Einmal Gefängnis und zurück
Prof. Thomas Bliesener, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen
© Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen
Unterschätzung der Konsequenzen
Doch warum zeigt der Arrest keine eindeutig abschreckende Wirkung? Für Bliesener kann das damit zusammenhängen, dass ein Täter in der Regel nicht über die Folgen der Tat nachdenkt: „Insbesondere Jugendliche handeln meist unüberlegt. Mögliche Strafen werden unterschätzt. Sie sehen nur den Nutzen – egal ob das ein Diebesgut oder das Ansehen in der Clique ist.“ Dass die Jugendlichen während des Arrests durch den Kontakt zu den anderen noch mehr kriminelle Energie entwickeln, hält der Experte jedoch für unwahrscheinlich. Dafür sei der Aufenthalt zu kurz und es gebe zu wenig Austauschmöglichkeiten: „Meist sitzen die Jugendlichen in Einzelhaft. Zudem sind sie selten unbeaufsichtigt.“
Ein Umdenken ist möglich
Eine positive Nachricht hat Bliesener dennoch: „In Einzelfällen kommt es durch den Arrest zu einer Art Wendepunkt.“ So werde die Kriminalität des Jugendlichen innerhalb der Familie häufig geleugnet. „Viele Angehörigen tun diese Straftaten als „Justizirrtum“ ab oder sie schieben es auf den schlechten Einfluss durch Freunde“, erklärt der Experte. Erst durch die Inhaftierung merken manche Erziehungsberechtigte, dass tatsächlich etwas schiefläuft. „Dann kommt die Einsicht: Wir müssen dafür sorgen, dass der Junge oder das Mädchen sein oder ihr Verhalten künftig ändert“, so der Diplom-Psychologe abschließend.
MW (26.05.2017)
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