Archiv

< Sicherheitsupdates installieren
07.09.2017

Pädophilie und Hebephilie

Wenn sich Erwachsene zu Kindern hingezogen fühlen


Durch die therapeutische Begleitung von Menschen mit pädophilen oder hebephilen Präferenzen kann man potenzielle Opfer schützen

© mizina, fotolia

 

Pädophilie ist eine sexuelle Präferenz, bei der sich die betroffene Person von Kindern mit einem vorpubertären Körper angesprochen fühlt. Weist die körperliche Entwicklung der Kinder bereits erste Merkmale der Pubertät auf, spricht man von einer Hebephilie. Einem Teil der pädophilen und hebephilen Menschen gelingt es ein Leben lang, ihre sexuellen Impulse zu unterdrücken. Anderen gelingt das nicht. Sie machen sich durch den Konsum von Missbrauchsabbildungen oder den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen strafbar. Das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ ist ein Therapieangebot für Erwachsene, die sich zu Minderjährigen hingezogen fühlen und Hilfe suchen. Das Angebot soll pädophilen und hebephilen Menschen dabei helfen, mit ihrer Präferenz leben zu lernen und dazu beitragen, sexuelle Übergriffe zu verhindern.

Keine Wahl, sondern Schicksal

Einmal in der Woche kommen die Patienten für zwei Stunden an die Berliner Charité, um an den Gruppentherapiesitzungen teilzunehmen. Hier ist das Programm „Kein Täter werden“ 2005 am Institut für Sexualmedizin entstanden. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. „Das hat den Vorteil, dass die neuen Teilnehmer von den Therapieerfahrenen lernen und die Erfahrenen anhand der Fragen der Neuen ihren eigenen Fortschritt reflektieren können“, erklärt Hannes Ulrich. Der Psychologe und Systemische Therapeut ist seit 2013 für das Präventionsnetzwerk tätig. Das Ziel der Behandlung ist nicht, Pädophilie oder Hebephilie „wegzutherapieren“. Klinische Studien weisen darauf hin, dass eine Sexualpräferenz weitgehend stabil bleibt und sich nicht therapeutisch auflösen lässt. Vielmehr geht es darum, den Betroffenen deutlich zu machen: Sexuelle Präferenz ist ein Schicksal, für das man nichts kann. Dennoch ist jeder für sein Handeln verantwortlich. Die Teilnehmer lernen, ihre sexuelle Präferenz zu akzeptieren und in ihr Selbstbild zu integrieren sowie ihr Verhalten zu kontrollieren. „Das passiert immer vor dem Hintergrund, dass es nicht zum Missbrauch kommt“, so Ulrich.

Nicht jeder, der sich zu Minderjährigen hingezogen fühlt, begeht sexuellen Missbrauch und nicht jeder Täter ist pädophil oder hebephil. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind ca. 40 Prozent der Missbrauchsfälle auf einen pädophilen bzw. hebephilen Motivationshintergrund zurückzuführen. In ca. 60 Prozent handelt es sich um eine Ersatzhandlung: Der Täter fühlt sich grundsätzlich von Erwachsenen angesprochen. Ein Missbrauch wird in dem Fall aus anderen Motiven begangen (z.B. Persönlichkeitsstörung).

Akzeptanz als Schutzfaktor

„Kein Täter werden“ ist das erste Behandlungsangebot dieser Art und schließt eine Lücke. Denn andere Maßnahmen zur Vorbeugung sexueller Übergriffe auf Kinder und Jugendliche richten sich im Wesentlichen an potenzielle Opfer, Eltern oder Erzieher. Die Nachfrage seitens der Betroffenen ist groß. Seit 2005 haben sich rund 8.000 Menschen an das Netzwerk gewandt, um Hilfe zu suchen. Neben Berlin gibt es mittlerweile zehn weitere Standorte sowie eine Außenstelle in Bamberg. „Betroffene reduzieren sich auf ihre sexuelle Präferenz und betrachten sich als Monster“, weiß Hannes Ulrich. In den meisten Fällen verheimlichen sie daher ihre Neigung und vertrauen sich niemandem an – und genau hier liegt das Problem. Denn eine soziale Integration durch eine allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz, insbesondere im nahen Umfeld, sind die größten Schutzfaktoren vor sexuellen Übergriffen auf Minderjährige. „Wäre diese Präferenz gesellschaftlich akzeptiert, dann wäre die Gesellschaft selbst die beste Kontrollinstanz“, erklärt der Psychologe und nennt ein Beispiel: „Angenommen ein Nachbar bittet einen pädophilen Menschen darum, auf seine kleinen Kinder aufzupassen und dieser könnte ganz offen sagen: „Nein das geht nicht, denn ich bin pädophil“. Dann würde er verantwortungsbewusst handeln können. Jetzt müsste er wahrscheinlich fluchtartig die Stadt verlassen.“

Seite: 12weiter >>

Weitere archivierte Kurznachrichten

08.08.2017

Anleitung des LKA Niedersachsen veröffentlicht[mehr erfahren]

08.08.2017

Verantwortungsvoller Alkoholkonsum bei Hitze[mehr erfahren]

08.08.2017

„Meldestelle respect!“ nimmt ihre Arbeit auf[mehr erfahren]

26.07.2017

NRW plant neue Hilfsangebote Den Opfern von Straftaten soll...[mehr erfahren]

26.07.2017

Erhöhtes Risiko bei älteren Menschen[mehr erfahren]

26.07.2017

Mehr als 41 Millionen gefälschte Produkte sichergestellt[mehr erfahren]

13.07.2017

DVR weist auf erhöhtes Unfallrisiko im Sommer hin[mehr erfahren]

13.07.2017

„klicksafe“ veröffentlicht neues Unterrichtsmaterial[mehr erfahren]

13.07.2017

GdP spricht eingesetzten Kräften Dank und Respekt aus[mehr erfahren]

26.06.2017

Bundeskriminalamt veröffentlicht alarmierenden Jahresbericht[mehr erfahren]

26.06.2017

Deutscher Verkehrssicherheitsrat zieht nach einem Jahr positive Bilanz[mehr erfahren]

26.06.2017

GdP und VDP beim 22. Deutschen Präventionstag in Hannover[mehr erfahren]

13.06.2017

Tipps zur Sicherheit an Bahnübergängen[mehr erfahren]

13.06.2017

Forschungsbericht zu reisenden Tätern veröffentlicht[mehr erfahren]

13.06.2017

Immer mehr Europäer konsumieren illegale Substanzen[mehr erfahren]

26.05.2017

Neue Autobahnplakate vorgestellt[mehr erfahren]