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Die Anastasia-Bewegung in Deutschland
Braune Ideologie auf grünem Grund
Die Gründung von Familienlandsitzen ist Ziel der Anastasia-Bewegung
© ValentinValkov/stock.adobe.com
Sie propagieren ein Leben abseits der Gesellschaft inmitten der Natur. Ihr vermeintliches Ziel: sich als Selbstversorger aufs Land zurückzuziehen und dort frei und unabhängig zu leben. Doch die so genannte „Anastasia-Bewegung“ ist nicht so harmlos, wie sie sich auf den ersten Blick gibt. Denn unter dem Deckmantel einer esoterischen Natur-Romantik werden verschwörungstheoretische, rechtsextremistische und antisemitische Ideologien verbreitet. Dr. Matthias Pöhlmann ist der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Er erklärt, wie die Anastasia-Bewegung einzuschätzen ist.
Familienlandsitze als Allheilmittel
Die Anastasia-Bewegung stützt sich auf eine zehnbändige Buchreihe des russischen Autors Wladimir Megre. In diesen Büchern schildert Megre die Begegnung mit einer jungen Frau aus der russischen Taiga namens Anastasia, die allein in der Natur lebt. Er beschreibt ihre übersinnlichen Fähigkeiten, sie ist etwa allwissend, kann heilen, mit Tieren kommunizieren und alle Sprachen sprechen. Außerdem offenbart sie ihm die vermeintlich wahren Hintergründe des Weltgeschehens. Die Grundidee, die dabei unter anderem vermittelt wird: Jede Familie soll auf einem eigenen Familienlandsitz leben und sich dort selbst versorgen, um „Reinheit“ zu erlangen. Basierend auf dieser Ideologie hat sich in den 1990er Jahren die Anastasia-Bewegung in Russland formiert – seit einigen Jahren versuchen die Anhänger auch in Deutschland Fuß zu fassen. „Das Problematische ist, dass die Bücher neben der Natur-Romantik auch eindeutig rechtsextremistische und antisemitische Vorstellungen enthalten. Die Anhänger sprechen etwa von der Überlegenheit der slawischen Rasse. Demokratie wird zudem als „Dämonkratie“ bezeichnet“, erklärt Dr. Matthias Pöhlmann.
Dr. Matthias Pöhlmann
Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, © ELKB McKee
Verschwörungstheorien als Grundsatz
Die Bücher geben zudem Verschwörungstheorien viel Raum: Die Welt würde beherrscht von jüdischen Priestern, die alles dafür tun, um die Gesellschaft unwissend zu halten. Dazu bedienten sie sich auch der modernen Medien. „Die Anastasia-Bewegung bietet mit ihren Theorien für viele Personen Anknüpfungspunkte – etwa für Reichsbürger, die Identitäre Bewegung oder auch Holocaust-Leugner. Es scheint für jeden etwas dabei zu sein. Und das macht die Gruppe so gefährlich“, betont Pöhlmann. Dass die Anhänger der Bewegung alles andere als harmlos sind, zeigte auch die zweijährige Undercover-Recherche zweier Reporter der rbb-Sendung „Kontraste“: Nach außen geben sich die Anhänger als harmlose Öko-Aussteiger, als naturliebende Siedler, die Singabende und Volksfeste veranstalten. Sind sie aber unter sich, zeigen sie ein anderes Gesicht: rassistisch, antisemitisch und homophob. Verdeckte Aufnahmen zeigen etwa einen der Anhänger in einem Tagungshaus eines bekannten Reichsbürgers in Bayern. Er sagt: „Homosexualität zeigt, dass im Stamm was nicht stimmt, da gehört der Stamm korrigiert. Zuerst werden kranke Kinder geboren, dazu zähle ich auch Homosexuelle, und im zweiten Schritt werden keine Kinder mehr geboren.“
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