Kinderfotos im Internet
Kinder haben ein Recht am eigenen Bild
Peinliche oder freizügige Kinderfotos haben im Netz nichts zu suchen
© pololia, fotolia
Schnell geknipst, schon gepostet. In sozialen Netzwerken stellen viele Eltern gerne „lustige“ Fotos von ihrem Nachwuchs ein. Was die Eltern süß finden, könnte den Kindern später aber richtig peinlich sein. Dabei kann es sogar passieren, dass die privaten Fotos in die falschen Hände geraten.
Das Internet vergisst nie
Es klingt beschämend: Auf einem Foto sitzt ein nacktes Baby am Esstisch und stopft sich Spaghetti in den Mund. Von seinem Kopf hängen ein paar Nudeln herab. Das Gesicht ist mit Tomatensauce beschmiert. Glücklicherweise ist das Bild gestellt! Es ist Teil einer Kampagne des Deutschen Kinderhilfswerks, um Eltern auf Facebook über die Problematik von Kinderfotos im Internet zu informieren. Wenn Eltern ihre Kinder in nahezu allen erdenklichen Situationen fotografieren und solche Bilder hochladen, verletzen sie damit die Persönlichkeitsrechte des Kindes. „Gerade für junge Eltern, die selbst mit sozialen Medien aufgewachsen sind, ist es nahezu selbstverständlich, private Fotos aus ihrem Alltag im Internet zu teilen“, sagt Dr. Iren Schulz, Mediencoach bei der Initiative „SCHAU HIN!“. Die Eltern sind stolz auf ihre Kinder und wollen Freunden und Bekannten die besonderen Momente zeigen. Dabei machen sich viele Eltern kaum Gedanken darüber, wo solche Bilder hingeraten könnten.
Erst nachdenken, dann posten
Für Aufsehen sorgte im Dezember 2016 eine Facebook-Seite mit dem Namen „Little Miss & Mister“. Die Betreiber durchsuchten Nutzerprofile nach öffentlich sichtbaren Kinderfotos und verbreiteten sie auf ihrer Seite. Eltern reagierten schockiert und einige erstatteten Anzeige bei der Polizei. Ende Februar 2017 wurde die Seite abgeschaltet. Bis dahin waren unzählige Fotos von Kindern und Babys, teilweise nackt, gesammelt worden. Ist ein Foto erstmal ins Netz gestellt, geht die Kontrolle darüber schnell verloren. „Die Bilder könnten durch Dritte ins Darknet befördert werden, wo sie womöglich Pädophilen in die Hände fallen“, warnt Schulz. Eltern können Missbrauch vorbeugen, indem sie ihre Privatsphäre- und Sicherheitseinstellungen auf Facebook prüfen. Nutzer haben dort die Möglichkeit, die Zielgruppe von Alben und Fotos einzuschränken, auch nachträglich. „Natürlich kann man Eltern nicht verbieten, Fotos von ihren Kindern bei Facebook einzustellen. Sie sollten sich aber immer die Frage stellen: Würde ich das Foto auch posten, wenn ich das Kind wäre, das darauf zu sehen ist?“
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