< „Das kann kein Ghetto sein!“

Ein friedlicher Fußballnachmittag

Es ist ein strahlend blauer Frühlingssonntag. Die Fußgängerzone vor dem Hauptbahnhof in Gelsenkirchen ist ruhig und fast menschenleer. Einige Bundespolizistinnen und -polizisten blinzeln in voller Montur in die Sonne. Ihr Auftrag: Die Begleitung des harten Kerns der Schalker Fans zum Auswärtsspiel. Denn am Nachmittag steht das Bundesligaspiel Bayer Leverkusen gegen Schalke 04 an.

Solidarität in der Gruppe

Auf dem Bahnhof in Leverkusen hat EPHK Klaus Kapellner seitens der 13. Bereitschaftspolizeihundertschaft aus Bonn die Begleitung der Fans bis zum Stadion übernommen. In der Unterführung des Bahnhofs haben die Beamten eine Menschenkette gebildet. Die Schalker Fans stehen in einem Pulk vor der Unterführung, bereit zum Aufbruch Richtung Stadion. Aber sie warten. „Es geht um die beiden Fans, die noch auf dem Gleis bei der Bundespolizei stehen weil sie einem Beamten vorwerfen, sie beleidigt zu haben“, erklärt Klaus Kapellner: „Erst, wenn die wieder bei den anderen sind, werden die losgehen.“ Und genau so ist es. Schnellen Schrittes kommen die beiden Schalke-Fans wenig später die Treppe herunter und als sie wieder bei ihrer Gruppe sind, setzt sich der Tross der Fans in Bewegung.

„Hier in Leverkusen haben wir eigentlich eine idealtypische Situation“, weiß Klaus Kapellner: „Es gibt einen 10-Minuten-Fußweg zum Stadion. Zuerst geht der an den Bahngleisen entlang. Da müssen wir nur die Seite zum Stadtpark absichern.“ Im Stadtpark begleitet berittene Polizei den Zug der Fans. „Anschließend geht es über das Flüsschen Dhünn und dann auf einem Fußweg zwischen abgezäunten Sportanlagen von Bayer Leverkusen und dem Fluss auf direktem Weg zum Stadion“, erläutert Klaus Kapellner.

Fankurve 1. FC Köln

© Blacky, fotolia

Fangesänge auch beim Rückstand

Im Stadion werden die Fans strikt getrennt. Sie stehen sich diagonal gegenüber. Übrigens in den einzigen beiden Blöcken im Stadion, die von hohen Zäunen umgeben sind. Block „G“ für die Gäste und Block „C“ für die Fans der Heimmannschaft. Der sogenannte „Kapo“ sitzt auf dem Zaun, der den Gästeblock umschließt. Er schaut Richtung Fanblock und stimmt die Gesänge an. Von der Polizeiwache im Stadion im Bereich der Südtribüne haben die Polizisten einen optimalen Blick auf den Gästeblock. Nach dem 1:0 für Leverkusen werden die Fans ruhiger, sie machen ihre Choreographien aber weiter. Aber auch nach dem 2:0 für Leverkusen unterstützt der Schalker Fanblock die Stars auf dem Rasen unverdrossen weiter. Wie trügerisch die Ruhe sein kann, wird klar, als der Leiter des vom Verein gestellten Ordnungsdienstes vorbeischaut und sich kurz mit den Polizisten berät. Die szenekundigen Beamten im Leverkusener Fanblock wollen gehört haben, dass einige der Leverkusen-Fans in der Pause herüber zu den Schalker Fans gehen wollen, um die Konfrontation zu suchen. Sofort informiert Klaus Kapellner seine Mitarbeiter von der Bereitschaftspolizei. Sie sollen auf dem Weg hinter den Rängen aufpassen und gegebenenfalls eine Menschenkette bilden und die Leverkusener Fans zum Umkehren auffordern. Eine Schlägerei braucht nun wirklich niemand an diesem friedlichen Fußballnachmittag. Glücklicherweise bleibt es dann an diesem Tag doch ruhig.

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