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07.03.2012

Dreckige Geschäfte

Der Kampf des Landeskriminalamtes gegen Umweltkriminalität im Land Brandenburg

Chemische Substanzen und Schrott, die das LKA sichergestellt hat

© LKA Brandenburg
 

 

Das Geschäft mit dem illegalen Transport und der Entsorgung von Müll ist weiterhin lukrativ. Doch trotz der guten Organisation der Täter und des hohen kriminalistischen Aufwands, kann die Polizei immer wieder Erfolge verbuchen.

Es ist ein ganz normaler Morgen auf der Autobahn A 10 nahe Berlin: Über sechs Spuren rollt die Verkehrslawine unaufhaltsam rund um die Hauptstadt. Das seit Jahren stetig steigende Verkehrsaufkommen auf der Strecke erschwert die Arbeit der Autobahnpolizei, die auf dem hoch frequentierten Rastplatz Michendorf eine der üblichen Routinekontrollen durchführt. Erwischt hat es diesmal den Fahrer eines bis zur Ladekante mit vermeintlich normalem Sand gefüllten Lastwagens aus Niedersachsen. Schnell wird klar: Die Frachtpapiere des Mannes sind unvollständig und stimmen nicht mit der tatsächlichen Ladung überein. Die Beamten werden skeptisch und beschlagnahmen den LKW. Eine erste Untersuchung ergibt, dass der Laster nicht nur Sand, sondern auch eine Reihe nicht deklarierter Kunststoffabfälle transportiert hat. Als Abnehmer wird eine in Brandenburg ansässige Recyclingfirma benannt. Deshalb übergibt die örtliche Polizei wenig später die Ermittlungen an die Fachdirektion Landeskriminalamt (LKA) des Polizeipräsidiums – es besteht der Anfangsverdacht einer illegalen Müllentsorgung. Der oben beschriebene Fall ist fiktiv, doch ähnliche Beispiele sind in Deutschland keine Seltenheit. Harry Jäkel, Kommissariatsleiter für den Bereich Schwere Umweltkriminalität im Landeskriminalamt, geht davon aus, dass derzeit allein in Brandenburg weit über eine Million Tonnen Abfall, zum Teil gefährliche Abfälle, illegal gelagert werden. „Die gewerbliche illegale Entsorgung von Müll ist ein Millionengeschäft. Die Abfälle werden durch Makler bundesweit akquiriert und die Transporte durch gefälschte Urkunden verschleiert“, beschreibt Jäkel das Vorgehen der Täter. Fliegt eine der illegalen Fuhren auf, schaltet sich das LKA in die Ermittlungen ein.

Harry Jäkel, Kommissariatsleiter für den Bereich Schwere Umweltkriminalität im Landeskriminalamt

© privat

Täter sind professionell organisiert

Die Umweltkriminalität und insbesondere die verbotene Verschiebung und Einlagerung von Müll- und Abfallstoffen stellt die Polizei vor besondere Herausforderungen: Viele Täter sind gewerbsmäßig organisiert und verfügen über schwer durchschaubare Netzwerke von Scheinfirmen und Mittelsmännern. Überwiegend werden legale Geschäftsstrukturen genutzt, um illegale Müllgeschäfte durchzuführen sowie den Fluss von Geldmitteln zu vertuschen. Dabei scheinen die Täter stark von Brandenburgs zahlreichen Tagebauflächen und Deponien zu profitieren. „Als Recycling-Unternehmen eingetragene Firmen kaufen beispielsweise Kiesgruben für Rekultivierungsmaßnahmen auf, die im Endeffekt aber zur Müll-Einlagerung genutzt werden“, berichtet Jäkel. Illegal entsorgt werden hauptsächlich Sortierreste aus der mechanischen Abfallbehandlung. Sie entstehen, wenn eine Recyclinganlage Abfälle aus Abriss-, Bau- oder Sanierungsarbeiten in wiederverwertbare und unverwertbare Stoffe separiert. Die unbrauchbaren Kunststoffabfälle müssten eigentlich in Müllverbrennungsanlagen beseitigt werden, was allerdings nicht nur einen erhöhten Aufwand für den Auftraggeber bedeutet, sondern durch die spezialisierten Entsorgungsverfahren auch mit hohen Kosten verbunden ist. Aus diesem Grund suchen vor allem kriminelle Unternehmen aus der Bau- und Abfallwirtschaft nach günstigen Alternativen und finden diese, teilweise unter Vermittlung dubioser Abfallmakler und Zwischenhändler in den Überresten der ehemaligen brandenburgischen Industrielandschaft. Das zu verhindern, ist für Jäkel und seine Kollegen auch deshalb so kompliziert, weil sich ohne konkrete Verdachtsmomente kaum Ansatzpunkte für die Überprüfung von Transporten oder potentiellen Lagerstätten ergeben. Deshalb ist das LKA dringend auf Tipps von anderen Polizeidienststellen, etwa der Autobahnpolizei, angewiesen, um gegen die Praxis der illegalen Mülltransporte vorzugehen. Doch das Netz, mit dem die Polizei nach den Umweltsündern fahndet, ist nicht engmaschig genug und kann es bei genauerem Blick auch gar nicht sein. Deutlich wird dies am Beispiel der Autobahn A 10, der Lebensader des brandenburgischen Güterverkehrs. Die Ausschau nach schwarzen Schafen gleicht hier der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen: Rund 90.000 Fahrzeuge werden hier täglich gezählt, etwa 20.000 davon sind LKW und die haben längst nicht immer das geladen, was in den Frachtpapieren ausgewiesen wird.

 

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