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Bodycams bei der Polizei Hessen

Im Frankfurter Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen waren im Jahr 2013 die ersten Bodycams in Deutschland im Rahmen eines Pilotprojektes im Einsatz. Ab 2015 waren sie dann landesweit in Gebrauch; andere Bundesländer zogen nach. Ende 2019 wurde in Hessen eine neue Generation von Brustkameras eingeführt, welche seit Anfang 2021 hessenweit die alten Schulterkameras ersetzt. Die 700 modernen Bodycams wirken deeskalierend und abschreckend, schützen Polizistinnen und Polizisten vor verbalen und körperlichen Bedrohungen und sie liefern darüber hinaus auch gerichtsfestes Beweismaterial.

POK Matthias Kapp, Polizeipräsidium Frankfurt/Main

© PP Frankfurt/Main

Videoaufzeichnungen helfen bei der Strafverfolgung

Die Kameras dürfen vorrangig zur Gefahrenabwehr verwendet werden. Die Aufnahmen können jedoch auch in einem Strafprozess verwendet werden. Matthias Kapp berichtet von einem Fall, der sich erst vor Kurzem ereignet hat: Ein Ladendetektiv hat einen Dieb festgenommen, der sich gegen die Festnahme körperlich wehrt. Als sie am Tatort eintreffen, schalten die Polizisten aufgrund ihrer Einschätzung der Lage sofort ihre Bodycams ein. Matthias Kapp: „Die Tür öffnet sich, die Kollegen kommen herein und filmen als Erstes den Tritt des Ladendiebs gegen das Schienbein des Detektivs.“ Dadurch kommt zum Diebstahl auch noch eine Körperverletzung. „Beide Delikte wurden dann von den Kollegen zur Anzeige gebracht.“ Nachdem der Tritt gefilmt worden war, hat sich der Ladendieb übrigens binnen kürzester Zeit beruhigt. Ein Ladendiebstahl ist nur einer von vielen Fällen, bei denen der Einsatz der Bodycams Sinn macht. Generell gilt: „Bei jeder Identitätsfeststellung, bei der wir das Gefühl haben, das könnte problematisch werden, ist das ein Grund, die Bodycam einzuschalten.“ Etwa, wenn die Einsatzkräfte in Alt-Sachsenhausen überprüfen wollen, ob jemand volljährig ist. Oft sind die Personen alkoholisiert oder sie stehen unter Drogeneinfluss. Auch bei Rangeleien, die drohen, sich zu Schlägereien zu steigern, sorgt die Bodycam dafür, dass sich die Gemüter abkühlen.

Wichtig auch für Richter und Staatsanwälte

Wenn das Videomaterial in einem Strafprozess genutzt wird, hat dies auf den Verlauf des Prozesses oft einen erheblichen Einfluss. Eine Videoaufzeichnung untermauert eine Anklage viel plastischer als ein Polizeibericht das je tun könnte. Ein Bericht ist naturgemäß nüchtern und sachlich – ein Beweisvideo bringt demgegenüber auch die Emotionalität und Brutalität einer Situation anschaulicher herüber. „Richter und Staatsanwälte erhalten dadurch einen realistischen Eindruck darüber, was da draußen teilweise passiert“, berichtet Matthias Kapp.

WL (Stand: 25.06.2021)

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