Archiv

15.01.2012

Gewalt in der Pflege

Das klingt erst einmal unlogisch. Welche Gründe haben diese Patienten?

Wenn sie zum Beispiel in einem Alten- oder Pflegeheim leben, befürchten sie, dass das beschuldigte Personal sie es im Alltag nach dem Gespräch spüren lassen wird, dass sie sich beschwert haben. Sie müssen wissen: Ein solches Heim ist ein Abbild der Gesellschaft. Alles, was außerhalb von Pflegeheimen passiert, geschieht auch innerhalb. Der Gepflegte ist in existenziellen Punkten an den Pflegenden gebunden. Das ist eine noch größere Abhängigkeit als die zwischen Schülern und Lehrern. Genauso, wie manche Eltern davor zurückscheuen, sich über die Lehrer ihrer Kinder zu beschweren, so scheuen auch viele von Gewalt in der Pflege betroffene Menschen den offenen Konflikt.

Adele Ihnen

Bremer Forum gegen Gewalt in Pflege und Betreuung, © Unabhängige Patientenberatung Bremen

Mit welchem Aspekt von Gewalt in der Pflege haben Sie am häufigsten zu tun?

Das häufigste Problem, das derzeit angesprochen wird, sind die Gutachten, die für die Pflegeversicherung erstellt werden müssen. Viele ältere Patientinnen und Patienten fühlen sich von den Gutachtern verkannt und erleben eine mangelnde Anerkennung einer Pflegestufe als Ohnmacht gegenüber der Pflegekasse. Die Gutachter verrichten ihre Arbeit in den unterschiedlichsten Haushalten. Sie müssen im Sinne der Versichertengerechtigkeit möglichst genau arbeiten – das ist nicht immer im Sinne der pflegebedürftigen Menschen. Viel schwieriger herauszufinden ist eine Gewalt, die durch Demütigung, Drohung, Beleidigung oder Entzug finanzieller Mittel geschieht. Das sind oft Personen, die den pflegebedürftigen Menschen sehr nahe stehen und zwischen denen ein Vertrauensverhältnis besteht.

Wodurch entsteht Gewalt in der Pflege nach Ihrer Erfahrung vor allem?

Pflegende Familienangehörige oder die Mitarbeiter/innen von Pflegediensten sind oft überlastet und können nicht so vorgehen, wie sie es sich selber wünschen würden. Vor allem im häuslichen Bereich können die Dinge eskalieren, wenn keine Hilfe und Begleitung von außen erfolgt. Gut ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger, die sich in ihren Teams über ihre Arbeit und die damit verbundenen psychischen Belastungen austauschen können, neigen weniger zu Gewalt gegenüber alten Menschen als Personal, das mit der Situation allein gelassen wird. Die wenigsten Täter handeln gezielt mit krimineller Absicht – die meisten schlittern durch Überforderung im Alltag in die Gewaltausübung hinein.

Weitere Infos und Unterstützung zum Thema Gewalt in der Pflege:

Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) verfügt über 21 Beratungsstellen deutschlandweit. http://www.unabhaengige-patientenberatung.de/

Seite: << zurück12

Weitere archivierte Kurznachrichten

23.08.2023

Automobilclub ACE weist auf Verhaltensregeln hin[mehr erfahren]

23.08.2023

Angriffe aus dem Ausland nahmen um acht Prozent zu[mehr erfahren]

07.08.2023

GdP fordert mehr Geld für Präventionsmaßnahmen[mehr erfahren]

07.08.2023

3-MMC zählt als Amphetamin zu den Neuen psychoaktiven Substanzen[mehr erfahren]

18.07.2023

TÜV warnt: Nicht auf Versprechungen hereinfallen[mehr erfahren]

18.07.2023

Bagatellstrafen haben jedoch kaum abschreckende Wirkung[mehr erfahren]

03.07.2023

GdP-Vorsitzender Kopelke spricht sich für „Drug-Checking“ aus[mehr erfahren]

03.07.2023

Bundeslagebild Waffenkriminalität 2022[mehr erfahren]

19.06.2023

Problembewusstsein ist je nach Branche unterschiedlich hoch[mehr erfahren]

19.06.2023

Angebliche Bankmitarbeiter beschaffen sich Karte und PIN[mehr erfahren]

06.06.2023

DVR startet Verkehrsinitiative für partnerschaftfliches Verhalten[mehr erfahren]

06.06.2023

e-book zeigt Kindern, wie sie sich vor Entführern schützen können[mehr erfahren]

16.05.2023

Gemeinsama Aktion der deutschen, niederländischen und belgischen...[mehr erfahren]

02.05.2023

Bis September macht die Roadshow an 13 Orten Station[mehr erfahren]

02.05.2023

Orientierung bietet der CyberRisikoCheck des BSI Immer...[mehr erfahren]