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07.02.2012

Vorsicht am Steuer!

Patienten in der Krebstherapie sollten ihre Fahrtüchtigkeit individuell überprüfen

Behandlung im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg

© Philip Benjamin

 

In der Krebstherapie werden verschiedene Wege beschritten, immer wieder werden auch neue Medikamente getestet. Gemeinsam ist vielen der Behandlungsformen, dass es zu Beeinträchtigungen der Fahrtüchtigkeit kommen kann. Prof. Dirk Jäger vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg gibt einen Überblick über Therapien und Risiken. 

Herr Professor Jäger, wie wird Krebstherapie heute durchgeführt?

Die Krebstherapie beruht nach wie vor auf drei Säulen: Operable Tumoren werden in der Regel chirurgisch entfernt. Dann haben wir noch die Strahlentherapie und die medikamentöse Therapie. Darunter verstehen wir zum überwiegenden Teil die Chemotherapie, wobei allerdings auch immer mehr moderne Medikamente zur Verfügung stehen. Dazu zählen Antikörper oder Signalhemmer. Bei der klassischen Chemotherapie sind die häufigsten Nebenwirkungen Übelkeit mit Erbrechen und manchmal Schwindel, wobei das mit modernen Medikamenten sehr gut reduziert oder ganz verhindert werden kann. Genau diese Medikamente, die vor Nebenwirkungen schützen, machen häufig etwas müde und beeinflussen das Reaktionsvermögen. Deswegen sagen wir all unseren Patienten, denen solche Zusatzmedikamente gegeben wurden: Bitte fahren Sie am Tag der Therapie nicht selbst Auto! Es gibt aber auch noch das Phänomen der verzögerten Reaktion, die oft erst zehn oder zwölf Tage nach der Therapie auftritt. Auch hier kann die Verkehrstüchtigkeit gefährdet sein. 

Merken die Patienten auch selbst, dass sie nicht voll fahrtauglich sind?

Univ.- Prof. Dr. med. Dirk Jäger

Direktor Medizinische Onkologie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen, © NCT

Das ist immer die große Frage: Wie gut kann sich ein Patient selbst einschätzen? In der Regel nehmen die Patienten schon selbst wahr, dass es ihnen nicht so gut geht, dass sie beeinträchtigt sind. Ob dies nun aber auch dazu führt, dass sie wirklich nicht am Verkehr teilnehmen, wissen wir nicht. Wir klären jedenfalls über die Gefahren auf. 

Was ist bei Patienten zu berücksichtigen, die unter einer Schmerztherapie stehen?

Stark wirkende Schmerzmedikamente, vor allem Morphinpräparate, machen müde und verzögern das Reaktionsvermögen. Auch da ist eine völlige Verkehrstauglichkeit nicht gegeben. Darüber muss aufgeklärt werden. 

Gibt es bei den Mitteln der neuen Generation, etwa den Signalhemmern, besondere Nebenwirkungen?

Diese Präparate kommen bei Erkrankungen wie dem Pankreaskarzinom oder Melanomen bereits immer häufiger zum Einsatz, als Dauertherapie in Tablettenform. Sie haben ein ganz anderes Spektrum von Nebenwirkungen als die klassische Chemotherapie. Es können etwa Neuropathien auftreten, so dass das Nervensystem direkt beeinträchtigt ist. Davon sind Empfindungen, Sensorik oder auch Reaktionsvermögen betroffen. Die Substanzen haben aber auch „klassische“ Nebenwirkungen wie Abgeschlagenheit oder Müdigkeit. 

Sind darüber hinaus noch weitere neue Substanzen im Einsatz?

Es gibt da noch die neue Gruppe der so genannten Immunmodulatoren. Diese können ein ganz breites Spektrum von Nebenwirkungen haben, zum Teil mit Autoimmunphänomenen oder Nervenentzündungen. Auch hier sind Veränderungen der Wahrnehmungsfähigkeit oder Müdigkeit mögliche Konsequenzen. 

Wie steht es um die Auswirkungen der Tumorerkrankungen selbst?

Dieses Problem wird oft übersehen, aber auch die Erkrankung selbst kann natürlich zu Beeinträchtigungen und zu Verkehrsuntüchtigkeit führen. Bei einer Blutarmut, einer Anämie, ist das etwa der Fall. Ein anderer kritischer Fall sind Metastasen im Gehirn. Da sind Patienten häufig auch sehr verändert, das kann bis hin zu Krampfanfällen gehen. In dieser Situation darf man natürlich auch nicht am Verkehr teilnehmen. 

Welche Verhaltenstipps kann man zusammenfassend geben?

Die Konsequenzen von Behandlungen sind für jeden Patienten sehr unterschiedlich. Es ist aber in jedem Fall äußerst wichtig, sich vom behandelnden Arzt ausführlich über die möglichen Konsequenzen informieren zu lassen – und dementsprechend zu handeln. 

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