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Teure Schmierereien

Graffitis und Farbschmierereien gehören heute zum normalen Erscheinungsbild deutscher Großstädte und beim Kampf gegen die Verursacher scheint kein Ende in Sicht. Allein die Stadt Köln investiert jährlich rund 450.000 Euro in die Reinigung städtischer Objekte wie Ämter, Schulen oder Brücken. Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein, wie viele andere Institutionen und Unternehmen Mitglied der Kölner Anti-Spray-Aktion (KASA), schätzt die pro Jahr entstehenden Gesamtkosten für die Entfernung von illegalen Graffitis und Malereien in der Domstadt auf über 10 Millionen Euro. Die notwendigen Wiederinstandsetzungen und Restaurierungen sind dabei noch nicht eingerechnet.

Auch Bahnen werden beschädigt

© Henlisatho, fotolia

Zerstören mit Methode

Längst nicht jeder Sprayer hegt künstlerische Ambitionen. Viele wollen vor allem Schäden verursachen. Solche Täter hinterlassen meist einfarbige Schriftzüge oder Symbole, die sie sehr schnell und in möglichst hoher Anzahl auftragen. Dr. Michael Kupfer von der Gütegemeinschaft Anti-Graffiti in Berlin ist Experte für Graffiti-Prävention und kennt die Methoden, mit denen gezielt Häuserwände oder Mauerwerke geschädigt werden: „Bei einer Sprühdose werden die Farbpartikel durch den Sprühkopf sowie den großen Abstand zur Wand relativ grob aufgetragen. Das Entfernen der Farbe ist für Fachleute in den meisten Fällen nicht sehr schwer. Verwendet der Täter stattdessen aber einen dicken Edding, ist durch den direkten Kontakt zwischen Stift und Untergrund die Dichte der Farbpartikel viel höher. Das macht die Reinigung schwieriger.“ Über das Internet sowie Fachgeschäfte werden in Deutschland zusätzlich spezielle Produkte vertrieben, die nur dem Zweck dienen, möglichst schwere Sachschäden zu verursachen. Michael Kupfer: „Ein Beispiel sind Tintenflaschen mit Edelstahlspitzen. Dadurch kann die Farbe direkt in die mechanisch zerstörte Wandoberfläche eingebracht werden. Das verursacht extrem hohe Reinigungs- und Reparaturkosten für den Besitzer.“ Ähnlich gehen die Täter beim so genannten Scratching vor: Mit Messern oder anderen scharfen Gegenständen werden Schriftzüge in Glasscheiben oder Plastikflächen gekratzt. Um die zerstörerische Wirkung zu verstärken, verwenden besonders rücksichtslose Täter dabei auch hochtoxische Flüssigkeiten.

Der Einsatz solcher gefährlicher Substanzen ist zwar die Ausnahme, generell sieht die Polizei aber ein erhöhtes Gewaltpotenzial in der Sprayer-Szene. Daher wird auch geraten, einen ertappten Sprüher oder Scratcher nicht anzusprechen. „Besser ist es, die Polizei zu alarmieren, sich persönliche Merkmale des Täters einzuprägen und sich anschließend als Zeuge zur Verfügung zu stellen“, sagt Petra Kremerius. Nur ein gesamtgesellschaftliches Vorgehen, bei dem jeder mithelfe, könne gegen Graffiti Wirkung entfalten.

Schlimme Folgen für Hausbesitzer

Die Reinigung der Fassade eines verschmierten Mehrfamilienhauses kann leicht 20.000 Euro und mehr kosten. Das kann für einzelne Hausbesitzer den Ruin bedeuten. Anti-Spray-Aktionen wie die KASA in Köln oder „Klar Schiff“ in Kiel setzen auf Prävention. Polizisten besuchen die Schulen und informieren über die straf- und zivilrechtlichen Folgen von illegalen Graffitimalereien. Junge Sprüher gelten in Expertenkreisen noch als beeinflussbar, volljährige Personen dagegen meist als Überzeugungstäter. Abschreckend sollen vor allem die möglichen Konsequenzen wirken: Wer beim Sprühen erwischt wird, hat nicht nur die strafrechtlichen Folgen zu tragen. Auf zivilrechtlichem Weg können die Geschädigten auch Schadensersatzforderungen oder Verdienstausfälle geltend machen. „Das addiert sich sehr schnell auf beträchtliche Summen“, berichtet Petra Kremerius. Im Falle des wütenden Rentners kann sie übrigens einen kleinen Erfolg verbuchen: Bei der Überprüfung des Schriftzuges stellt sich heraus, dass es sich bei den Urhebern um eine Crew handelte, die kurze Zeit später in Flagranti erwischt wurde. Ohne den Hinweis des Rentners wäre dies nicht möglich gewesen.

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