Fahrsicherheitstraining für Einsatzfahrzeuge
Trainingsprogramm für Einsatzkräfte
„Das Programm richtet sich nicht nur an Neulinge, sondern ist auch für Fahrerinnen und Fahrer mit langjähriger Praxis sinnvoll“, betont Jürgen Bente. Schließlich können selbst Profis gefährliche Situationen falsch einschätzen. „Den Einsatzkräften muss klar sein, dass der Straßenverkehr bei eiliger Fahrt schnell herausfordernd werden kann und einige Gefahrensituationen kaum beherrschbar sind“, sagt Bente. „Wer in Hektik gerät, agiert schnell kopflos.“ Daher stehen vor allem praktische Übungen und der richtige Umgang mit Stresssituationen im Fokus des Trainings. So wird zum Beispiel der Bremsweg der Einsatzfahrzeuge oft falsch eingeschätzt. Deshalb werden im Training die Bremswege von verschiedenen Fahrzeugtypen auf dem Übungsplatz miteinander verglichen. „Gerade beim Überfahren einer Kreuzung oder beim Fahren in der Kolonne müssen die Geschwindigkeit und der Abstand angepasst werden“, erklärt Bente. Schließlich tragen die Fahrer von Einsatzfahrzeugen bei Unfällen häufig die Schuld oder eine Teilschuld und somit große Verantwortung. Durch das Üben von Brems- und Lenkmanövern bekommen die Einsatzkräfte ein besseres Gespür für das Fahrzeug und haben die Situation auch bei erhöhtem Stresspegel besser im Blick. „Bei Einsatzfahrten kommen verschiedenste Faktoren zusammen, auf die der Fahrer oder die Fahrerin achten muss: Die Beschaffenheit der Fahrbahn, die Witterung und nicht zuletzt das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer, die durch Blaulicht und Martinshorn auch in eine Ausnahmesituation versetzt werden“, erklärt Jürgen Bente. Leider hören die Ausbilder immer wieder von Autofahrern, die viel zu spät auf das herannahende Einsatzfahrzeug reagieren und dann vor Schreck einfach stehen bleiben. „Dadurch versperren sie den Einsatzkräften den Weg und die verlieren dann wertvolle Zeit“, so der Experte. Ärgerlich sei auch, dass viele Autofahrer auf der Autobahn einfach keine Rettungsgasse bilden. „Dadurch kommt im schlimmsten Fall für die Unfallopfer jede Hilfe zu spät“, mahnt Bente.
Straßenverkehrsordnung (StVO) Paragraph 38, Abs. 1:
- „Blaues Blinklicht zusammen mit dem Einsatzhorn darf nur verwendet werden, wenn höchste Eile geboten ist, um Menschenleben zu retten oder schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden, eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwenden, flüchtige Personen zu verfolgen oder bedeutende Sachwerte zu erhalten.“
- Es ordnet an: „Alle übrigen Verkehrsteilnehmer haben sofort freie Bahn zu schaffen.“
Autofahrer agieren oft unberechenbar
Vor allem im Stadtverkehr müssen die Einsatzkräfte mit vielen unvorhersehbaren Situationen rechnen. In Häuserschluchten ist für Autofahrer und Fußgänger oft schwer zu orten, aus welcher Richtung das Signal kommt. Zudem hören einige Autofahrer das Martinshorn bei lauter Musik aus dem Autoradio erst viel zu spät. „Sobald man das Signal bemerkt, sollte man direkt zur Seite fahren und den Blinker in die entsprechende Richtung setzen“, empfiehlt Bente. „Man darf sogar auf den Bürgersteig fahren oder eine rote Ampel überqueren, um freie Bahn zu schaffen.“ Im Training wird die Fahrt mit Fremdverkehr im Simulator geübt. „Hier zählt vor allem, dass die Einsatzkräfte lernen, wie sie durch vorhersehbares Fahrverhalten gefährliche Situationen vermeiden können“, erläutert Bente. Denn je besser die anderen Autofahrer einschätzen können, wo das Einsatzfahrzeug hin will, desto eher können sie entsprechend reagieren. „Kurz vor der roten Ampel das Martinshorn einzuschalten, lässt den Autofahrern kaum noch Zeit, um auszuweichen. Je früher die anderen Verkehrsteilnehmer gewarnt werden, desto besser“, rät Jürgen Bente.
AL (07.09.2020)
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