< Sicher unterwegs: Motorrad und Fahrrad

Kitty Genovese

Am frühen Morgen des 13. März 1964 fährt die junge New Yorkerin Kitty Genovese mit ihrem Auto nach Hause. Sie parkt ihr Auto wie gewohnt in der Nähe ihrer Wohnung, als sich ihr ein Mann nähert. Das Opfer sieht den Mann, kann ihm aber nicht entfliehen. Er beginnt, auf Genovese einzustechen.

 

Beschreiben sie die Menschen als moralisch schuldig oder ist es für Sie einfach ein menschlicher Wesenszug, Schreie eines Opfers zu ignorieren?

Ich persönlich finde ihre Tatenlosigkeit ebenso unentschuldbar wie verständlich, aber ich versuche dieses Urteil meinen Lesern nicht aufzudrängen. Ich denke es ist nicht meine Aufgabe, in einem fiktiven Werk zu moralisieren. Ich wollte das Leben der Leute so ehrlich wie möglich darstellen, ihre Reaktion auf eine aufwühlende, gewalttätige Situation genau beschreiben und die Entscheidung den Lesern selbst überlassen. Ein Grund dafür ist neben meiner Abneigung gegen direktes Moralisieren auch, dass ich dieses absichtliche Wegsehen von Leuten, die sich nicht einmischen wollen, verstehe. Es ist einfach nur menschlich, seine eigene Sicherheit wahren zu wollen und seine Nase nicht in Dinge zu stecken, die einen eigentlich nichts angehen. Aber ob menschlich oder nicht, ob neutral oder nicht, in manchen Fällen ist es ganz klar falsch, nichts zu tun. In einer Situation wie der Fall, auf dem mein Roman basiert, hätte sich niemand in eine riskante Lage begeben. Ein einfacher Telefonanruf hätte ein Leben retten können.

In Deutschland ist Zivilcourage ein großes Thema im Fernsehen und den Zeitungen – Fälle, in denen Menschen in der U-Bahn zusammengeschlagen wurden, ohne dass ihnen Passanten halfen, werden heftig diskutiert. Wie ist die Situation in Los Angeles, also dort, wo Sie leben?

Zeugen von Gewalttaten sollten stets die Polizei rufen

© Simon Ebel, Fotolia

Die Leute in Los Angeles leben erstaunlich isoliert. Man sagt „Kein Mensch ist eine Insel“, aber in L.A. kommt man diesem Bild so nahe, wie es in einer städtischen Umgebung nur möglich ist. Es gibt hier zwar auch ein U-Bahnsystem, aber nur wenige Menschen nutzen es und es deckt nur einen kleinen Teil der Stadt ab. Die meisten Leute pendeln mit ihrem PKW und kommunizieren nur am Anfang oder am Ende ihrer stundenlangen Fahrten mit anderen – zu Hause oder bei der Arbeit. Es gibt auch kein Stadtzentrum und die Stadtgemeinden, die sich entwickelt haben, sind alle sehr voneinander abgetrennt, sowohl vom Einkommensstandard als auch vom ethnischen Hintergrund her. Ich glaube aus all diesen Gründen ist es bei uns nicht so ein großes Thema. In Städten, in denen mehr menschliche Interaktion gefordert ist, in New York zum Beispiel, wo der Roman spielt, ist es ein größeres Diskussionsthema.

Hat das Schreiben des Buchs „Ein Akt der Gewalt“ Ihre Haltung über Feigheit oder Mut in solchen Situationen geändert?

Nein, meine Meinung hat es nicht geändert. Es hat mich aber gezwungen, mich zu fragen, wie ich mich in einer derartigen Situation verhalten würde. Indem ich mich das frage, bin ich gezwungen eine Entscheidung zu treffen, bevor ich überhaupt in so eine Lage komme. 

 Das Buch „Ein Akt der Gewalt“ von Ryan David Jahn ist im Wilhelm Heyne Verlag erschienen (ISBN 978-3-453-26679-7). 

Es mag vielleicht eine Zeit gegeben haben, in der ich einen Schrei in der Nacht ignoriert hätte, ohne groß darüber nachzudenken. Nachdem ich mich aber nun ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt habe, könnte ich nicht länger einer von denen sein, die tatenlos zusehen.

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