Weniger Druck, weniger Aggressionen
Aggressive Stimmung und Auseinandersetzungen
Die Stimmung bei den angereisten Fans war durch die schwierige Situation mehr als gereizt, häufiger kam es zu aggressiven Auseinandersetzungen mit der Polizei – auch von ansonsten friedlichen Fans. „Man hat versucht, Polizisten zu überrennen, Zäune einzureißen oder Absperrungen zu durchdringen. Sicherlich das ein oder andere Mal, um einfach Krawall zu machen, häufig aber lediglich, weil man dringend zur Toilette musste“, so Krummrey. „Manche urinierten in ihrer Not auch einfach auf den Bahnsteig oder sogar in die Shuttlebusse.“ Eine für den Polizeidirektor nicht akzeptable Situation, an der sich dringend etwas ändern musste. „Ich bin der Meinung, dass man einem Menschen nicht verbieten kann, seine Notdurft zu verrichten. Das ist nach meiner Überzeugung nur schwer mit unseren Grundrechten vereinbar. Jeder weiß, wie es ist, wenn man über einen längeren Zeitraum nicht zur Toilette gehen kann. Man muss sich also nicht wundern, wenn Menschen dann aggressiv werden – das ist eine verständliche Reaktion“, so der Polizeidirektor. Auch weil es sich bei den Reisenden nicht nur um potenziell gewalttätige Fans handele, sondern zum großen Teil um friedliche Fans, mitunter auch Frauen, Jugendliche und Kinder, musste dringend eine Lösung für das Toilettenproblem gefunden werden.
Gute Stimmung dank Dixi-Klos
Im Juli 2013 kam Andreas Krummrey dann auf die Idee, testweise zehn mobile Toiletten auf dem Bahnsteig innerhalb des abgesperrten Bereichs der Bundespolizei aufstellen zu lassen. „Das ging relativ unproblematisch und war in kürzester Zeit organisiert. Die Toiletten wurden so platziert, dass sie von den Fans sofort genutzt werden können, wenn sie aus dem Zug steigen“, erklärt Krummrey. Und die Folgen der ungewöhnlichen Aktion? „Wir haben seitdem nahezu volksfestähnliche Stimmung bei den Fans. Nahezu alle bleiben friedlich, zu Ausschreitungen kommt es so gut wie gar nicht mehr, die Situation hat sich merklich entspannt. Das bestätigen mir sowohl die Kollegen der Kreispolizeibehörde, der Einsatzhundertschaften und die szenekundigen Beamten als auch die Fanbeauftragten der Vereine oder die Mitglieder der Fanprojekte“, freut sich Krummrey.
Anfragen aus ganz Deutschland
Mittlerweile werden die mobilen Toiletten in Paderborn regelmäßig zu Fußballspielen eingesetzt. Die relativ geringen Kosten dafür trägt zukünftig der ortsansässige Fußballverein. „Die Kosten halten sich mit etwa 750 Euro für zehn Toiletten wirklich im Rahmen. Vor allem im Vergleich zu den Kosten, die etwa durch teure Spezialreinigungen von beschmutzten Bussen entstehen“, so der Polizeidirektor. Das Konzept hat sich so gut bewährt, dass Andreas Krummrey inzwischen Anfragen von Polizeibehörden und Fußballvereinen aus ganz Deutschland bekommt. „Mich freut, dass auch andere Interesse an dieser einfachen, aber effektiven Maßnahme haben. Natürlich kann man damit nicht alle Probleme im Bereich Fußball lösen. Auseinandersetzungen mit gewaltbereiten Hooligans werden sich dadurch nicht beeinflussen lassen. Aber es ist ein Ansatz, den es Wert ist, weiterzuverfolgen“, so Krummrey. SW (20.12.2013)
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