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„Man darf dem Täter kein Gesicht geben“

Prof. Dr. Herbert Scheithauer, Entwicklungs- und Klinischer Psychologe an der Freien Universität Berlin über die Verantwortung der Medien bei der Berichterstattung von Gewalttaten.

Die fatale Presseflut nach Amoktaten in Schulen

Die Berichterstattung über Amoktaten in Klassenzimmern ist mit großer Verantwortung verbunden

© Uolir, fotolia

 

Prof. Dr. Herbert Scheithauer, Entwicklungs- und Klinischer Psychologe an der Freien Universität Berlin über die Verantwortung der Medien bei der Berichterstattung von Gewalttaten.

Herr Prof. Dr. Scheithauer, was ist das Problematische, wenn es um die Berichterstattung rund um Amokläufe geht?

Bei den so genannten School-Shootings kann man davon ausgehen, dass es irgendwo Jugendliche gibt, die über die Berichterstattung auf diesen Fall aufmerksam werden und die dann aufgrund einer ähnlichen Konstellation, zum Beispiel hinsichtlich aktueller Lebenssituation und psychischer Faktoren, dazu angeregt werden, so etwas nachzumachen. Das zweite, noch viel häufiger zu beobachtende Problem der Berichterstattung ist, dass es zu einer Vielzahl von so genannten Trittbrettfahrer-Taten in Form von Ankündigungen kommt. Nach dem Amoklauf von Winnenden hat das etwa dazu geführt, dass das Bundesland Baden-Württemberg tagelang lahmgelegt war und die Schulen zum Teil geschlossen wurden, weil es so viele Amokdrohungen gab. Hier kann man davon ausgehen, dass das nicht alles potenzielle Täter sind, sondern lediglich Trittbrettfahrer. Das Problematische bei der Berichterstattung ist also zunächst immer, dass Trittbrettfahrer und eventuell auch Folgetaten angeregt werden könnten.

Was läuft konkret bei der Berichterstattung schief?

NETWASS (Networks against School Shootings) ist ein Präventionsprojekt der Freien Universität Berlin und wird vom „Bundesministerium für Bildung und Forschung“ gefördert. Prof. Dr. Herbert Scheithauer möchte mit seinen Mitarbeitern durch Aufklärung und Fortbildung Lehrer, Eltern und Schüler zu mehr Handlungssicherheit verhelfen. 

Was wirklich sehr problematisch ist, sind Bildmaterialien, insbesondere bewegte Bilder. Diese bleiben uns besonders lange im Gedächtnis. Sind diese außerdem einmal veröffentlicht, kursieren sie auch schnell im Internet – etwa in Foren und Blogs – und sind dort immer wieder abrufbar. Es gibt sogar Webseiten, auf denen sich Jugendliche zu dem Thema austauschen und sich gegenseitig in ihren Gedanken unterstützen. Oft finden wir bei einer aktuellen Tat Hinweise auf vergangene Amokläufe. Es findet hier eine Art Verherrlichung der Tat und der Täter statt. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass es diese Täter geschafft haben, ihre Botschaft und ihre Beweggründe über die Medien der Nachwelt zu hinterlassen und heute noch Menschen die Möglichkeit haben, auf dieses Material zuzugreifen. Sie sehen das oft daran, dass heutige Täter sich genauso kleiden und die gleichen Beweggründe nennen. Man spricht hier vom so genannten „Copycat-Effekt“. Dadurch, dass über die Tat berichtet wird, werden Materialien geschaffen, an denen sich Personen später orientieren können. Hier müssen wir in der Berichterstattung einfach aufpassen, dass durch die Zurschaustellung von Materialien keine Phantasien angeregt werden. 

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