweit nicht überall so schlimm wie beispielsweise in Berlin. Wo es tatsächlich geknallt hat, wurde es aber von den Kollegen und Kolleginnen als extrem chaotisch empfunden, auch im Vergleich etwa zu den üblichen Krawallen am 1. Mai. Da ist ja auch immer viel Theater und viel Gewalt. Aber die Silvesternacht hat das tatsächlich noch übertroffen. Vor allem die Sichtweite der Beamten wurden durch den Rauch und die Feuerwerksblitze extrem eingeschränkt. Teilweise betrug die Sicht keine fünf Meter. Selbst erfahrene Kolleginnen und Kollegen haben dann teilweise die Orientierung verloren.
Gab es physische oder psychische Verletzungen oder Beeinträchtigungen bei den Einsatzkräften nach den Krawallen?
Ich kann jetzt nur aus Berlin berichten. Hier hatten wir keine lebensbedrohenden Verletzungen. Aber es gab Fälle wie etwa eine Rakete, die unter einem Polizeihelm explodiert ist. Außerdem gab es Verletzungen wie Brandwunden, die noch eine Weile brauchen, bis sie verheilt sind. Die psychischen Verletzungen sind schwerer zu bestimmen, da man in die Kolleginnen und Kollegen nicht hineinschauen kann und nicht jeder möchte über sein Befinden sprechen. Zum Glück haben wir in Berlin innerhalb der Polizeibehörden viele Hilfsangebote. Doch zwischen den Bundesländern gibt es hier leider noch viel zu große Unterschiede. Es gibt zwar Bundesländer, die super aufgestellt sind. Dort gibt es gute Angebote, wo Kolleginnen und Kollegen sich behandeln lassen können oder sich einfach nur mal den Frust von der Seele reden können. Aber das gilt nicht für alle. Ich halte das für sinnvoll, denn solche Einsätze fordern die eigene psychische Belastbarkeit. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Besonders schlimm ist es auch für die ganz jungen Kolleginnen und Kollegen, die zum ersten Mal bei einem solchen Einsatz dabei gewesen sind, oder diejenigen, die im Rahmen ihrer Praktika vor Ort waren und die Gewalt erlebt haben. Da sind Ängste entstanden, die es schwer machen können, auch in Zukunft an solchen Einsätzen teilzunehmen.
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