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23.10.2017

Einbrüche vorhersehen und Täter stoppen

Einbrüche vorhersehen

Polizeiarbeit mit der Prognosesoftware „Precobs“

Die Software macht es systematischen Wiederholungstätern schwer

© Gina Sanders, fotolia

 

Angelehnt an die mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestatteten „Precogs“ aus dem Kinofilm „Minority Report“ hat das Institut für musterbasierte Prognosetechnik (IfmPt) eine Prognosesoftware namens „Precobs“ entwickelt, die gezielt Einbrüche vorhersagen soll. Die Software ist seit 2014 bei der Polizei in München und Mittelfranken im Einsatz und setzt damit neue Maßstäbe im Bereich der vorausschauenden Polizeiarbeit. In Stuttgart und Karlsruhe evaluiert das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht seit 2015 eine Pilotphase mit „Precobs“.

Mit vorhersehender Polizeiarbeit Folgedelikte eingrenzen

Techniken, die Verbrechen vorhersehen können, kennen viele nur aus Science-Fiction-Thrillern wie „Minority Report“ mit Tom Cruise. Dort arbeitet die Abteilung „Precrime“ der Washingtoner Polizei im Jahr 2054 daran, mittels Präkognition Morde zu verhindern, die in unmittelbarer Zukunft stattfinden sollen. Ermöglicht wird die durch sogenannte „Precogs“ – menschenähnliche Wesen mit hellseherischen Fähigkeiten, die in einem Zustand zwischen Traum und Wachen Visionen von Täter, Opfer und Zeitpunkt zukünftiger Verbrechen haben. In der Realität ist „Predictive Policing“ (vorhersagende Polizeiarbeit) zwar weniger phantasiereich, aber schon längst keine Zukunftsvision mehr. „Precobs“ steht für „Pre Crime Observation System“. Die Prognoseseoftware des IfmPt generiert unter Verwendung aktuellster Deliktdaten Prognosen für künftige Einbrüche, die von Polizeibehörden für operative und präventive Zwecke verwendet werden können. Vor allem im Bereich des Tageswohnungseinbruchs gibt es eine Reihe von internationalen Studien, die belegen, dass geografische Bezirke, in denen ein Einbruch erfolgt ist, häufig in kurzer Zeit und im direkten Umfeld mit Folgedelikten rechnen müssen. Das größte Problem stellen dabei professionelle Täter und Täterbanden sowie sogenannte „reisende Täter“ dar, die sich besonders lohnenswerte Bezirke vorher genau anschauen und von Stadt zu Stadt unterwegs sind. Hier kann die Software Polizisten dabei unterstützen, stetig neue Erkenntnisse über die Täter zu gewinnen, um sie im Idealfall auf frischer Tat zu ertappen.

Das Institut für musterbasierte Prognosetechnik (IfmPt) kombiniert Erkenntnisse aus interdisziplinären Feldern von Sozialwissenschaften, Kriminologie, Sozialgeografie und Informatik und bietet die hieraus entwickelten Konzepte, Methoden und Produkte international als Dienstleistung an.

So funktioniert „Precobs“

Wo die nächsten Einbrüche passieren, errechnet die Software anhand von Statistiken und mathematischen Algorithmen. Dazu werden Deliktsdaten aus den letzten fünf Jahren analysiert und mit kriminologischen Erkenntnissen ergänzt. Relevante Daten, die in die Analyse einfließen, sind vor allem

  • Tatort,
  • Tatzeit,
  • die Vorgehensweise des Täters sowie
  • die Art der entwendeten Wertsachen.

Die Herausforderung besteht darin, sogenannte „near repeats“ („nahe Wiederholungen“) richtig und ad hoc zu prognostizieren. Dabei untersucht die Software empirische Erkenntnisse aus dem spezifischen Deliktfeld und erarbeitet Unterscheidungsmerkmale für die Erkennung von Täterprofilen wie z. B.

  • Einzel- oder Wiederholungstäter,
  • Gelegenheitstäter oder professionelle Täter,
  • spontanes oder strukturiertes/organisiertes Vorgehen.

Die Gebiete, in denen Täter wiederholt auftreten, werden als „near repeat affin“ erkannt und bilden die Grundlage für die automatisierte Prognostizierbarkeit von Wiederholungstaten. Schließlich liefert die Software Kartenmaterial mit zeitlichen und räumlichen Angaben und zeigt farblich differenzierte Bezirke an, in denen die Wahrscheinlichkeit von weiteren Delikten signifikant hoch ist. Wenn ein Einbruchsdelikt unter bestimmten Voraussetzungen und an einem bestimmten Ort stattgefunden hat, geht die Software davon aus, dass es in den nächsten drei bis sieben Tagen in einem sehr engen regionalen Bereich zu Folgedelikten kommt.

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