Archiv

< Auf Alkohol und Zigaretten verzichten
27.03.2018

Häusliche Gewalt gegen ältere Frauen

Sozialwissenschaftlerin Barbara Nägele im Interview mit dem Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“

© Halfpoint/stock.adobe.com

 

Häusliche Gewalt gegen ältere Frauen ist noch immer ein Tabu – Expertinneninterview mit Sozialwissenschaftlerin Barbara Nägele

Häusliche Gewalt endet nicht im Alter. Sie geschieht meist im Verborgen und bleibt deshalb unentdeckt. Über Gewalt in langjährigen Misshandlungsbeziehungen bei älteren Frauen werde noch viel zu wenig gesprochen, so Diplom-Sozialwissenschaftlerin Barbara Nägele. Die Wissenschaftlerin erforscht, inwiefern Frauen über 60 in ihren Partnerschaften Gewalt erleben – und wie in solchen Fällen geholfen werden kann.

Gewalt gegen ältere Frauen – ist das in unserer Gesellschaft überhaupt ein Thema?

Leider ja. Zunächst denken viele Menschen dabei an Gewalt in der ambulanten und stationären Pflege – das ist angesichts der zunehmenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen auch ein wichtiges Thema. Daneben wissen wir aber auch von Gewalt in Partnerschaften, also Gewalt, die etwas mit dem Geschlechterverhältnis zu tun hat. Dieses Thema kennen wir zwar vor allem von jüngeren Frauen, es gibt da aber keine Altersgrenze. 

Wie häufig sind Frauen im Alter von Gewalt betroffen?

Wir wissen, dass körperliche und sexuelle Gewalt in Partnerschaften mit dem Alter der Frau konstant zurückgeht: Weniger als 1 Prozent der Frauen über 60, die in einer Partnerschaft leben, erfährt körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner – das zeigt eine repräsentative Erhebung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zum Vergleich: Bei den Frauen bis 34 Jahre sind es knapp 5 Prozent. Was jedoch nicht zurückgeht, ist die psychische Gewalt. Hier sind ältere Frauen in ähnlichem Maße betroffen wie die jüngeren. Dabei geht es zum Beispiel um Erniedrigungen, Zwang und Kontrollverhalten. Rund 17 Prozent der Frauen bis 75 Jahre berichten von derartiger Gewalt in ihrer Partnerschaft. 

Nur etwa fünf Prozent aller von Gewalt betroffenen Frauen über 60 Jahre nehmen Kontakt zu einer Beratungsstelle auf. Wie erklären Sie das?

Ganz unabhängig vom Alter nehmen nur wenige von Gewalt betroffene Frauen die Hilfe einer Beratungseinrichtung in Anspruch. Aber Sie haben Recht: Der Anteil bei den Älteren ist auffallend niedrig. Das liegt daran, dass ältere Frauen Beratungseinrichtungen seltener kennen als jüngere Frauen, und dass sie weniger vertraut damit sind, sich für persönliche Probleme Hilfe zu holen. Vielleicht ist die Scham in der Altersgruppe noch größer als bei den Jüngeren. Häufig handelt es sich um langjährige Gewaltbeziehungen. Viele Frauen resignieren oder haben infolge der Gewalt ein so geringes Selbstbewusstsein, dass sie sich nicht mehr vorstellen können, Hilfe zu erhalten. Viele werden krank und erhalten dann über ärztliche Hilfe weitergehende Unterstützung.

Seite: 12weiter >>

Weitere archivierte Kurznachrichten

21.12.2018

Vorsicht vor unseriösen Angeboten[mehr erfahren]

21.12.2018

GdP verurteilt Verhalten von Frankfurter Polizeibeamten[mehr erfahren]

21.12.2018

Nicht alkoholisiert am Straßenverkehr teilnehmen[mehr erfahren]

04.12.2018

GdP unterstützt Verbot der Pyrotechnik[mehr erfahren]

04.12.2018

Betrugsversuche bei Kleinanzeigen[mehr erfahren]

04.12.2018

ACE wertet Verhalten von Verkehrsteilnehmern aus[mehr erfahren]

21.11.2018

klicksafe stellt Unterrichtsmaterial zur Verfügung[mehr erfahren]

21.11.2018

Datendiebstahl in Airbnb-Wohnungen[mehr erfahren]

21.11.2018

Startschuss für neues Bundesprogramm[mehr erfahren]

06.11.2018

Europol und BKA informieren unter #cyberscams[mehr erfahren]

06.11.2018

Mischungen verursachen starke Blutungen[mehr erfahren]

06.11.2018

Winterreifenregelungen im europäischen Ausland[mehr erfahren]

17.10.2018

GdP fordert bessere Präventionsmaßnahmen[mehr erfahren]

17.10.2018

Musikvideo soll Heranwachsende informieren[mehr erfahren]

17.10.2018

Kriminelle nutzen Unsicherheit aus[mehr erfahren]

01.10.2018

GdP kritisiert permanente Belastung der Einsatzkräfte[mehr erfahren]