Archiv

< Angriffe auf Geldautomaten
04.08.2020

Kinder besser vor Missbrauch schützen

„Wir benötigen strukturelle Veränderungen“


Härtere Strafen für die Täter reichen nicht aus, um Kinder vor Missbrauch zu schützen

© motortion/stock.adobe.com

 

Die schweren Fälle von Kindesmissbrauch, die im nordrhein-westfälischen Lügde und Münster ans Licht gekommen sind, haben in der Politik erneut für Aufruhr gesorgt. Prof. Dr. Ludwig Salgo lehrt als Seniorprofessor am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main und ist dort außerplanmäßiger Professor am Fachbereich Rechtswissenschaft. Er setzt sich seit vielen Jahren für Kinderrechte ein, unter anderem in der Kinderschutzkommission des Bundestages. Im Interview mit PolizeiDeinPartner erklärt er, warum härtere Strafen für Täter alleine nicht ausreichen.

Herr Salgo, ist eine Verschärfung des Strafrechts rund um Kindesmissbrauch und Kinderpornografie nötig?

Härtere Strafen können hier sinnvoll sein. Sie sind schon deshalb wichtig, um dem besonders empfindlichen Schutzgut, nämlich dem Kindeswohl, deutlich mehr Beachtung zu schenken als bisher. Aber dieser Schritt macht nur Sinn, wenn zusätzlich noch weitere Schritte unternommen werden. Wir haben beim Thema Kindesmissbrauch nicht nur eine geringe Entdeckungs-, sondern auch eine geringe Verurteilungswahrscheinlichkeit. Sehr viele Ermittlungs- oder Gerichtsverfahren werden eingestellt, es gibt etliche Freisprüche. Wir haben aber auch zu wenig Forschung über den Verlauf dieser in vielerlei Hinsicht schwierigen und belastenden Verfahren. Das heißt, man kann nicht alleine auf das Strafrecht setzen, um Kinder vor Missbrauch zu schützen.

Woran liegt es, dass so viele Verfahren eingestellt werden?

Das ist ein sehr komplexes Thema. Es geht einmal um aufwändige Ermittlungen, Nachweise und Zuordnungen, etwa beim Thema Kinderpornografie. Angaben zur Anzahl der Missbrauchsereignisse mit genauem Datum und Ähnliches können diese Opferzeugen oft nicht machen. Wir müssen hier besser werden, zum Beispiel die Strafverfolgungsbehörden und die Strafrichter besser personell ausstatten, sie schulen und fortbilden und den internationalen Austausch stärken. Da läuft zwar schon einiges, aber das müsste in den einzelnen Bundesländern noch zentralisierter geschehen. Es müsste zudem noch mehr spezifische Zuständigkeiten in den Staatsanwaltschaften und bei den Strafverfolgungsbehörden geben. Man braucht hier einfach viel Expertise, gute Schulungen und wohl auch viel mehr Personal. Dies kostet weit mehr als die Strafverschärfungen ins Gesetz zu bringen.

Seite: 123weiter >>

Weitere archivierte Kurznachrichten

07.03.2017

Mehr Sicherheit bei der Smartphone-Nutzung[mehr erfahren]

07.03.2017

Die Verkehrsunfallstatistik 2016[mehr erfahren]

21.02.2017

„Katerfrei“ durch die Karnevalstage[mehr erfahren]

21.02.2017

Hohes Unfallrisiko durch Ablenkung[mehr erfahren]

21.02.2017

Europäischer Polizeikongress 2017[mehr erfahren]

06.02.2017

Ausreichend Schlaf senkt das Unfallrisiko[mehr erfahren]

06.02.2017

DsiN warnt vor aktueller Betrugsmasche[mehr erfahren]

06.02.2017

Krawalle beim Spiel Dortmund gegen Leipzig[mehr erfahren]

30.01.2017

EU-Initiative „klicksafe“ rückt Cyber(Mobbing) in den Vordergrund[mehr erfahren]

30.01.2017

Betreuerinnen und Betreuer der GdP unterstützen Polizeikräfte[mehr erfahren]

30.01.2017

Bundesregierung beschließt schärfere Nutzungsregeln für Drohnen[mehr erfahren]

10.01.2017

GdP-Chef sieht Stärkung der Überwachung durch Bundesbehörden...[mehr erfahren]

10.01.2017

Neue Phishing-Methode verbreitet sich über WhatsApp[mehr erfahren]

10.01.2017

Der Kontrollblick über die Schulter wird häufig vernachlässigt[mehr erfahren]

20.12.2016

Schulische Alkohol- und Tabakprävention[mehr erfahren]

20.12.2016

Neue Regeln für Tempo 30, Rettungsgasse und Radverkehr[mehr erfahren]