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Der Einsatz von Pferden bei Karnevalsumzügen

Pferde im Karneval haben eine lange Tradition. Doch seit 2018 in Köln beim Rosenmontagszug zwei Kutschpferde durchgingen und dabei vier Menschen verletzt wurden, reißt die Kritik an den Reiterkorps im Karneval nicht mehr ab. Vor allem Tierschutzvereine fordern ein generelles Verbot. Andererseits sind die Auflagen, unter denen Pferden an Karnevalsumzügen teilnehmen dürfen, sehr streng. Das Tierwohl und die Sicherheit hätten dabei oberste Priorität, kontern die Karnevalsgesellschaften die Kritik der Tierschützer.

Rechtfertigt der Tierschutz ein Verbot?


Tierschützer sind gegen Pferde in Karnevalsumzügen

© CC-Lizenz: Marco Verch/flickr

 

Pferde im Karneval haben eine lange Tradition. Doch seit 2018 in Köln beim Rosenmontagszug zwei Kutschpferde durchgingen und dabei vier Menschen verletzt wurden, reißt die Kritik an den Reiterkorps im Karneval nicht mehr ab. Vor allem Tierschutzvereine fordern ein generelles Verbot. Andererseits sind die Auflagen, unter denen Pferden an Karnevalsumzügen teilnehmen dürfen, sehr streng. Das Tierwohl und die Sicherheit hätten dabei oberste Priorität, kontern die Karnevalsgesellschaften die Kritik der Tierschützer.

Tierschützer fordern ein Verbot

Im frühen 19. Jahrhundert entstanden mit dem Aufleben des Straßenkarnevals die Karnevalsgarden als Persiflage auf das echte Militär. Natürlich durften dann neben den fantasievollen Uniformen auch Reitercorps nicht fehlen. Allerdings hat das Karnevalsgeschehen in unseren heutigen modernen Städten nur wenig mit den historischen Umzügen gemein. In einem offenen Brief, den das „Netzwerk für Tiere Köln“ im November 2023 an die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker schrieb, wurde deshalb ein generelles Verbot von Pferden im Rosenmontagzug gefordert. Es sei „mit dem Geist des Karnevals nicht vereinbar“, dass Pferde „in diesem Zug inmitten von Lärm, Menschenmassen, fliegenden Gegenständen und engen Gassen“ mitlaufen müssen. Das „Leid und Schmerz der Tiere wird dabei ignoriert, ebenso wie das immense und nicht behebbare Sicherheitsrisiko für alle Beteiligten und Umstehenden“, kritisieren die Absender des Briefs. Die 2022 überarbeiteten „Leitlinien zum Umgang mit Pferden beim Einsatz in Karnevalsumzügen“ seien nur ein Feigenblatt und änderten nichts an den Problemen. Das sehen die Reitercorps der Karnevalsgesellschaften ganz anders. Ihrer Meinung nach entsprechen die Leitlinien dem Tierwohl. So müssen die Pferde das ganze Jahr über regelmäßig auf den Karnevalseinsatz vorbereitet werden. Dazu gehört etwa die Gewöhnung an „spezielle brauchtums- und veranstaltungsspezifische Reize“ wie Lärm und Wurfgeschosse. Vor allem während des Umzugs sind die Regeln streng: Die Pferde müssen an mehreren Streckenpunkten im Notfall aus dem laufenden Zug herausgenommen werden können, innerhalb von zehn Minuten muss ein Tierarzt vor Ort sein und die Tiere sollen nur noch am Anfang oder am Ende des Zugs und nicht in der Nähe einer Musikkapelle positioniert werden. In den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz möchte man deshalb grundsätzlich an den Einsatz von Pferden bei den Umzügen festhalten – wenn auch meist in verminderter Zahl.

220 Pferde im Kölner Rosenmontagszug

Im Kölner Karneval hat in den vergangenen Jahren die Anzahl der Pferde immer weiter abgenommen, da die Anforderungen immer höher geworden sind. Im Kölner Rosenmontagszug 2023 gingen immerhin noch knapp 220 Pferde mit. Das Wohl der Pferde habe dabei für das Festkomitee sowie für alle Reiter und Pferdeführenden Vereine die oberste Priorität, so Zugleiter Holger Kirsch vom Festkomitee Kölner Karneval. Alle Pferde müssen vor der Teilnahme eine Gelassenheitsprüfung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ablegen. Die Reiter müssen über Reitstunden nachweisen, dass sie bereits so lange trainieren, dass zwischen Mensch und Tier ein Vertrauensverhältnis besteht. Beim Zug selbst sind Experten vom Festkomitee, von der Reiterlichen Vereinigung und vom Veterinäramt der Stadt Köln vor Ort und überprüfen die Tiere vor, während und nach dem Zug. Dabei werden u.a. Blutproben genommen, der allgemeine Zustand des Tieres überprüft sowie auch das Verhalten im Zug. Jeder Verein muss vor dem Start melden, welcher Reiter mit welchem Pferd mitgeht und welche Kutsche mit welchem Pferd bespannt wird. Außerdem werden alle notwendigen Prüfungen, Scheine und Unterlagen abgefragt. Jedes Pferd muss einen Pferdebegleiter haben. Zusätzlich werden die Pferde vor und nach dem Zug getränkt und gefüttert und die Reiter haben im Zug Verpflegung mit dabei. Entlang der gesamten Zugstrecke gibt es immer wieder Auslassstellen, um Pferde gegebenenfalls aus dem Zug zu nehmen.

Reiterinnen beim Kölner Rosenmontagszug

© CC-Linzenz: RuckSackKruemel/flickr

Keine negativen Erfahrungen mit Zugbesuchern

In Düsseldorf sind deutlich weniger Pferde als in Köln bei Karnevalsumzügen im Einsatz. „25 Pferde sind für den Rosenmontagszug 2024 angemeldet“, berichtet Hans-Peter Suchand, Pressesprecher beim Comitee Düsseldorfer Carneval e.V. Ein großer Vorteil sei dabei, dass diese Pferde alle aus dem gleichen Reitstall kommen. Sie wurden dort extra für Umzüge ausgebildet und absolvieren jedes Jahr eine sogenannte Gelassenheitsprüfung. Die Reitenden nehmen regelmäßig an Reitstunden teil und reiten in der letzten Vorbereitungsphase immer das Tier, das sie auch im Rosenmontagszug nutzen. Somit können sich Reitende und Pferde optimal aufeinander einstimmen. Die Sorge, dass Zugbesucher sich negativ gegenüber den Pferden verhalten könnten, teilt Hans-Peter Suchand nicht: „Wir haben in den letzten Jahren keine nennenswert negativen Erfahrungen mit den Zugbesuchern gemacht. Die Zuschauer halten prinzipiell genügend Abstand zu den Pferden, und sollte sich dieser an manchen Punkten verringern, so reagieren die Pferdebegleiter sofort. Diese sind im Übrigen auch alle im Besitz eines Basis- bzw. Reitpasses.“ Anders als die Kritiker hält der Pressesprecher die gesetzlichen Regeln für ausreichend: „Über den Einsatz von Pferden bei Umzügen gibt es zweifellos gegensätzliche Meinungen. Das muss man einfach respektieren. Das Comitee Düsseldorfer Carneval e.V. ist jedoch bestrebt, Entscheidungen im Sinne des Tierwohls zu treffen, die einem Konsens so nahe wie möglich kommen. Ein Beispiel: In diesem Jahr haben wir den Abladeplatz so nahe an den Startpunkt des Rosenmontagszuges verlegt, dass die Warte- bzw. Standzeiten und damit auch die Gesamteinsatzzeit der Tiere deutlich reduziert werden konnten.“

Enge Bindung zu den Pferden

In Mainz werden am Fastnachtsonntag und am Rosenmontag 2024 seitens der Mainzer Ranzengarde voraussichtlich bis zu 30 Reit- und Fahrpferde teilnehmen. Juliane Schmitt, Leiterin des Reitercorps der Mainzer Ranzengarde, hebt die enge Bindung zwischen Tier und Reitenden hervor: „Bei den von uns eingesetzten Pferden handelt es sich ausschließlich um Privatpferde, also unsere eigenen Tiere, die wir das ganze Jahr über tagtäglich betreuen, versorgen und bewegen. Somit hat jeder Reiter grundsätzlich eine sehr enge Bindung zu seinem Pferd, die auf langjährigem Vertrauen basiert. Wir achten bei unseren Pferden außerdem auf eine artgerechte Haltung, beispielsweise im Offenstall.“ Dadurch seien die Pferde sehr ausgeglichen, bewegten sich routiniert im Herdenverband und sind an eine Vielzahl äußerer Reize gewöhnt. Natürlich kann ein Fastnachtsumzug zuhause im Stall nicht wirklich simuliert werden: „Wir gewöhnen die Tiere aber an laute Musik, an Trommeln, Fahnen und Luftballons. Die jungen oder unerfahrenen Pferde fügen sich bei den Umzügen aber auch meist einfach in die „Herde“ ein und orientieren sich an den „alten Hasen“ im Showgeschäft. Das ein oder andere Jungpferd ist auch mit seiner Mutter an der Seite unterwegs. Das klappt sehr gut.“ Die Kritik von Tierschützern teilt Juliane Schmitt nicht: „Wir blicken an den Fastnachtstagen in viele glückliche Gesichter und sehen ausschließlich strahlende Kinderaugen. Es kommt aber auch vor, dass jemand offen Kritik an dem Einsatz der Pferde äußert oder wir als Tierquäler bezeichnet werden. Wenn Zeit dafür ist, klären wir gerne auf, denn in den meisten Fällen handelt es sich dabei nicht um Pferdehalter, die deswegen schlecht einschätzen können, ob ein Pferd Stress hat oder leidet.“ Auch in Mainz gibt es strenge Vorgaben, um sicher zu stellen, dass der Einsatz der Pferde bei den Fastnachtsumzügen möglichst tierschonend erfolgt. So kommen ausschließlich Pferde zum Einsatz, die sowohl körperlich als auch psychisch sehr belastbar sind und diese Eigenschaften im täglichen Umgang zeigen. Bei den Umzügen ist in Mainz immer mindestens ein Tierarzt vor Ort. Dieser begutachtet die Pferde auch vor Zugantritt. Pferde, die körperliche Einschränkungen zeigen, gestresst wirken oder ungeeignetes Equipment haben, dürfen den Zug gar nicht erst antreten. Sollte ein Pferd während des Umzugs deutliche Stresssymptome zeigen oder sich verletzen, sind entlang des Zugweges mehrere sogenannte „Notfallgespanne“ mit Fahrer positioniert, die das Pferd umgehend transportieren könnten. Bisher musste allerdings noch nie darauf zurückgriffen oder gar eine ärztliche Versorgung in Anspruch genommen werden. Juliane Schmitt hält deshalb die Forderung nach einem Verbot von Pferden auf Karnevalsumzügen für nicht gerechtfertigt: „Als engagierte Tierschützerin begrüße ich es grundsätzlich, dass dem Wohl von Tieren mehr und mehr Beachtung geschenkt wird. Bei der Kritik am Einsatz von Pferden an Fastnacht würde ich mir hingegen wünschen, dass besser differenziert und genauer hingeschaut würde, bevor man uns blind verurteilt. Sind die Pferde ruhig, entspannt, nicht geschwitzt und gehen teilweise sogar am langen Zügel durch den Zug, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, Fastnacht gemeinsam mit seinem Pferd zu erleben. Alles andere wäre bei uns aber auch ausdrücklich unerwünscht. Wir leben mit unseren Pferden und lieben unsere Pferde und ihr Wohl steht bei uns an erster Stelle.“

TE (29.12.2023)

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