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08.12.2011

Profitgier steht an erster Stelle

Gefälschte Medikamente in der Dritten Welt

Gefälschte Medikamente enthalten häufig keine oder schädliche Inhaltssto

© Michael Spakowski, MEV-Verlag

 

Während das Thema gefälschte Medikamente in Deutschland ein eher kleines Problem darstellt, kämpfen Entwicklungsländer schon seit langem mit Medikamenten, die entweder keine oder sogar schädliche Inhaltsstoffe enthalten.

  • Im Jahr 1990 sterben in Nigeria mehr als 100 Kinder an einem Hustensaft, der mit giftigen Lösungsmitteln gestreckt ist. 
  • 1995 verlieren in Niger 2.500 Menschen ihr Leben, weil ein vermeintlicher Meningitis-Impfstoff nur Wasser enthält. 
  • In Haiti sterben 59 Kinder an einem mit Frostschutzmittel versetzten Fiebersirup. 
  • Im Jahr 2000 fallen in Kambodscha 30 Menschen einem gefälschten Malaria-Medikament zum Opfer. 

Die Liste ließe sich mühelos weiter fortsetzen. Und bei den aufgezählten Fällen handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs. Denn die meisten Todesfälle, die durch gefälschte Medikamente hervorgerufen werden, werden gar nicht erkannt. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass weltweit jedes Jahr bis zu eine Million Menschen aufgrund von gefälschten Medikamenten sterben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt an, dass in den Entwicklungsländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas der Anteil der gefälschten Medikamente zwischen zehn und 40 Prozent liegt. In manchen Regionen – wie etwa in Nigeria – kann die Fälschungsrate sogar über 60 Prozent betragen.

Gefälscht wird dabei alles, was hohen Profit verspricht. In Entwicklungsländern sind das hauptsächlich Arzneimittel gegen Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose und HIV, aber auch Mittel gegen Krebs, Diabetes und zu hohen Blutdruck. Nach einer Studie der WHO enthalten dabei gerade einmal sieben Prozent der Fälschungen den richtigen Wirkstoff in der richtigen Dosierung. 17 Prozent der Mittel enthalten zwar den richtigen Wirkstoff, aber in einer viel zu geringen Dosis. 16 Prozent sind mit einem falschen Wirkstoff oder giftigen Inhaltsstoffen versetzt. 60 Prozent der gefälschten Arzneimittel sind sogar komplett ohne Wirkung.

Für die Fälscher ist das Geschäft mit den gefährlichen Imitaten lukrativ und mit einem geringen Risiko behaftet. Schätzungen gehen davon aus, dass mit gefälschten Medikamenten jedes Jahr ein Umsatz von über eine Billion Dollar gemacht wird. Der Bedarf an Medikamenten ist hoch und die Produktionskosten sind gering. Fälschungen werden außerdem selten erkannt, denn in den meisten Entwicklungsländern gibt es kein Kontrollsystem für Arzneimittel. Die Strafen für die Herstellung oder den Handel mit gefälschten Medikamenten stellt oft keine wirkliche Abschreckung dar: In Nigeria muss ein Fälscher etwa mit einer maximalen Geldbuße von 3.000 Euro rechnen. Die vermeintlichen Medikamente werden unter zum Teil katastrophalen hygienischen Bedingungen hergestellt. Denn die Fälscher legen hauptsächlich Wert darauf, die Originalverpackungen möglichst detailgetreu nachzuahmen – auf die Inhaltsstoffe wird dagegen kein Wert gelegt. Als Produktionsstätten dienen sowohl Privathaushalte, Hinterhöfe und Garagen als auch Fabriken.

Gefälschte Medikamente sind ein lukratives Geschäft für Betrüger

© CC-Verlag

Minilabore und Medikamentencheck per Handy

Seit 1996 gibt es das so genannte Minilab des German Pharma Health Fund (GPHF). Dabei handelt es sich um ein mobiles Kompaktlabor zur schnellen Erkennung von Arzneimittelfälschungen, das für alle öffentlichen und privaten Gesundheitsdienste preiswert zur Verfügung gestellt wird. Gefälschte Medikamente, die keinen, zu wenig oder den falschen Wirkstoff enthalten, können somit schnell nachgewiesen werden. Hierzu werden die Ergebnisse der Schnelltests im Hinblick auf Identität und Gehalt mit den Angaben auf der Arzneimittelpackung verglichen. Das Minilab ist in zwei Koffern untergebracht und enthält alles, was zur Medikamentenanalyse benötigt wird. Eingesetzt werden die Minilabore hauptsächlich von Gesundheitsprogrammen der institutionellen Entwicklungshilfe zur Überwachung der Qualität von Arzneimitteln gegen Malaria, Tuberkulose und Aids. Konkrete Anwender sind zum Beispiel Basisgesundheitsdienste in Papua Neuguinea, staatliche und kirchliche Beschaffungsstellen für Arzneimittel in Nicaragua und Bolivien oder Zulassungsbehörden für Arzneimittel in Madagaskar und Sambia. Weltweit werden derzeit mehr als 700 Minilabs in über 90 Ländern eingesetzt.

Eine neue Technik soll es Menschen in Nigeria und Ghana ermöglichen, die Echtheit ihres Medikaments per SMS zu überprüfen. Dazu muss zunächst ein Code, der auf der Arzneimittelpackung aufgedruckt ist, durch rubbeln freigelegt werden. Diesen Code kann der Patient dann über eine kostenlose Textnachricht überprüfen lassen. Ist der Code gefälscht, erhält der Patient eine Warnmeldung auf sein Handy, dass es sich vermutlich um ein gefälschtes Präparat handelt. Außerdem wird eine Telefonnummer übermittelt, unter der man das falsche Medikament melden kann. 

Eingeführt wurde die neue Technik von der Sozialeinrichtung mPedigree Network und dem Technologiehersteller HP. Finanziell unterstützt wird der Service von den teilnehmenden Pharmaunternehmen. Diese liefern bereits mit Codes versehene Medikamente an Kliniken überall in Nigeria. Darunter sind Medikamente gegen Malaria, ein Mittel gegen Amöben und ein Schmerzmittel.

SW/KL (24.09.2015)

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