Antidemokratische Aktivitäten stoppen
Nicht nur der Fußball ist betroffen
Der Fußball ist die Sportart, die im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses und der Medien steht. Deshalb werden rechtsextreme Vorfälle von Vereinsmitgliedern oder Fans dort auch am ehesten bekannt. Gerade in der Hooligan-Szene finden sich viele militante Neonazis, die auf der Tribüne für Krawalle sorgen und in letzter Zeit auch vermehrt auf Demonstrationen der „Querdenker“ aufgetreten sind. Aber der Rechtsextremismus ist nicht nur im Fußball ein Problem. Auch die Kampfsportszene wird bei den Rechten beliebter. Gerhard Bücker: „Dort gibt es immer mal wieder Abteilungen zum Beispiel im Bereich des Freefights (Käfigboxen), in denen einige Mitglieder auch Anhänger einer Kameradschaft oder von Autonomen Nationalisten sind.“ Auch im Kickboxen, MMA und im Thai-Boxen gibt es Probleme mit extremen Rechten. Der Rechtsextremismus lebt stark vom Körperkult, der auch in der Kampfsport-Szene eine wichtige Rolle spielt. Im Kern geht es den Rechten darum, die Jugend unter dem Deckmantel der sportlichen Betätigung für ihre Ideologie und rechte Gewalt zu begeistern.
Zeichen erkennen
In der Präventionsarbeit wurde in den letzten Jahren sehr viel erreicht. Vor allem hat sich eine Broschüre als wichtiges Arbeitsmittel erwiesen. Sie heißt „Vereine und Verbände stark machen zum Umgang mit Rechtsextremismus im und um den Sport“ und wird vor allem an die 98 Mitgliedsverbände abgegeben, die unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes organisiert sind. Darin finden die Verantwortlichen konkretes Material zu der Frage, wie man mit antidemokratischen Kräften im Verein umgeht und woran man sie erkennt. Aber auch das Netzwerk „Sport und Politik für Fairness, Respekt und Menschenwürde“ setzt sich mit diversen Mitgliedern aus Politik und Sport aktiv dafür ein, dass Vereine gegen rassistische oder diskriminierende Vorfälle vorgehen, statt wegzusehen oder sie zu verharmlosen.
Mehrstufiges Vorgehen macht Sinn
Kommt ein Verein auf die Beraterinnen und Berater wegen konkreter Vorfälle zu, empfiehlt sich in der Regel ein mehrstufiges Vorgehen. Eine Möglichkeit ist eine von der Vereinsspitze anberaumte Informationsveranstaltung. Darin erzeugen die Berater bei den Vereinsmitgliedern erstmal Betroffenheit, indem sie berichten, was im Verein vorgefallen ist und auf welche Symbole und Verhaltensweisen die Vereinsmitglieder achten sollen. Im zweiten Schritt folgt das direkte Gespräch mit der betroffenen Abteilung: Die Abteilungsspitze wird darauf aufmerksam gemacht, welche Spieler wie aufgefallen sind, dass im Verein bereits geredet wird und dass das so nicht weitergehen kann. Gerhard Bücker: „Wenn es sich um Minderjährige handelt, führt das oft zu Gesprächen mit den Eltern – und auch zu von uns moderierten Gesprächen zwischen der Abteilungsleitung und der Vereinsspitze.“ Die Satzungsänderungen müssten natürlich auf einer Jahreshauptversammlung ordnungsgemäß verabschiedet werden. Gerhard Bücker: „Wir schlagen vor, in der Satzung von „antidemokratischen Kräften“ zu reden, damit jede Form von politischem Extremismus mit abgedeckt wird.“ Die neuen Regelungen sollten dann über das Internet oder die Vereinszeitung allgemein bekannt gemacht werden und ab einem bestimmten Datum in Kraft treten, um künftig etwa Personen aus dem Zuschauerbereich oder in der Halle rechtlich gesichert verweisen zu können.
WL / AL (Stand: 28.05.2021)
Weitere Infos zum Thema Gewalt in der Gesellschaft
Mehr Gewalt-, Jugend- und Ausländerkriminalität
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) gibt Aufschluss über...[mehr erfahren]
Silvesterausschreitungen in Berlin aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei
Die Ausschreitungen an Silvester in Berlin und anderen Orten...[mehr erfahren]
Nebenklage, Adhäsionsverfahren und Opferentschädigungsgesetz
Wer Opfer einer Straftat wird, hat oft lange mit den Folgen zu...[mehr erfahren]
K.-o.-Tropfen sind auch in Deutschlands Kneipen und Diskotheken ein ernstes Problem
K.-o.-Tropfen – das sind Medikamente oder illegale Drogen, die etwa...[mehr erfahren]
Hinsehen, Handeln und Helfen
Böblingen, im Oktober 2023: Drei Bauarbeiter hören die Hilferufe...[mehr erfahren]
Aktivitäten
Service
Audio Podcast
Hier finden Sie weitere Podcasts
Präventionsvideos
"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Und gerade mit bewegten Bildern werden wir alle viel leichter erreicht als mit nüchternen Informationsmaterialien, die nur den Verstand ansprechen. Hier finden Sie die Präventionsvideos.
Schützen Sie Ihre Immobilie gegen Einbruch!
Erklärung einschlägiger Präventions-Begriffe
Beliebte Artikel zum Thema Gewalt in der Gesellschaft
Tipps zur Vorbeugung und Deeskalation
Die Pöbelei in der Bahn, die Schlägerei vor der Disko, der nächtliche...[mehr erfahren]
Die Arbeit der Spezialeinsatzkommandos der Polizei
Geiselnahme, Terror, Erpressung, Suizidversuch oder Amoklauf: Es gibt...[mehr erfahren]
Die Kampfhunde-Verordnung in Bayern
Im Februar 2014 greift ein freilaufender Rottweiler in Brandenburg...[mehr erfahren]