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Medikamenten-Festpreise auch fürs Ausland

Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, Medikamente über das Internet zu bestellen. Der Versandhandel von Arzneimitteln nimmt stetig zu. Auch ausländische Apotheken bieten über das Internet Medikamente für den deutschen Markt an – zum Teil zu günstigeren Preisen. Warum sie dies jetzt nicht mehr dürfen und welche Unterschiede es generell zwischen Präsenz- und Versandapotheken gibt, erklärt Susanne Mauersberg vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin.

Susanne Mauersberg

Verbraucherzentrale Bundesverband, © privat

Wie sicher sind denn generell ausländische Versandapotheken?

Nicht alle ausländischen Versandapotheken haben das Recht, in Deutschland Medikamente zu vertreiben. Es gibt eine festgelegte Liste, welche europäischen Länder hier welche Arzneimittel anbieten dürfen. Das sind diejenigen, die ähnliche Standards für die Sicherheit haben wie Deutschland – etwa die Niederlande, Großbritannien, Island und Schweden. Aber auch für das Ausland gilt: Medikamente sollten nur aus seriösen und dafür zugelassenen Quellen bezogen werden. Wer über dubiose inländische oder ausländische Webseiten verschreibungspflichtige Substanzen bezieht, macht sich nicht nur strafbar, sondern kann auch seiner Gesundheit schaden.

Weitere Informationen sowie eine Liste mit registrierten in- und ausländischen Versandapotheken finden Sie auf der Webseite des Deutschen Instituts für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). 

Wie sieht es denn generell mit dem Unterschied zwischen Präsenz- und Versand-Apotheke aus? Gibt es Qualitätsunterschiede?

Die Qualität der Medikamente ist bei beiden die gleiche. In Deutschland ist es ja auch so, dass nur bestehende Präsenz-Apotheken auch Medikamente online verkaufen dürfen. Beim Online-Versand gibt es häufig aber ein Defizit, was die Beratung angeht. Nicht, weil kein qualifiziertes Personal vorhanden ist, das die Beratung übernehmen könnte, sondern eher, weil die Leute nicht so sehr an einer Beratung interessiert sind. Viele Kunden empfinden die Beratung in einer Präsenz-Apotheke auch eher als lästig. Dabei ist sie wichtig, weil Kunden etwa die Wechselwirkungen mancher Medikamente selbst nicht gut einschätzen können. In einer Apotheke vor Ort kann man da vielleicht etwas besser einwirken. Generell hat das Aufkommen von Versandapotheken dafür gesorgt, dass mehr Wettbewerb entsteht. Als vor einigen Jahren die nicht verschreibungspflichtigen Medikamente von der Preisbindung befreit wurden, tat sich preislich in den Apotheken erst einmal kaum etwas. Doch als man im Versandhandel anfing, diese Medikamente günstiger anzubieten, hat sich etwas getan. Man muss sich als Anbieter etwas für beide Vertriebsformen einfallen lassen. Uns ist wichtig, dass die Versandapotheken ein zusätzliches Angebot darstellen und nicht die stationären verdrängen. Denn beides ist wichtig. Dadurch, dass Versand-Apotheken häufig bessere Konditionen haben und dadurch niedrigere Preise anbieten können, besteht diese Gefahr schon. Es gibt aber immer häufiger Kooperationen von kleineren Apotheken, die sich zu Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen. Denn es muss nicht immer über Konkurrenz, Verdrängung und Preisdruck gehen. Hier ist aber auch die Politik gefragt, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen.
(SW)

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