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„Kurve kriegen”

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen kümmert sich mit der Initiative „Kurve kriegen“ um mehrfach straffällig gewordene Kinder und Jugendliche. Dabei setzt das Projekt auf ein innovatives Konzept: Pädagogische Fachkräfte und erfahrene Kriminalbeamte arbeiten gemeinsam daran, den 8- bis 15-jährigen Teilnehmenden zu helfen, bevor sie dauerhaft in die Kriminalität abrutschen. Denn jeder Intensivtäter hinterlässt bis zu seinem 25. Lebensjahr nicht nur zahlreiche Opfer, sondern verursacht auch rund 1,7 Millionen Euro an sozialen Folgekosten, die von der Gesellschaft getragen werden müssen.

NRW-Initiative greift ein, bevor Kinder zu Intensivtätern werden


Die Initiative zeigt Jugendlichen Wege aus der Kriminalität

© motortion / stock.adobe.com

 

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen kümmert sich mit der Initiative „Kurve kriegen“ um mehrfach straffällig gewordene Kinder und Jugendliche. Dabei setzt das Projekt auf ein innovatives Konzept: Pädagogische Fachkräfte und erfahrene Kriminalbeamte arbeiten gemeinsam daran, den 8- bis 15-jährigen Teilnehmenden zu helfen, bevor sie dauerhaft in die Kriminalität abrutschen. Denn jeder Intensivtäter hinterlässt bis zu seinem 25. Lebensjahr nicht nur zahlreiche Opfer, sondern verursacht auch rund 1,7 Millionen Euro an sozialen Folgekosten, die von der Gesellschaft getragen werden müssen.

So jung und schon kriminell

Im Alter von elf Jahren ist Timo bereits mit zwei Gewaltdelikten und einem Ladendiebstahl aufgefallen. Sechsmal war er Zeuge in Ermittlungsverfahren mit weiteren minderjährigen Tatverdächtigen. Timos Eltern waren mit der Erziehung des Kindes völlig überfordert. „Eltern, die nicht erziehen können oder wollen, kriminelle Freunde, Probleme in der Schule, Alkohol- und Drogenmissbrauch oder häusliche Gewalt sind nur einige der Risikofaktoren, die ein Abrutschen dieser Kinder in die Kriminalität begünstigen können“, erklärt Jörg-Konrad Unkrig, Leiter im Referat Prävention/Opferschutz des NRW-Innenministeriums. „Im Programm „Kurve kriegen“ beschäftigen wir uns nicht nur intensiv mit den Problemen, die diese Jugendlichen machen, sondern auch mit denen, die sie haben – denn die, die sie haben sind ursächlich für die, die sie machen.“ Dabei setzt „Kurve kriegen“ auf eine enge Zusammenarbeit zwischen der Polizei, pädagogischen Fachkräften und den Jugendämtern. „Diese institutionalisierte Verbindung von Polizei und Jugendhilfe ist bundesweit einzigartig“, betont Unkrig. In 23 Kreispolizeibehörden in NRW ist „Kurve kriegen“ bereits aktiv. Weitere Standorte folgen.

Sportangebote wie Klettern vermitteln den Kindern Ehrgeiz und Disziplin

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Frühe Hilfe statt später Härte

Die pädagogischen Fachkräfte suchen für jedes Kind individuelle Maßnahmen und Angebote heraus, die zu ihnen passen. Von kompetenzbildenden Angeboten über Sport-, Musik- und Kunstkursen bis hin zu Anti-Gewalt-Trainings oder Erlebnispädagogik. „Kurve kriegen“ ist aber kein Kuschelkurs mit überbordendem Verständnis für alles und jeden. Es geht auch darum, den Jugendlichen klare Ziele zu geben, Grenzen zu ziehen und ihr Verantwortungsbewusstsein zu stärken. Das heißt im Zweifel auch, die Justiz im Hinblick auf wirkungsvolle Sanktionen zu beraten, wenn die Teilnehmenden bereits strafmündig sind. „Das Programm ist auf eine langfristige Zusammenarbeit ausgelegt“, erklärt Stefan Bohm, pädagogische Fachkraft in Recklinghausen. Die durchschnittliche Teilnahmedauer liegt aktuell bei etwa zweieinhalb Jahren. „Dies ist realistisch und lebensnah gedacht, da auch sogenanntes abweichendes Verhalten in der Regel nicht spontan entsteht. Was langfristig schiefgelaufen ist, kann oft auch nur Schritt für Schritt wieder auf einen geraden Weg gebracht werden“, so Bohm. Da viele Probleme der Kinder im Elternhaus liegen, gehen die lokalen Teams auch auf die Familien zu, um das Vertrauen der Eltern zu gewinnen und ihnen bei Problemen – etwa mit Schulden, Drogen oder häuslicher Gewalt – professionell zu helfen.

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