Ein Notruf für die Seele
Das Muslimische SeelsorgeTelefon (MuTeS)
MuTeS hat für jeden Anrufer und dessen Situation Verständnis
© michaeljung/stock.adobe.com
Ob Existenzängste, Mobbing in der Schule oder Suchtprobleme: Seit elf Jahren gibt es in Berlin ein Seelsorgetelefon speziell für muslimische Menschen, das aber allen Menschen zur Verfügung steht. An 365 Tagen im Jahr bietet MuTeS Anruferinnen und Anrufern in seelischen Notlagen und persönlichen Krisensituationen rund um die Uhr ein offenes Ohr. Mit dem Angebot von Islamic Relief Deutschland, das von Ehrenamtlichen und einem Geschäftsführungs-Team getragen wird, wurde damals eine bedeutende Lücke in der telefonischen Seelsorgearbeit geschlossen.
Gespräche auf Augenhöhe
Die Gedanken, Sorgen und Probleme, mit denen sich die Anruferinnen und Anrufer an MuTes wenden, sind sehr breit gefächert. Mohammad Imran Sagir, Geschäftsführer von MuTes, ist seit vielen Jahren in der muslimischen Community aktiv. Der Diplom-Betriebswirt hat sich zum Kommunikations- und Verhaltenstrainer sowie zum Anti-Gewalt- und Kompetenztrainer weitergebildet und sich außerdem intensiv in der Jugendarbeit engagiert. „Manche Anrufer stecken in einer depressiven Phase, leiden unter Angstzuständen, haben Zweifel an ihrem Glauben oder sind in eine Sucht abgerutscht“, erklärt Sagir. Andere erleben (gewaltsame) Konflikte mit ihrem Ehepartner, den Eltern, Kindern oder zwischenmenschliche Differenzen mit Arbeitskollegen. „Auch Menschen mit suizidalen Gedanken rufen bei uns an.“ Manchmal gebe es auch gar nichts Konkretes zu besprechen und ein einsamer Mensch möchte einfach nur reden. „Auch in solchen Fällen möchten wir als Zuhörer da sein.“ Wichtig ist dem Geschäftsführer, allen Anrufern, ungeachtet ihrer Religion, Herkunft oder ihres Alters, auf Augenhöhe zu begegnen. Sie sollen die Möglichkeit haben, in einem anonymen, geschützten Raum den Mut zu fassen, sich jemandem anzuvertrauen, der sie nicht verurteilt: „Ein Notruf für die Seele – Ein Gespräch kann Welten öffnen!“ lautet aus diesem Grund auch die Maxime von MuTeS. Die meisten Anruferinnen und Anrufer seien zwar Muslime, wie auch alle 83 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die abwechselnd im Schichtdienst am Hörer sitzen. Dennoch sei MuTeS keine Hotline für muslimische Fragen. Sagir: „Da viele Anrufer jedoch Probleme belasten, die mit ihrer Religion zusammenhängen, ist die Hemmschwelle, bei uns anzurufen, wahrscheinlich geringer als bei anderen Institutionen – weil bei uns einfach ein gewisses Verständnis für ihre Situation vorausgesetzt wird.“
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