< Mehr Tote und Verletzte

Statt Hilfe droht Prostitution

Die Flüchtlingskrise im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg hat eine weitere dunkle Facette. Menschenhändler und die Pornoindustrie versuchen die Notlage von Frauen und Kindern auszunutzen. Flüchtlings- und Frauenverbände sowie die Polizei warnen deshalb vor unseriösen Arbeits- und Übernachtungsangeboten.

Menschenhändler missbrauchen ukrainische Flüchtlinge


Häufig sind Flüchtlinge von den Kriegsereignissen traumatisiert

© weyo/stock.adobe.com


Die Flüchtlingskrise im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg hat eine weitere dunkle Facette. Menschenhändler und die Pornoindustrie versuchen die Notlage von Frauen und Kindern auszunutzen. Flüchtlings- und Frauenverbände sowie die Polizei warnen deshalb vor unseriösen Arbeits- und Übernachtungsangeboten.

Sexindustrie reagiert auf Nachfrage

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind mehr als sieben Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Über eine Million sind davon nach Deutschland gekommen. Rund 65 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen, 36 Prozent Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Häufig haben Mädchen und Frauen bei ihrer Vertreibung bereits geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung erfahren und sind von den Kriegsereignissen traumatisiert. Dazu kommt die wirtschaftliche Notlage: Auf der Flucht konnte oft nur das Nötigste mitgenommen werden. Über finanzielle Reserven verfügen die wenigsten. Das macht sie zu einem leichten Ziel für Kriminelle. Die Bundespolizei warnt beispielsweise vor Personen, die etwa am Berliner Hauptbahnhof den Flüchtlingen eine Unterkunft, Geld oder private Mitfahrgelegenheiten anbieten würden. Die Frauen würden damit potenzielle Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung. Valiant Richey, der Sonderbeauftragte der OSZE zur Bekämpfung von Menschenhandel, bestätigt die Gefahren für ukrainische Flüchtlinge, insbesondere für Frauen, in einem Interview im Magazin „Spiegel“: „Wir wissen aus der Vergangenheit, dass Menschen auf der Flucht besonders gefährdet sind, ausgebeutet zu werden. Wir wissen auch, dass Ukrainerinnen in Europa bereits seit vielen Jahren mit am häufigsten Opfer von Ausbeutung wurden.“

 

Der Krieg hat sein Echo zunächst im Internet gefunden. Richey berichtet, dass direkt nach Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 Suchanfragen wie »Ukrainische Escorts« oder »Ukrainischer Flüchtlings-Porno« sich verhundertfacht hätten. Diese Nachfrage habe Menschenhändler und Betreiber von Sexportalen im Internet auf den Plan gerufen. In der Folge würden dort nun zehnmal mehr Ukrainerinnen angeboten als zuvor. Wobei nicht alle der angebotenen Frauen tatsächlich Ukrainerinnen sind, sondern aus verschiedenen osteuropäischen Ländern stammen können. Doch es macht deutlich, wie schnell die Sexindustrie auf diese Nachfrage reagiert. Ein anderes Problem sind die Messengerdienste. Riley: „Wir haben auch Onlinechats überwacht auf Telegram oder Viber, wo Ukrainerinnen nach Jobs oder Unterkünften suchen. Und wir haben einen starken Anstieg an verdächtigen Angeboten ausgemacht. Es ging um Web-Cam-Arbeit oder das Treffen ausländischer Kunden, also klassische Rekrutierung für Prostitution.“ Beispiel Berlin, wo 2022 Hunderttausende ukrainische Flüchtlinge ankamen: Laut den Zahlen der offiziellen Berliner Meldestelle waren kurz vor Ausbruch des Krieges entsprechend dem Prostituiertenschutzgesetz 24 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Berlin gemeldet. Seitdem ist die Zahl auf 139 Personen gestiegen, die offiziell der Prostitution nachgingen. Darüber hinaus sei von einer hohen Dunkelziffer von nicht angemeldeten Prostituierten auszugehen, so der Vorsitzende des Bündnisses Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V., Frank Heinrich, gegenüber ntv.de. Besonders gefährdet seien vor allem unbegleitete Teenager, die für die Prostitution missbraucht werden könnten. Jüngere Kinder könnten zur Kleinkriminalität wie Taschendiebstahl und Drogenverkauf gezwungen werden.

Vermeintliche Helfer sprechen die ankommenden Flüchtlinge schon am Bahnhof an

© weyo/stock.adobe.com

Organisierte Kriminalität

Die Täter für den Menschenhandel kommen für Valiant Richey aus der organisierten Kriminalität: „Diejenigen, die mit den Ukrainerinnen Geld machen, sind häufig selbst Ukrainer. Die ukrainischen Gruppen haben dann beispielsweise Verbindungen zu polnischen oder deutschen Gruppen.“ Die Menschenhändler bedienen sich verschiedener Methoden, um die Frau sexuell auszubeuten. So würden den ankommenden Flüchtlingen etwa Unterkünfte zu günstigen Mietkonditionen angeboten. Kurze Zeit später wird dann die Miete so drastisch erhöht, dass sie diese nicht mehr bezahlen können. Die Abzahlung solle dann mit körperlicher Arbeit geleistet werden, erklärt Heinrich. Das werde oft auch Armutsprostitution genannt. "Tatsächlich ist es aber eine Schuldknechtschaft. Es wird eine Schuld produziert, 'Ich nehme dich mal auf, jetzt hast du was abzuleisten'."

Informationsangebot der Bundespolizei

Die Bundespolizei warnt deshalb allein reisende Jugendliche und Frauen aus der Ukraine vor auffälligen Übernachtungsangeboten. So würden den Flüchtlingen sogar manchmal Geld angeboten, damit sie auf das Angebot für eine vermeintlich günstige Unterkunft eingehen. Auf diese Weise wird ein finanzielles Abhängigkeitsverhältnis geschaffen, über das später Druck ausgeübt werden kann. Bei der Suche nach einer Unterkunft sollten sich die Flüchtlinge nur an offizielle Stellen wenden. Gewarnt wird auch vor Mitfahrgelegenheiten, für die Fremde gezielt junge, allein reisende Frauen ansprechen würden. Die Bundespolizei hat deshalb einen Flyer in ukrainisch und russisch herausgegeben, in dem die Risiken und Vorsichtsmaßnahmen aufgeführt sind. Er informiert auch über Hilfsangebote und die Möglichkeit, dass ukrainische Flüchtlinge kostenlos den Fern- und Nahverkehr der Deutschen Bahn zu jedem Zielbahnhof in Deutschland nutzen können.

TE (26.05.2023)

Kurztipps

5 Tipps für...
...den sicheren Campingurlaub

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihren nächsten Urlaub mit dem...

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten im Stau

So verhalten Sie sich bei einem Stau richtig.

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten bei einer Autopanne

Darauf sollten Sie achten, wenn Ihr Wagen auf der Autobahn oder...

5 Tipps für...
...das Radfahren im Winter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie in der kalten Jahreszeit trotz...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Wildunfällen

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie im Herbst und Winter in...

5 Tipps für...
...das Autofahren im Alter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie als älterer Mensch Auto fahren.

5 Tipps für...
...die sichere Fahrt mit dem E-Auto

Darauf sollten Sie am Steuer eines Elektroautos achten.

5 Tipps für...
...die Ladungssicherung im Transporter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie einen Transporter (z. B. als...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Autodieben

So können Sie das Risiko für einen Pkw-Diebstahl deutlich reduzieren.

5 Tipps für...
...das Carsharing

Darauf sollten Sie vor der Fahrt mit einem Gemeinschaftsauto achten.

5 Tipps für...
...den Kauf von Souvenirs

Das sollten Sie beachten, wenn Sie Urlaubsandenken erwerben.

5 Tipps für...
...die Verkehrssicherheit im Winter

So können Autofahrer das Unfallrisiko reduzieren.

5 Tipps für...
...die Mietwagenbuchung

Im Voraus einen umfassenden...

5 Tipps für...
...den sicheren Schulweg

So kommen Kinder sicher zum Unterricht.

5 Tipps für...
...die sichere Beladung des Pkw

So verstauen Sie das Gepäck oder die Einkäufe richtig.

5 Tipps für...
...ein winterfestes Auto

Vor dem Winter sollte das Auto für die kalte Jahreszeit gewappnet...

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten im Notfall

Was Sie tun sollten, wenn Sie einer verletzten Person helfen wollen.

Weitere Infos für Autofahrer

Niedrige Fahrräder erfordern mehr Rücksichtnahme

Sie sind schnell, bequem und ein echter Hingucker: Liegeräder. Statt...[mehr erfahren]

Der Radschnellweg Ruhr zwischen Duisburg und Hamm

Vier Meter Fahrbahnbreite, Asphaltbelag und kaum Kurven oder...[mehr erfahren]

Promillegrenzen, Winterreifenpflicht, Rauchverbot

Für viele Reisende ist das Auto das Verkehrsmittel der Wahl, wenn es...[mehr erfahren]

Polizei Karlsruhe setzt auf Prävention

Die große Zahl an Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind,...[mehr erfahren]

Eine umweltfreundliche Transportalternative zum Auto

Ein Bild, das man heutzutage immer häufiger in Großstädten zu sehen...[mehr erfahren]

Polizei Hamburg testet neue Geräte zur Drogenerkennung

Stößt die Polizei bei einer Fahrzeugkontrolle auf verdächtige...[mehr erfahren]

Neue Technik sorgt nach Unfall für schnelle Hilfe

eCall (emergency call) ist ein Notrufsystem, das nach einem...[mehr erfahren]

Wie langsam dürfen Autofahrer fahren?

Ob Mittelspurschleicher auf der Autobahn oder Langsamfahrer auf der...[mehr erfahren]

Sinnvoll oder überflüssig?

Um ein Fahrrad oder E‑Bike gegen Diebstahl zu schützen, hilft vor...[mehr erfahren]

Ein Kopfschutz kann Verletzungen verhindern

Seit dem BGH-Urteil vom Juni 2014 gibt es keine Zweifel mehr: Einem...[mehr erfahren]