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30.08.2019

Wie sicher leben wir in Deutschland?

Deutscher Viktimisierungssurvey 2017 Mithilfe von computergestützten Telefoninterviews wurden zwischen Juli 2017 und Januar 2018 bundesweit über 31.000 Personen ab 16 Jahren unter anderem zu Opfererlebnissen, zum Sicherheitsgefühl oder zum Anzeigeverhalten befragt. Mit den Ergebnissen lässt sich feststellen, wie sich die Lebenssituation und die Sicherheit im Alltag in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben. Die Studie steht auf der Webseite des BKA zum Download zur Verfügung.

Gibt es Ergebnisse, mit denen Sie nicht gerechnet haben?

Was uns erst einmal nicht überrascht hat, ist die Entwicklung der Kriminalitätsfurcht, da diese nur leicht angestiegen ist und sich nach wie vor auf einem niedrigen Niveau befindet. Was uns wiederum überrascht hat, war, dass ein großer Anteil der Körperverletzungen – zumindest in der Wahrnehmung der Betroffenen – dem Bereich Hasskriminalität beziehungsweise vorurteilsbegründete Kriminalität zuzuordnen ist. Dazu zählen Straftaten, bei denen sich die Motivation des Täters auf die Zugehörigkeit des Opfers zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe bezieht, etwa die Herkunft, die sexuelle Orientierung, die politische Einstellung oder der soziale Status. Bei 49 Körperverletzungen pro tausend Einwohner sind 23 Delikte, nach dem Empfinden der Opfer, durch solche Vorurteile motiviert.

Lässt der Survey eine Einschätzung in Hinsicht auf das Dunkelfeld zu?

Teilweise schon. Wir haben etwa festgestellt, dass das Dunkelfeld im Bereich Internetkriminalität besonders groß ist. Nur ca. fünf Prozent der Angriffe mit Schadsoftware und nur etwa elf Prozent der Phishing-Attacken werden der Polizei gemeldet. Auch im Bereich der Betrugsdelikte ist die Quote eher gering. Bei Körperverletzungen, Raub oder Diebstahl liegt die Anzeigequote wiederum etwas höher, bei 30 bis 40 Prozent. Ein vergleichsweise sehr kleines Dunkelfeld gibt es im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls. Hier werden etwa drei Viertel der Taten angezeigt. Was den Diebstahl von Kraftwägen betrifft, gibt es eigentlich gar kein Dunkelfeld. Hier kommen in der Regel alle Delikte zur Anzeige.

Die Kriminalitätsfurcht befindet sich auf niedrigem Niveau, ist aber seit 2012 dennoch leicht gestiegen. Wie erklären Sie sich das?

Der Survey erlaubt nur begrenzt, eine Einschätzung dazu zu treffen. Dafür wären tiefergehende Analysen notwendig. Was man aber auf Basis der Literatur zum Thema Kriminalitätsfurcht vermuten kann, ist, dass das Ganze mit einer allgemeinen Verunsicherung bezüglich des gesellschaftlichen Wandels zusammenhängt. Das kann die Globalisierung sein. Zudem ist das wahrscheinlich auch auf die Zuwanderungsdebatte zurückzuführen. Es ist bekannt, dass Kriminalität ein Bereich ist, auf den gerne Ängste und diffuse Verunsicherungen projiziert werden. Insbesondere dürfte hier die Verknüpfung des Themas Zuwanderung und der Flüchtlingsdebatte mit dem Bereich Innere Sicherheit eine Rolle spielen. Daran haben übrigens auch die Medien einen Anteil.

Welchen Einfluss üben die Medien denn auf die Kriminalitätsfurcht aus?

Es gibt Untersuchungen, wie sich die Berichterstattung seit den Übergriffen in der Silvesternacht 2015 in Köln verändert hat. Es zeigt sich, dass seitdem verstärkt über Kriminalität in Zusammenhang mit Migration und Zuwanderung berichtet wird. Die Kriminalitätsfurchtforschung sagt auch ganz allgemein, dass das Thema Kriminalität durch die Medien oft verzerrt dargestellt wird. Es wird vor allem über schwere Kriminalität berichtet. Die Kriminalitätsentwicklung betreffend, bekommen steigende Raten zudem immer mehr Aufmerksamkeit als sinkende. Die Berichterstattung hat jedoch eher eine verstärkende Funktion. Das bedeutet, dass Menschen, die ohnehin furchtsam sind, vorwiegend Inhalte konsumieren, die ihre Ängste bestätigen. Dadurch werden sie noch furchtsamer. Und es hängt auch davon ab, welche Formate konsumiert werden und in welchem Umfang. Untersuchungen zeigen, dass bei einem starken Konsum von Inhalten des Boulevardjournalismus oder privater Fernsehsender die Furcht eher steigt, als wenn man sich an Qualitätsmedien oder öffentlich-rechtliche Fernsehsender hält.

MW (30.08.2019)

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