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05.07.2019

Feiern unter Lebensgefahr

Feiern unter Lebensgefahr

Hochzeitsgesellschaften auf Autobahnen


Wer auf der Autobahn anhält, gefährdet sich und andere

© AS Photo Project/stock.adobe.com

 

Einer Zivilstreife fallen auf einer Autobahn mehrere hochklassige Fahrzeuge auf, die alle Fahrstreifen blockieren und den nachfolgenden Verkehr lahmlegen. Sie vermuten einen Unfall und fahren heran. Plötzlich lässt ein Ford Mustang Cabrio auf der nun freien Fläche die Reifen qualmen und will augenscheinlich über die Fahrbahn driften. Ein im Fahrzeug stehender Beifahrer macht mit seinem Handy Bilder. Aus den anderen Luxusautos steigen Insassen, um zu filmen. Was wie der Beginn eines schlechten Films klingt, ist am 22. März auf der A3 in Höhe des Autobahnkreuzes Ratingen-Ost wirklich passiert. Bei den Verursachern handelte es sich um eine Hochzeitsgesellschaft, die Erinnerungsfotos machen wollte.

Immer mehr solcher Fälle

Der geschilderte Vorfall ist nicht der einzige dieser Art. Autokorsos, meist türkischer von Hochzeitsgesellschaften, sorgen seit Wochen für Aufsehen. Im April 2019 kam es beispielsweise auf der A2 bei Kamen, auf der A4 bei Düren und auf der A52 bei Marl zu ähnlichen Blockaden. Doch die Polizei muss auch regelmäßig zu innerstädtischen Einsätzen ausrücken: In Krefeld stoppte sie zum Beispiel einen Hochzeitskorso, nachdem während der Fahrt mit einer Schreckschusspistole in die Luft geschossen wurde. Zudem kommt es in Städten immer wieder zu Blockaden von Straßen und Kreuzungen. Doch nicht nur NRW ist betroffen. Auch in anderen Bundesländern gab es in der Vergangenheit ähnliche Fälle. Viele Länder wollen sich dem Problem jetzt annehmen und härter gegen Beteiligte vorgehen. Das NRW-Innenministerium plant sogar, ein Lagebild zu Hochzeitskorsos zu erstellen, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten.

„Außerhalb jeder Toleranzgrenze“

Dass Hochzeitsgesellschaften Autokolonnen bilden und dabei etwa ausgiebig von der Hupe Gebrauch machen, ist nicht neu. Was jedoch neu ist, ist das Ausmaß solcher Aktionen. „Einen Vorfall wie diesen habe ich noch nicht erlebt“, erklärt Polizeihauptkommissar Freigang, Pressesprecher der Polizei Düsseldorf. Die Direktion Verkehr ermittelt im Fall der A3-Blockade. „Wir reden hier nicht von einer 30er-Zone oder einer innerstädtischen Straße, sondern von einer Hochgeschwindigkeitsstrecke“, führt er aus. „Das ist ein Verhalten, das außerhalb jeder Toleranzgrenze liegt. Das ist lebensgefährlich. Es ist fast ein Wunder, dass niemand zu Schaden kam.“ Die Verursacher waren sich hingegen keiner Schuld bewusst. Als zwei der Autos nach dem Vorfall von der Polizei angehalten wurden, stritten die Insassen ab, etwas falsch gemacht zu haben oder verwiesen auf ihre Anwälte. „Das sind typische Schutzbehauptungen“, weiß Freigang aus Erfahrung.

Ermittlungskommission „Donuts“

Die Düsseldorfer Polizei behandelte die Blockade hingegen bei weitem nicht als Kavaliersdelikt, sondern gründete die Ermittlungskommission „Donuts“. Der Name bezieht sich auf die kreisrunden Reifenspuren, die der Ford Mustang beim Driften über die Fahrbahn hinterlassen hatte. In Szenekreisen heißt dieses Manöver „Donut“, benannt nach dem Gebäck. Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Bei der Durchsuchung von sieben Wohnobjekten von Beteiligten fanden die Einsatzkräfte umfangreiches Beweismaterial. Sie stellten Speichermedien, Handys und Computer sicher. Zudem stießen sie auf Betäubungsmittel und mutmaßlich illegale Medikamente. „Wer meint, Autobahnen zu blockieren und dadurch andere in Lebensgefahr zu bringen, muss damit rechnen, dass wir als Polizei konsequent gegen ihn vorgehen werden. Wir werden mit allen rechtsstaatlichen Mitteln daran arbeiten, die Verantwortlichen buchstäblich aus dem Verkehr zu ziehen“, sagte der Düsseldorfer Polizeipräsident Norbert Wesseler nach den Durchsuchungen.

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