Kinder besser vor Missbrauch schützen
Mehr Infos zum Thema Kindesmissbrauch sowie Hilfestellungen und Checklisten gibt es auf der GdP-Webseite.
Sind Familienrichter ausreichend auf ihr schwieriges und komplexes Tätigkeitsfeld vorbereitet?
Das sind sie oft nicht. Es kann nicht sein, dass ich bis Freitag bei der Staatsanwaltschaft oder in der Mietabteilung des Amtsgerichts gearbeitet habe und ab Montag Familienrichter bin. Oft gibt es nur eine kurze Einführung mit überwiegend anderen auch wichtigen Themen aus der Familiengerichtsbarkeit. Man muss aber eine ganze Reihe Kenntnisse haben, etwa über das komplexe Familienverfahrensrecht. Man muss außerdem wissen: Wie arbeitet ein Jugendamt? Was kann man von den Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe erwarten? Man muss in der Lage sein, ein Kind anzuhören: Wie deute ich seine Körpersprache? Man muss sensibel für gewisse Signale sein und sich dann ggf. zusätzliche Expertise holen. Da ist aber schon das nächste Problem: Wir haben zu wenige Gutachter, wenn es um Kindeswohlgefährdung, insbesondere sexuellen Missbrauch geht. Familienrichter – wie auch Sozialarbeiter - müssten intensiver auf ihre Tätigkeit vorbereitet und laufend fortgebildet werden und auch mehr Anerkennung erhalten. Es sollte attraktiv sein, Familienrichter zu sein. In Australien kommen nur die besten, hochspezialisierten Rechtsanwälte in ungefähr den letzten zehn Jahren ihrer beruflichen Tätigkeit zum „Family Court of Australia“, um dort als Richter zu arbeiten. Dort ist das die Krönung einer anwaltlichen Laufbahn.
Angenommen, ein Familienrichter ist nicht ausreichend geschult – könnte ihn ein Täter aus dem familiären Umfeld des Kindes täuschen?
Wir wissen, dass pädosexuelle Täter oft sehr gut getarnt sind. Sie sind sehr beliebt, sehr freundlich, sehr hilfsbereit und deshalb oft in der Kollegenschaft geschätzt. Sie überkompensieren, um nur ja nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, dass von ihnen eine Gefahr für ein Kind ausgehen könnte. Eine Strategie ist, sich gezielt an alleinerziehende, überforderte Mütter heranzumachen. Sie spielen ihnen Liebe vor, sind aber eigentlich nur an dem Kind interessiert. Sie bieten Hilfe an, sich mit dem Kind zu beschäftigen, etwas zu unternehmen, es von der Schule abzuholen. Die Mütter sind dankbar, für sie ist es eine große Entlastung. Die Gefahr, dass man sich hier etwas vormachen lässt, ist sehr hoch. Davor sind selbst Richter am Oberlandesgericht nicht gefeit. Deshalb muss man als Richter unbedingt weitere Expertise heranziehen und die gesetzlich vorgeschriebenen Erkenntnisquellen ausschöpfen. Es reicht nicht, sich auf sein Gefühl und seine vermeintliche Menschenkenntnis zu verlassen. Wenn pädosexuell orientierte Menschen mit einem Kind in einem Haushalt leben, ist die Gefahr für das Kind hoch. Das gilt es zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren.
Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Dinge, die passieren müssten, um Kinder besser vor Missbrauch zu schützen?
Die Frage der Qualifikation aller Professionellen ist auf jeden Fall eine ganz entscheidende. Dann gute Rahmenbedingungen für alle, die in diesen Arbeitsfeldern tätig sind, wie entsprechende Vergütung, aber auch Anerkennung, Wertschätzung und Supervision. Als drittes sollten wir alle Reformschritte auch von unabhängigen Experten evaluieren lassen: Gelingen die gesetzgeberischen Absichten? Werden Reformen überhaupt umgesetzt? Wenn nicht, woran hakt es? Gemeinsam mit Gesetzesänderungen sollte man deshalb gleichzeitig Evaluationsklauseln verabschieden. Das machen wir erst seit wenigen Jahren in einigen, zu wenigen Gesetzen. Wir sollten aber verfolgen, ob die gesetzgeberischen Absichten umgesetzt werden können. Dann hätten wir auch die Möglichkeit, zeitnah nachzusteuern. Wir brauchen mehr interdisziplinäre Forschung zum Thema der Kindeswohlgefährdung Es geht bei dem Thema auch um die Glaubwürdigkeit der Politik. Man kann nicht dadurch gewinnen, dass man nur nach höheren Strafen ruft und alles andere, was ebenso dazugehört, außer Acht lässt. Eine Strafverschärfung kostet mich nur Druckerschwärze. Für Strukturreformen muss man aber Geld in die Hand nehmen. Die Energie und Empörung, die wir bei Politikern oft mit dem Ruf nach Strafverschärfung haben, die würde ich bei den anderen dringenden Reformbedarfen auch gern sehen. Zugegeben, das waren mehr als drei Wünsche.
SBa (31.07.2020)
Weitere Artikel zum Thema Einbruchschutz
Durch individuelle Konzepte sollen Baurecht und Arbeitnehmerschutz besser aufeinander abgestimmt werden
Beim betrieblichen Brandschutz treffen die Anforderungen des...[mehr erfahren]
Polizeiliche Kriminalstatistik 2023
Im Jahr 2023 ist die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle bundesweit...[mehr erfahren]
Brandprävention
Im Alltag, in der Freizeit, in der Industrie und in der Land- und...[mehr erfahren]
Mobile Authentifizierung auf dem Vormarsch
Noch dominiert bei der Zutrittssteuerung in Industrie und Gewerbe die...[mehr erfahren]
Senioren profitieren von Nachbarschaftshilfe
Die meisten Senioren machen früher oder später die Erfahrung, dass...[mehr erfahren]
Die Verriegelung ist dabei das A und O
Der Einbau von einbruchhemmenden Türen und Fenstern ist häufig mit...[mehr erfahren]
Zertifizierter Schutz vor Diebstahl, Brand und Hochwasser
Der Tresor ist ein sicheres Mittel zum Schutz von Wertgegenständen,...[mehr erfahren]
Aktivitäten
Service
Präventionsvideos
"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Und gerade mit bewegten Bildern werden wir alle viel leichter erreicht als mit nüchternen Informationsmaterialien, die nur den Verstand ansprechen. Hier finden Sie die Präventionsvideos.
Schützen Sie Ihre Immobilie gegen Einbruch!
Erklärung einschlägiger Präventions-Begriffe
Beliebte Artikel zum Thema Einbruchschutz
Alarmanlagen; Sicherungen für Türen und Fenster
Durch eine gute mechanische Sicherung von Fenstern und Türen...[mehr erfahren]
Teil 2: Die häufigsten Fragen zu Türen, Fenstern und Alarmanlagen
Statistiken zum Thema Einbruchschutz zeigen: Rund 40 Prozent der...[mehr erfahren]
Teil 1: Die häufigsten Fragen zu Einbrechern, deren Vorgehensweisen und Ihrem Versicherungsschutz
Seit dem Jahr 2016 geht die Zahl der Einbrüche stetig zurück – so...[mehr erfahren]
Das richtige Verhalten bei einem Einbruch
Eine unangenehme Vorstellung: Man kommt nach Hause und bemerkt, dass...[mehr erfahren]