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„Todesstrafe für Kinderschänder“
Wie Nazis das Thema sexueller Missbrauch für ihre Zwecke nutzen
Nazis instrumentalisieren das Thema sexueller Missbrauch für ihre Zwecke
© Amadeu Antonio Stiftung
Personen mit rechtsextremistischer Einstellung erkennt man nicht immer gleich auf den ersten Blick. Häufig verschleiern sie ihr antidemokratisches Gedankengut mithilfe anderer öffentlichkeitswirksamer Themen – wie etwa sexueller Missbrauch. So fordern sie: „Todesstrafe für Kinderschänder“. Wie Nazis versuchen, den Missbrauch von Kindern für ihre Zwecke zu nutzen, weiß Dr. Heike Radvan von der Fachstelle Gender und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin.
Einfache Antworten auf komplexe Fragen
„Rechtsextremisten instrumentalisieren das Thema sexueller Missbrauch, um möglichst schnell möglichst viel Zustimmung von Personen zu bekommen, die vielleicht erst einmal gar nichts mit Rechtsextremismus zu tun haben. Sie bedienen sich dabei vermeintlich einfacher Antworten, die sie strategisch einsetzen und kampagnenartig verbreiten“, erklärt die Expertin. Nazis greifen das Thema im öffentlichen Raum zum Beispiel bei Demonstrationen auf. Gibt es etwa einen Vorfall an einer Schule oder wird ein Sexualstraftäter aus der Haft entlassen, wird dies häufig als willkommener Anlass genommen, sich an das Thema zu heften. „Rechtsextremisten suchen ganz gezielt nach solchen Ansätzen, um sie dann selbst zu besetzen und Bürger für ihre Zwecke zu mobilisieren. Dabei geht es ihnen aber nicht um den Schutz von Kindern, sondern darum, Unterstützung für ihre Ideologie zu bekommen und so eventuell mehrheitsfähig zu werden“, so Radvan.
Todesstrafe für Täter?
Kindesmissbrauch ist ein sehr komplexes Thema, das von verschiedenen Seiten beleuchtet werden muss. Die wichtigste Säule ist dabei die Prävention, bei der es darum geht, das Selbstbewusstsein von Kindern zu stärken und Erwachsene aufzuklären und zu sensibilisieren. „Wenn man sich ausschließlich auf die Bestrafung von Tätern fokussiert, so wie Rechtsextreme es tun, geht das an allen fachlichen Standards vorbei, die es rund um das Thema sexueller Missbrauch gibt. Schnell wird deutlich: Es geht um Polemik und nicht darum, Missbrauch zu verhindern oder Betroffenen zu helfen“, betont die Rechtsextremismus-Expertin. Die meisten Täter kommen aus dem direkten Umfeld des Kindes – häufig sind es sogar Familienangehörige. „Die Forderung nach der Todesstrafe für Täter geht völlig am Thema vorbei. Denn Kinder werden sich wohl kaum ermutigt fühlen, mit jemandem über das Geschehene zu sprechen oder gar Anzeige zu erstatten, wenn es dabei um den eigenen Vater geht“, so Radvan. Hinzu komme, dass die Forderung nach der Todesstrafe geltende rechtsstaatliche Standards verlasse und komplett in Frage stelle. „Die Todesstrafe ist in unserem demokratischen Rechtsstaat keine Antwort und darf es auch nicht sein“, betont die Expertin.
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