Starkregen im Sommer
Karl-Heinz Blaut
Referat Baulicher Bevölkerungsschutz und Wassersicherstellung im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, © BBK
Schutz vor Starkregen und Überschwemmung
Um sein Haus baulich zu schützen, empfiehlt der Experte vom BBK, alles unterhalb der Rückstauebene mit Rückstauklappen zu sichern und abzudichten. Das betrifft alle Eingänge, Türen und Fenster, die sich unterhalb der Straßenoberkante mit den Einlaufschächten für das Regenwasser in das öffentliche Kanalsystem befinden. Des Weiteren sind Dachrinnen frei von Laub und sonstigen Verstopfungen zu halten, damit das Regenwasser bei starken Regenfällen ausreichend abfließen kann und sich nicht staut und insbesondere bei Flachdächern nicht ins Haus eindringen kann. Im Falle eines Starkregens empfiehlt das BBK, unbedingt im Haus zu bleiben und sich bei Sturzflutgefahr in höhere Stockwerke zu retten. „Simbach am Inn hat deutlich gezeigt warum: Dort ist eine Familie in ihrer Erdgeschosswohnung ertrunken, weil Treibgut in Folge einer Sturzflut die Fensterscheiben durchdrungen hat und die Wohnung sehr schnell mit Wasser vollgelaufen ist“, schildert Blaut. „Der Wasserdruck kann bei dynamischen Überschwemmungen so hoch sein, dass sich Türen nicht mehr öffnen lassen. Deswegen warnen wir während eines Starkregens auch ausdrücklich vor dem Gang in tiefere Stockwerke wie den Keller“, fügt er hinzu.
Das BBK bietet Informationsbroschüren über Unwetter, Hochwasser und Sturzfluten. Ein Handbuch zu Starkregen und Sturzfluten enthält weiterführende Empfehlungen für Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen. Des Weiteren zeigt das BBK auf seinem YouTube-Kanal Videoclips, die Tipps zum baulichen Bevölkerungsschutz für alle Wetterlagen liefern.
Schwachstellen in der Landschaft finden
Ein Starkregen ist meist nach wenigen Stunden vorbei. Was übrig bleibt, sind verwüstete Häuser, überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller. Da viele Menschen erst nach einem Starkregenereignis oder einer Überschwemmung für derartige Naturgewalten sensibilisiert sind, wünscht sich Karl-Heinz Blaut, dass Bürger und Kommunen mehr Vorsorgemaßnahmen treffen. „Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, für ein Gebiet ein hydrologisches und hydraulisches Abflussmodell erstellen zu lassen. Diese Computersimulation hilft dabei, Überflutungsflächen in der Landschaft darzustellen. Man kann herausfinden, wo sich Niederschlagsmassen ansammeln und wo Wasser Geschwindigkeit aufnimmt. Das gibt Aufschluss darüber, welche Gebäude besonders gefährdet sind“, erklärt er. Mit Hilfe solcher Abflussmodelle können sogenannte Starkregengefahrenkarten erstellt werden. Sie sind analog zu Hochwassergefahrenkarten zu sehen, für deren Erstellung die Bezirksregierungen unter Einbindung der Kommunen gesetzlich verpflichtet sind. „Für die Erstellung von Starkregengefahrenkarten gibt es bisher noch keine gesetzlichen Vorgaben. Da will man in Zukunft aber hin“, schließt der Experte ab. FL (29.03.2018)
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