Ungewollte Nebenwirkung
Alkohol und Medikamente sollten nicht gemeinsam eingenommen werden
Die Kombination aus Alkohol und Medikamenten ergibt ein unkalkulierbares Risiko
© Lichtbildnerin, fotolia
Die Kombination von Alkohol und Medikamenten ist eine heikle Angelegenheit. Die Gefahr: Abhängig vom jeweiligen Produkt und Anwendungszweck kann Vermischung der verschiedenen Substanzen nicht nur zu Übelkeit und Erbrechen führen, sondern auch den erwünschten Effekt von Medikamenten negativ beeinflussen. Die Präparate können dann in ihrer Wirkung sowohl verstärkt als auch herabgesetzt werden.
Apotheker und Ärzte warnen
Thomas Preis, Vorsitzender des Kölner Apothekerverbandes, kennt die Risiken: „Wer starke Schmerzmittel einnimmt und diese mit alkoholhaltigen Getränken kombiniert, geht ein völlig unnötiges Wagnis ein. Die Tabletten oder Kapseln können sich durch den Alkohol beispielsweise zu schnell auflösen, was im schlimmsten Fall eine tödliche Vergiftung hervorrufen kann.“ Auch bei der Verwendung von blutgerinnungshemmenden Mitteln rät der Experte vom Alkoholgenuss ab. Preis: „Alkohol hebt unter Umständen die Wirkung des Medikaments auf und es kommt zu Gefäßverschlüssen. Ein Herzversagen ist dann nicht ausgeschlossen.“
Risiken lassen sich nicht kontrollieren
Möglichkeiten, die Wirkung von Medikamenten bei Alkoholkonsum zu steuern, gibt es keine. Manche Mittel können schon nach einem einzigen alkoholischen Getränk benommen machen und die Reaktionsfähigkeit nachhaltig beeinträchtigen. Tätigkeiten wie Autofahren oder das Bedienen von Maschinen werden dann lebensgefährlich. Wie hoch das Gefahrenpotential aus der Verbindung von Medikamenten und Alkohol wirklich ist, lässt sich nur schwer fundiert belegen. Allein die statistische Häufigkeit von Medikamenteneinnahmen in Deutschland – jeder Deutsche nimmt durchschnittlich pro Jahr Rezepte im Wert von über 300 Euro entgegen, dazu kommen rund 100 Euro für nicht verschreibungspflichtige Medikamente – und dem durchschnittlichen Alkoholkonsum der Bevölkerung, jährlich pro Kopf 9,9 Liter reiner Alkohol, lässt aber vermuten, dass es hier zu zahlreichen Überschneidungen kommt. Damit daraus keine Unglücksfälle resultieren, sind zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen empfehlenswert. Das aufmerksame Lesen von Etiketten und Beipackzetteln hilft Risiken zu vermeiden, denn die Medikamentenbeschreibung liefert Hinweise zu Nebenwirkungen oder Gefahren bei der Kombination mit Alkohol. Bei Unsicherheit sollte der Apotheker oder der Hausarzt hinzugezogen werden. Die fachmännische Beratung ist deshalb so wichtig, weil selbst Personen, die verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen oder umgehen möchten, die zugrunde liegenden körperlichen Abläufe nicht kennen oder einschätzen können. Weit verbreitet ist etwa die Ansicht, dass es bereits ausreicht, Medikamente nicht in unmittelbarerer zeitlicher Nähe mit Alkohol zu kombinieren. Doch auch wer ein Mittel erst am Morgen nach dem Besuch in einer Kneipe einnimmt, kann unangenehme Folgen zu spüren bekommen. Je nachdem wie hoch die Menge des am Vorabend getrunkenen Alkohols war, befindet sich nämlich noch Restalkohol im Blut oder Abbauprodukte des Alkohols in der Leber. Medikamente können dadurch in ihrer Wirkung verlangsamt oder gehemmt werden. Weitere Nebenwirkungen sind ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Keine Mittel vorbeugend einnehmen
Problematisch sehen Ärzte und Apotheker auch die Praxis vieler Menschen, eventuell Folgewirkungen wie den „Kater“ präventiv zu behandeln. Ein gutes Beispiel dafür ist die Einnahme von Schmerztabletten vor Gaststätten-Besuchen, Volksfesten oder Karnevalsfeiern. „Es ist absolut davon abzuraten, bereits vor dem Konsum von Alkohol Schmerzmittel vorbeugend einzunehmen“, sagt Thomas Preis. Die Leber sei für den Abbau des Alkohols zuständig und damit ohnehin sehr strapaziert. Sie sollte deshalb besser geschont als durch Medikamente zusätzlich belastet werden, so der Apotheker. Der Hintergrund: Arzneimittel werden wie Alkohol über das gleiche Entsorgungssystem der Leber abgebaut. Solange das System mit dem Abbau von Alkohol beschäftigt ist, können Arzneistoffe nicht ausgeschieden werden und zirkulieren weiter im Körper – mit all den beschriebenen Nachteilen. Für Menschen, die regelmäßig – etwa bedingt durch chronische Erkrankungen – Arzneien zu sich nehmen, heißt das aber nicht zwingend, dass überhaupt kein Alkohol getrunken werden darf. Ein Gläschen Rotwein zum Essen kann auch für Patienten, die Arzneimittel einnehmen, durchaus möglich sein. Aber einen Freifahrtschein gibt es dabei grundsätzlich nicht. Damit man nichts falsch macht, sollte sich der Patient in der Apotheke eine passende Übersicht geben lassen. Absolut Tabu sollte Alkohol aber für Kinder, schwangere Frauen sowie Konsumenten von Antidepressiva, Antiepilepsie-, Beruhigungs- oder Schlafmitteln sowie Antibiotika sein. Thomas Preis: „Grundsätzlich kann beim Vermischen von Alkohol und Arzneien soviel passieren, dass man sagen muss: Das gehört einfach nicht zusammen.“
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