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Sucht kennt keine Altersgrenze

Ob aus Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen, aufgrund von Erkrankungen oder als Folge von Altersarmut: Alkohol, Tabak und Medikamente können auch im höheren Lebensalter zu Missbrauch und Abhängigkeit sowie weiteren gesundheitlichen Schäden führen. Auch bei illegalen Drogen gibt es eine wachsende Gruppe von älteren Konsumierenden. PolizeiDeinPartner sprach mit Dr. med. Dieter Geyer, Ärztlicher Direktor der Johannesbad Fachklinik und Präsident der Deutschen Suchtmedizinischen Gesellschaft darüber, wie verbreitet Suchterkrankungen im Alter sind, was die häufigsten Risikofaktoren sind und welche präventiven Möglichkeiten es gibt.

Inwiefern hat die Corona-Pandemie diese Situation verschärft?

Corona hat die Risiken für einen problematischen Suchtmittelkonsum auf zwei unterschiedlichen Ebenen erhöht. Zum einen gilt das für Betroffene, die ihr Suchtproblem zwischenzeitlich im Griff hatten, aber aufgrund von Kontaktbeschränkungen rückfällig geworden sind – etwa, weil ihre wöchentliche Selbsthilfegruppe nicht mehr stattgefunden hat. Zum anderen leiden ältere Corona-Patientinnen und Patienten zunehmend unter den Folgen von Long-COVID. Sind diese Langzeitfolgen besonders gravierend, fangen nicht wenige von ihnen an, zu trinken. Grundsätzlich lässt sich aber gerade in Bezug auf Alkohol sagen: Wer vor Corona keinen problematischen Konsum hatte, hat während der Pandemie sogar eher weniger getrunken, weil die sozialen Gelegenheiten des Konsums weggefallen sind. Diejenigen, die aber vorher bereits eine Neigung dazu hatten, Alkohol oder andere Suchtmittel dazu einzusetzen, um sich besser zu fühlen oder um fitter zu sein, haben mehr konsumiert. Und diese Menschen sind in eine Risikosituation gekommen, weil dann auch die Kontrolle weggefallen ist, die vorher verhindert hat, dass sie abgeglitten sind.

Dr. med. Dieter Geyer, Ärztlicher Direktor der Johannesbad Fachklinik und Präsident der Deutschen Suchtmedizinischen Gesellschaft

© Johannesbad Medizin

Welche Rolle spielt das Thema Altersdepression sowohl als Ursache als auch Folge einer Suchterkrankung?

Das ist die Gretchenfrage. Nach mehr als 40 Berufsjahren kann ich sagen, die wissenschaftliche Einschätzung hierzu schwankt wie ein Pendel hin und her. Es gibt diejenigen, die zuerst depressiv sind und Medikamente, Alkohol oder Drogen in der Annahme einsetzen, es gehe ihnen dadurch besser. In anderen Fällen ist Alkohol der Auslöser der Depression: Die Alkoholmelancholie ist in der deutschen Psychiatrie schon über 150 Jahre bekannt. Für die Therapie ist entscheidend, anzuerkennen, dass man immer beides behandeln muss.

Welche präventiven Tipps helfen älteren Menschen dabei, nicht in eine Abhängigkeit abzurutschen?

Wichtig sind die Erkenntnis und Akzeptanz, dass im Alter sowohl die körperlichen als auch psychischen Kräfte nachlassen. Wenn der ganze Prozessor langsamer wird und schneller erschöpft ist, gilt das auch für die Leber. Was Alkohol betrifft, müssen gesunde Menschen nicht komplett abstinent leben. Der geringe und seltene Konsum ist hier aber ganz klar der adäquate Umgang. Das Thema Achtsamkeit spielt hier eine entscheidende Rolle. Wenn Medikamente zur Beruhigung verordnet werden, sollten diese immer nur vorübergehend eingenommen werden – am besten nie länger als zwei Wochen. Ein typisches Beispiel sind Schlafstörungen, die im Alter einfach häufiger auftreten. Statt diese sofort mit Medikamenten zu behandeln, sollte man in Kauf nehmen, dass man nachts weniger schläft, häufiger wach wird und tagsüber vielleicht öfter müde ist. Das ist ganz normal und geht den allermeisten älteren Menschen so. Wichtig ist deshalb, sich zwischendurch zu erholen – und das muss man einplanen. Man muss Trauerarbeit leisten können, dass sich das Leben verändert, wenn man älter wird. „Forever young“ funktioniert nicht.

An wen können sich Betroffene wenden – und wie können sie dabei von ihrem Umfeld unterstützt werden?

Die klassischen ersten Ansprechpartner sind der Hausarzt und die Suchtberatung. Der Hausarzt ist vor allem dann wichtig, wenn ein Alkoholentzug geplant ist. Dieser kann für ältere Menschen lebensgefährlich sein, wenn er nicht kontrolliert und überwacht wird. Auch Medikamente sollte man nie abrupt absetzen, sondern schrittweise ausschleichen. Andernfalls können akute Komplikationen auftreten. Wer für professionelle Hilfe noch nicht bereit ist oder erstmal anonym bleiben möchte, kann sich einer Selbsthilfegruppe anschließen. Außerdem gibt es im Internet zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote, zum Beispiel bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Auch Angehörige, die häufig mit der Situation überfordert sind, können sich hier informieren oder Rat holen. Im direkten Gespräch mit den Betroffenen ist es wichtig ist, dass sie ihnen nie direkt die Schuld geben oder mit erhobenem Zeigefinger auf sie zugehen. Stattdessen können sie versuchen, auf die Ebene der Verantwortung zu kommen. Nichts wirkt motivierender, als wenn zum Beispiel die Tochter zur Mutter sagt: „Du kannst nicht mehr auf dein Enkelkind aufpassen, weil du unter Alkohol schon dreimal die Herdplatte hast laufen lassen.“ Dann möchte die Mutter vielleicht noch nicht von heute auf morgen aufhören zu trinken, aber sie will den Kontakt zur Tochter und Enkeltochter nicht verlieren. Damit wäre ein wichtiger erster Schritt getan.

Unterstützungsangebote von BZgA und DHS

Die Webseite der Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert ältere Menschen, ihre Angehörigen sowie Fachkräfte zum Thema Alkoholkonsum im Alter. Daneben finden sich praktische Hinweise, wie der Alkoholkonsum reduziert werden kann und wo Betroffene Beratung und Hilfe finden können. Außerdem steht ein Faltblatt „Alkohol im Alter“ zum kostenlosen Download bereit. Darüber hinaus enthält die Webseite des BZgA-Programms „Gesund & aktiv älter werden“ älteren Menschen nützliche Informationen zu weiteren Themen wie Altersdepression oder einem verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e. V. bietet eine kostenlose Broschüre „Suchtprobleme im Alter“ an. Darüber hinaus gibt es Informationen und Hilfen für ältere Menschen zu den verschiedenen Suchtstoffen Alkohol, Medikamente und Tabak. Hilfsangebote vor Ort finden Betroffene und ihre Angehörigen über das Suchthilfeverzeichnis der DHS. Das Serviceangebot verzeichnet Informationen zu über 1.800 Einrichtungen der Suchthilfe.

KF (Stand 25.03.2022)

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