Sicherheitskonzepte für deutsche Weihnachtsmärkte
Die Polizei verstärkt ihre Präsenz, um Anschläge zu verhindern
Sicherheit auf Weihnachtsmärkten wird großgeschreiben
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Die Krisen und Konflikte in der Welt trüben auch die vorweihnachtliche Stimmung in Deutschland. Die islamistischen Anschläge 2016 auf den Weihnachtsmarkt bei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin und 2018 in der Nähe des Christkindelsmärik in Straßburg sind vielen Menschen noch gut in Erinnerung. Ausgefeilte Sicherheitskonzepte sollen möglichen Bedrohungen entgegenwirken und den Besuchern der Weihnachtsmärkte eine unbeschwerte Zeit ermöglichen. Für Städte und Gemeinden sowie für die Veranstalter als auch für die Polizei stellt das eine große Herausforderung dar, denn in Deutschland finden mittlerweile mehr als 2.500 Weihnachtsmärkte statt und für jeden muss ein eigenes Sicherheitskonzept erstellt werden.
Verkehrssperren und Betonhindernisse
Der Weihnachtsmarkt in Dortmund ist einer von über 330 Märkten allein in Nordrhein-Westfalen. Die Zahl der jährlichen Besucherinnen und Besucher liegt bei rund drei Millionen. Entsprechend umfassend ist das Sicherheitskonzept für diesen Weihnachtsmarkt. Wegen der aktuellen politischen Proteste und den damit einhergehenden Ausschreitungen wurde die Polizeipräsenz vor Ort noch einmal erhöht. Außerdem werden auch viele Beamte in ziviler Kleidung im Einsatz sein. Sie werden in Hinblick auf Taschendiebe eingesetzt. Eine mobile Wache wird es ebenfalls auf dem Weihnachtsmarkt geben und auch nachdem die Buden geschlossen haben, wird der Markt von der Polizei weiter bewacht werden. „Ich finde es sehr beruhigend, wenn man sich auf Menschen verlassen kann, die schon viele große Einsätze, wie den Weihnachtsmarkt, bewältigt haben. Und diese trotzdem nicht als Routine ansehen, sondern an jeden dieser Einsätze wieder und wieder professionell herangehen. Mit dem Blick auf die aktuellen Konflikte in der Ukraine und in Israel weiß ich das hohe Gut unserer Sicherheit und Freiheit ganz besonders zu schätzen“, beschreibt Polizeipräsident Gregor Lange die Motivation seiner Beamten. Ein fast schon typisches Bild auf deutschen Weihnachtsmärkten sind die Verkehrssperren und Betonhindernisse rund um das Gelände, die verhindern sollen, dass sich ein Attentat wie das Berlin noch einmal wiederholt. Dort war ein Terrorist mit einem Sattelschlepper in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz hineingefahren. 13 Menschen starben und 67 weitere Marktbesucher wurden zum Teil schwer verletzt. In Dortmund spricht die Polizei von einem „aktualisierten Verkehrsleit- und Sperrkonzept aus mobilen und stationären Sperrungen“, die den Weihnachtsmarkt und die Veranstaltungsflächen absichern sollen. LKWs soll so die Zufahrt unmöglich gemacht werden. Neben LKWs dürfen in Dortmund auch E-Scooter nicht in die Nähe des Weihnachtsmarktes. Zu groß ist die Unfallgefahr, wenn die Menschenmassen auf die Elektroroller treffen. Präsenz zeigen ist das Motto für Sicherheits- und Ordnungskräfte auch auf den anderen Weihnachtsmärkten in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr. So möchte man das Sicherheitsgefühl der Besucherinnen und Besucher erhöhen. Zwar lägen keine Erkenntnisse in Sachen politischer Kriminalität vor, aus denen sich eine konkrete Gefährdung ableiten lasse, teilte das Landesinnenministerium den Polizeibehörden mit. Doch „spontane Aktionen oder Straftaten“ seien aber möglich: „Veranstaltungen anlässlich des Weihnachtsfestes stellen aufgrund ihrer Symbolik für christliche Werte und Prägung ein ideologisch geeignetes Ziel für islamistisch motivierte Täterinnen und Täter dar.“
Einsatz von Videoüberwachung
Eine konkrete Gefährdung sieht auch die Polizei in München nicht. Doch auch hier bereiten die Entwicklungen im Nahen Osten der Polizei Sorge. Besonders der Christkindlmarkt auf dem Münchner Marienplatz könnte im Fokus von möglichen Attentätern stehen. Für die Sicherheit auf den zahlreichen Märkten in und um München sorgt ein großes Aufgebot von Polizeibeamten, die von einem privaten Sicherheitsdienst unterstützt werden. Bei begründeten Verdachtsfällen sollen selektive Taschen und Personenkontrollen durchgeführt werden. Die Märkte selbst werden durch Betonelemente und Pflanztrögen vor Amokfahrern geschützt. Darüber hinaus setzt München verstärkt auf Überwachungskameras: „Der Einsatz von Videotechnik am Marienplatz und in der Fußgängerzone während des Christkindlmarktes hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt. Dieses Jahr werden an verschiedenen Standorten 18 Kameras angebracht. Dadurch können Sicherheitsstörungen schnell erkannt und notwendige Maßnahmen veranlasst werden," heißt es von Polizeisprecher Tobias Schenk gegenüber dem Magazin t-online.
Taschendiebe und Krawallmacher im Blick
Auch in Osnabrück werden in diesem Jahr auf dem Weihnachtsmarkt vor Dom und Rathaus deutlich mehr uniformierte Polizeistreifen und Beamte in Zivil im Einsatz sein. Unterstützt werde sie von Mitarbeitern des Ordnungsamtes. Besonders im Blick haben sie Taschendiebe und Krawallmacher, die etwa eine Schlägerei beginnen wollen. Grundsätzlich sei es aber auf dem Weihnachtsmarkt friedlich, sagt Diana Riepenhoff von der Marketing Osnabrück GmbH gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Zwar werde dort viel Glühwein getrunken. Doch durch den frühen Feierabend um 21 Uhr in der Woche und um 22 Uhr am Wochenende und die allgemein fröhliche Stimmung gebe es aber so gut wie nie Ärger. Allerdings wird auch in Osnabrück der Weihnachtsmarkt durch Straßensperrungen und Barrieren besonders geschützt.
Mehr Polizeikräfte im Einsatz
Ob in den Städten Nordrhein-Westfalens, in München, in Osnabrück oder in anderen Orten Deutschlands: Überall sind mehr Polizeibeamte und Ordnungskräfte als in den Vorjahren auf den Weihnachtsmärkten im Einsatz. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) äußerte sich jedenfalls gegenüber der Aachener Zeitung zufrieden über die ergriffenen Maßnahmen: „Nichts spricht dagegen, auch dieses Jahr Weihnachtsmärkte zu besuchen.“ Auch wenn die Zeiten schon ruhiger gewesen seien, dürfe das niemanden daran hindern, „gesellig zu sein und so weiterzuleben, wie wir es kennen. Unsere Polizei hat die Märkte im Blick. Aber hier wie überall gilt: Absolute Sicherheit kann es nie geben.“
TE (23.11.2023)
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