Gefährlicher als Phishing?
Pharming-Angriffe bedrohen Rechner von Verbrauchern
Ziel des Pharming ist dasselbe wie beim Phishing: an Zugangsdaten kommen
© mangpor2004/stock.adobe.com
Das Pharming ist eine relativ neue Form der Cyberkriminalität, die dem Phishing ähnelt: Eine schadhafte Internetadresse führt den ahnungslosen Nutzer auf eine manipulierte Webseite, wo anschließend seine Benutzerdaten abgegriffen werden. Verbraucherschützer gehen davon aus, dass sich Pharming sogar zu einer noch größeren Bedrohung für die Sicherheit im Netz entwickeln könnte als das Phishing. Tatjana Halm ist Rechtsanwältin und als Referatsleiterin des Bereichs „Markt und Recht“ bei der Verbraucherzentrale Bayern tätig. Sie erklärt, wo die besonderen Tücken der neuen Betrugsmasche liegen und welche Maßnahmen dabei helfen können, die Gefahren rechtzeitig abzuwenden.
Frau Halm, wie funktioniert das Pharming und wie unterscheidet es sich vom Phishing?
Sowohl beim Phishing als auch beim Pharming versuchen Betrüger, Passwörter und Geheimnummern von Internetnutzern abzugreifen. Beim Phishing geschieht das in der Regel über gefälschte E-Mails, die angeblich von Banken oder Firmen stammen. Sie fordern Nutzer dazu auf, über schadhafte Links Webseiten zu öffnen und dort ihre Benutzerdaten einzugeben. Beim Pharming ist das Besondere, dass man nicht per E-Mail angeschrieben wird. Stattdessen gelangt man über die eigenständige Eingabe einer Webseitenadresse (URL), etwa die meiner Hausbank, meines meistbesuchten Onlineshops oder Auktionshauses, auf eine nachgebaute Betrugsseite. Der Nutzer merkt davon üblicherweise nichts, weil die betrügerische Webseite genauso aussieht wie die Zielseite, die er eigentlich aufrufen wollte. Nichtsahnend gibt er die geforderten Zugangsdaten ein, die anschließend von den Betrügern ausgelesen werden. Grundsätzlich kann man also sagen, dass Pharming eine Weiterentwicklung bzw. eine anspruchsvollere Variante des Phishing-Betrugs ist. Die Täter werden im Netz immer kreativer.
Woher stammt der Begriff? Die Bezeichnung „Pharming“ ist ein Kofferwort, das sich aus den Begriffen „Phishing“ und „Farming“ zusammensetzt. „Pharming“ wird verwendet, da die Betrüger eigene große Server-Farmen mit statischen IP-Adressen unterhalten, auf denen die gefälschten Webseiten abgelegt sind.
Seit wann grassiert die Betrugsmasche im Netz?
Das ist schwer zu sagen. Wir von der Verbraucherzentrale in Bayern haben keine Erkenntnisse darüber, wann es hierzulande oder bundesweit die ersten Fälle gegeben hat. In der Regel ist es bei solchen „neuen“ Betrugsphänomenen ja auch so, dass sie erst eine lange Zeit unbemerkt ausgeübt werden, bis die Polizei, Verbraucherschützer oder die Öffentlichkeit darauf aufmerksam werden. Von daher gehen wir davon aus, dass das Phänomen schon länger im Umlauf ist.
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