„Gewalt wandeln“
Ein Projekt zur Gewaltprävention für Schüler und Lehrer
Der interaktive Projekttag soll den Zusammenhalt in Schulklassen stärken
© privat
Cybermobbing, Intrigen und Ausgrenzung gehören heutzutage an vielen Schulen zum Alltag. Kinder und Jugendliche werden von Mitschülern schikaniert und Schüler, die eigentlich gar keine bösen Absichten haben, werden zu Mitläufern, weil sie sich nicht trauen, einzugreifen. Um Konflikte im Schulalltag zu lösen, Mobbingsituationen zu schlichten und Schülern und Lehrkräften die Bedeutsamkeit von Gemeinschaft und Zusammenhalt zu vermitteln, hat Evelyn Zinke vom Anti-Gewalt-Zentrum e. V. im Harz das Projekt „Gewalt wandeln“ entwickelt.
Interaktive Prävention
Evelyn Zinke, die staatlich lizensierte Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Trainerin ist, hat das Projekt „Gewalt wandeln“ für Schüler und für Lehrer konzipiert. In dem Projektteil, der an die Schüler gerichtet ist, führt sie an Schulen in der Region Harz einen vier- bis sechsstündigen Projekttag durch. Dabei geht sie interaktiv mit den Schülern an Themenbereiche rund um Gewalt und Konfliktlösung heran. Dass eine bestimmte Schule sie für die Durchführung des Projekttages anfragt, erfolgt dabei nicht immer nur vorbeugend, sondern gelegentlich auch aus Anlass einer konkreten Mobbingsituation. Für Klassen, in denen es schon in der Vergangenheit Mobbingvorfälle gab, bietet der Projekttag die Möglichkeit, die Kinder durch Rollenspiele mit dem eigenen Verhalten zu konfrontieren und zum Nachdenken zu bringen.
Den Spiegel vorhalten
Zinke kann sich an ein Rollenspiel, das sie mit einer sechsten Klasse anlässlich einer konkreten Mobbingsituation durchgeführt hat, noch besonders intensiv erinnern. Dabei sprach sie mit den Kindern zunächst über Kinobesuche und über das, was sie daran schätzen, wie beispielsweise Popcorn, kalte Cola und den gemütlichen Kinosessel, in dem man sich entspannt zurücklehnen kann. Im weiteren Verlauf spielte sie der Klasse eine konkrete Mobbingsituation vor. Eine Schülerin übernahm dabei die Rolle des Mobbingopfers, während die anderen Mitschüler sich das Rollenspiel aus der Beobachterperspektive ihres fiktiven und bequemen Kinosessels anschauen sollten. „Diese Szene sollte ihnen den Spiegel vorhalten und ihnen klarmachen, dass sie hier die Zuschauer sind. Sie fühlen sich sicher, weil sie nicht das Opfer sind“, erklärt Zinke die Situation der Mitläufer. Das Rollenspiel hat die Klasse damals nachhaltig beschäftigt. Die Schüler, die in der Vergangenheit aktiv gemobbt hatten, gaben zu, sich im Nachhinein für ihr früheres Verhalten gegenüber dem Mobbingopfer zu schämen.
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