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Sicherer Spaß im Freizeitpark

Diesen Ausflug hatten sich die Fahrgäste des „Trapper Slider“ in einem Vergnügungspark im Sauerland sicherlich anders vorgestellt: Statt eine gemütliche Fahrt mit der beliebten Sommerrodelbahn zu genießen, krachten mehrere Personen auf der Strecke ineinander. Schuld war nicht etwa ein technischer Defekt, sondern menschliches Fehlverhalten. Auch in anderen deutschen Freizeitparks hat es in den vergangenen Jahren ähnliche Zwischenfälle gegeben. Welche strengen Sicherheitsvorschriften hierzulande für Parks und Fahrgeschäfte gelten, und wie Fahrgäste selbst zur Vermeidung von Unfällen beitragen können, erklärt Can de Haan, Leiter für Betriebs- und Anlagensicherheit im Europa-Park in Rust.

Tägliche Sicherheitschecks der Mitarbeiter

Bestehende Fahrgeschäfte werden je nach Typ regelmäßig von den parkeigenen Elektrikern und Mechanikern intensiv kontrolliert. „Gehen wir von einer Achterbahn wie unserer blue fire Megacoaster aus, gibt es vor jedem Betrieb mit Fahrgästen tägliche Sicherheitsüberprüfungen anhand von Checklisten, die von unseren Mitarbeitern abgehakt werden“, berichtet de Haan. Zu den Punkten, die kontrolliert werden, zählen beispielswiese Lichtraumprofil, Räder, Achsen, Schrauben sowie sämtliche Verbindungen. Zusätzlich gibt es noch gestaffelte Wartungsintervalle, die wöchentlich, monatlich, halbjährlich, jährlich sowie alle fünf Jahre erfolgen. Dabei wird unter anderem überprüft, ob Bauteile saniert oder ersetzt werden müssen. „Hier wird selbst nach feinsten Rissen gesucht, die eventuell ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten“, weiß de Haan. „Wird bei einem der Checks ein Mangel festgestellt, geht sofort eine Meldung raus und es wird umgehend mit der Reparatur begonnen, damit die Anlage schnellstmöglich wieder einsatzfähig ist. Da wir ein hohes Performance Level haben, kommen Mängel in der Tat relativ selten vor.“

Can de Haan, Leiter für Anlagen- und Betriebssicherheit

© Europa-Park

Größter Risikofaktor ist der Mensch

Auch wenn es hin und wieder zu technischen Defekten und Betriebsstörungen von Fahrgeschäften kommt, gehen davon keine Sicherheitsgefahren für Besucherinnen und Besucher aus. Stattdessen tragen in erster Linie Fahrgäste selbst zur Gefahr von Unfällen bei. „Der größte Risikofaktor ist und bleibt der Mensch“, bestätigt Can de Haan. Vor allem beim Ein- und Aussteigen besteht ein vergleichsweises hohes Risiko, etwa wenn es einen großen Andrang in der Warteschlange gibt. „Die Besucher sind motiviert, haben Vorfreude und laufen zum Beispiel zu schnell zu einem freien Platz oder bewegen sich in die falsche Richtung. Das ist auch die häufigste Unfallursache, wenn man sich die Statistik der Branche anguckt. Deshalb müssen wir immer darauf achten, die Laufwege gut zu gestalten.“ Weitere Gefahren entstehen während der Fahrt, etwa durch lose Gegenstände oder Handys, die während der Fahrt für ein Foto herausgeholt werden. Diese sollten deshalb immer gut verstaut oder, noch besser, vor der Fahrt weggeschlossen werden. „Mittlerweile haben wir aber auch dieses Risiko gut im Griff.“

Gute Zusammenarbeit mit der Polizei

Anfang September 2021 wurde der neue Polizeiposten in Rust eingeweiht. Dort kümmern sich insgesamt 12 Beamte neben der Betreuung der Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde unter anderem auch um die Sicherheit im Europa-Park. „Kommt es im Park zu einem Sicherheitsvorfall, etwa bei der Gästekontrolle, oder sogar zu einer Straftat, ist die Polizei dank eines kurzen Anfahrtsweges schnell vor Ort“, erklärt Benjamin Kirschbaum, Leiter für Sicherheit und Notfallmanagement im Europa-Park. Auch präventiv gibt es eine gute Partnerschaft – zum Beispiel in Hinblick auf die gemeinsame Vorbereitung von möglichen Großschadenslagen. „Wir legen viel Wert darauf, dass sich unsere internen Sicherheitskonzepte mit denen der Polizei überschneiden“, so Kirschbaum. Dank des neuen Postens sei die Kooperation nun viel enger und intensiver geworden. „Wir sind sehr glücklich über die gute und vorbildliche Zusammenarbeit.“

KF (Stand 29.10.2021)

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